Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0656
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lüneburg

vaste torne, grote graven: eyn enych wysmann 12
beholt vaken eyn sterke stadt, dorch unwys-
heyth vorlesen. 13 Derhalven hefft Solomon recht
ghesecht Proverb. 1. cap. [7]: De narren vor-
achten kunst und wysheyth, und Proverb. 11 [14]:
Wur neen gudt radt ys, dar gheyt [dat volk] under,
aver wor vele guder radtgheveren synn, dar
gheyth ydt woll tho.

Wat schal aver eyn raden, de sulvest nychtes
weyth edder nychtes erfaren hefft? Lerynghe ys
sulches eyn dynch, dat men dardorch averkumpt,
dat sust eyn ander myth velen jaren nycht mach
erfaren. Derhalven yseth schonn underwylen
eyn junkmann, ys gelerth yn guden kunsten, so
gheven ome de bocker, dat enem anderen vele
jar erfarynghe nycht edder lanchsam gyfft. Idt
scholden sych twe weyser menner by myner
tydt tho Frieborch undereynander vorsoken, wel-
ckor gheschychder unde wyser were. De olde
sprack: Yck hebbe de jar und grau har und myn
vele erfarynghe. De junghe sprack: Ock yck byn
nycht olt, aver myne boker synth older, denn
wolde darmydt anthenn, dat studeren eyn
mynsche yn kleyner tydt und yn velen jaren
ock grote dynch moth leren und enen ghe-
schycketh maken. Dyt alle segghe yk, dat men
de kunst alse eyn grote gave Gades yn erhen
holde, myth allen flyte, kostynghe und moghe
darnha stelle, welcker denn bequemelych mach
ghescheen, so men gude scholen holt, darynne
gude kunste und sede ghelereth werden. Wath
ordenynghe averst de scholen gheholden werden,
wyll yck yn ethlyken articulen vorvaten.

Wath vor eyn scholemester tho
erwelende sy.

Nemand kann beth leren alse de sulvest ghe-
lereth ys und eyn klar grunthlych vorstand hefft.
Derhalven schal me nemand byldychlyken 14 up-
werpen und tho dussen ampte gheropen werden,
he sy denn dorch geschyckede vorstendyghe lude

12 = weiser Mann.

13 — verloren.

14 = bald.

thovoren erkant, dat he ghelert und fram sy,
darmyth he eyn form 15 mach synn der christ-
lyke joghet yn guden kunsten und seden. Men
schall ock acht hebben, wat he vor eyn uth-
sprake hefft, wente ydt ys der jogheth vele dar-
an ghelegen. Wo he yn syne rede stamerth und
unschychlych tho lanchsam edder tho snelle re-
det, dat enbryngeth der scholen nycht eyn
wenych schaden, wente de jogeth ghemeynlych
nhavolget eren mesteren; by enem stamerden
mester leret men stameren und ovel reden,
welckor averst sedelych, woll bedechlych und
ganse worde redet, dat maketh ock woll beredet
syne scholer. In ethlyke slychten dynghen, de
alleyne dem lyve edder nerynghe andrippeth,
synn wy so vordrechlych und flytych: wo enen
synen son wyll tho enem handwerkesmanne
maken, eynem becker edder borberer, so erwele
wy denn de alderschyckesten becker edder bor-
berer, de yn der gansen stadt moghen erfunden
werden. Wo vele flytygher edder byllychlyker
scholle wy flyth vorwenden ym groten saken,
alse de ys, de jogheth yn fryen kunsten und
christlyker tuch upthothennde. Etlyke wyllen de
kostynghe besparen und eyn entfoldych schole-
mester erholden, dede nympt eyn weynych gel-
des, und wenn se tho eren schone perden schol-
len enen stalmester bestellen, so werden se neen
gelt sparen, wat se thom besten hadden. Wat
solche erdom der armen jogheth [schadet], de so
jammerlyken vorforth werth, kann eyn ider
wyser woll ghedenken. Ydt schall hyr neen kost
ghespareth werden, dat men rechte gelerde lude
tho der joghet hebbe. Gude upertenynghe der
jogheth wert alle bekostynghe averrychlych be-
talen und weddergelden; wente wat ys herwede
gudt edder vederlyke erfgudt, wo vele des jum-
mer ghesynn kann, jeghen kunst und gude sede,
welcke eyn mynsche woll kann herlych erneren,
offt he schon van synem vader nycht eyn scharf 15a
ervede. Groth gudt ungethoghen, ungheschychde
lude bathe vordometh und vortereth 16. Overst

15 = Muster.

iüa = Scherf, Münze von geringem Wert.

16 Hier folgte noch: ,,hebben“, ist gestrichen.

636
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften