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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0658
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Lüneburg

derve der armen jogheth; wente dede sulvest
nycht recht gelereth hefft und eyn idioth ys, de
kann ander lude nycht mer leren alse synn
kunst, de heth ignorantia, und yck segghe, dat
sulche ungelerde lude eynen unwedderbrynch-
lyken schaden donn. Solches tho beschutten,
schall nemand thoghelaten werden, he sy den
thovoren dorch gelerde lude examinerth und
ghenochsam gefunden. Idt were ock tho der sake
forderlych, dat behusynghe der scholen an enen
geleghen orde der stadt leghe. Derhalven schall
dat Barvotenkloster 20 tho der scholen vororn-
denth werden, und wat noch van overygen bro-
deren yn dem kloster weren edder synn 21,
schollen ym kloster, so se wyllen, an enen be-
sunderen orde wanen; wente ydt ys wedder de
egenschop enes woll geordenden ghemeynen
nutthe, tho nychten nudtlykes fynn, [dat se] so-
danen wyden orth der stadt schollen ynholden
edder beslann und dartho der stadt tho groten
torne Gades dat evangelium vorspotten und
lasteren.

Van der besoldynghe der scholemesteren.

Dewyle eyn yder arbeyder synes lones wer-
dych ys, wo de schryft secht [Luk 10,7], so ys
eyn truwe scholemester myth der besoldynghe
herlyken tho holden, darmede he nycht en-
brecket syner nerynghe, yn synen arbeyde vor-
hyndert werde, und schollen sych frame Chrisben
nycht besweren, sulchen tuchmester enen rede-
lyken besoldynghe tho ghevende. Dan dewyle
men sust yn gerynghen saken so vele geldes uth-
gyfft, is warlych ock nycht unbylljmh, dat men
hyr ock mylde sy, wat tho ener fryghen upte-
nynghe der jogheth horth. Wenn uth ener
scholen men eyn edder twe geschycket redelyker

20 Das Franziskanerkloster St. Marien in der
Nähe von Rathaus und Markt in der nörd-
lichen Stadtmitte; vgl. J. G. Bertram, S. 32 ff.;
W. Reinecke II, S. 33 ff.

21 Da die Franziskaner sich der Einführun_g der
Reformation widersetzt hatten, waren sie am
28. Aug. 1530 aus der Stadt vertrieben worden.
Nur Alte, Kranke und gebürtige Lüneburger,
im ganzen etwa 12 Personen, hatten im Klo-

menner yn teyn jaren upghetaghen werden tho
erhen und nuth ener stadt, so were doch desul-
wyghe kost rychlych betaleth. Dat hebben ock
de heyden ghewust;wast kostlyker, durbar men-
ner eyn gelerde lermester sy, schryfft Aristoteles
in Ettice 22, dat enen solchen nenen wedder-
geldynghe moge gescheen. Derhalven mach men
woll anseen, wo dur hyr de terynghe ys und
dat eyn scholemester, de synes amptes rechte
sorghe drycht, nych kann vele ghedanken up
tydtlyke nerynghe setten, und deme nha dem
solte deste beter maken.

Welcker kynder men tho der scholen schal
sckycken.

Gades gaven synt mannygerley, und nach dem
affgrunde syner wysheyt wunderbarlych hefft
he ghedeleth, alse thowylen yn tydtlyken enen
yn tydtlyken guderen west affgheyth 23 und
feylt, dat vorgeldet Gades gude yn anderen
gaven, alse kunst, vorstand und dergelyken;
daran begyfft sych vaken, dan arm eelude enen
sorm hebben, denn Godt myt enen fynen inge-
nio edder vorstanth begaveth hefft, daruth eyn
gelerth, durbar mann mach erthaghen werden,
so he tho der 1er ghetaghen werth, dat sust ane
hulp und radt umme de nerynghe wyllen der-
halven de swyne modt hoden edder eyn slych
handwerk leren und vordervet by ome de eddel
gadesghave, dardorch he mennyghen hadde nuth
und gudt schaffen konnen.

Derhalven erforder uns de christlyke leve und
byllyke sorghe und vorbetrachtynghe de overy-
cheyth, dat men eyn upsennt hebbe up alle kyn-
der, ock der armen, und wo man bewyndet 24
bonam mdolem, eyn gudt arth ym kynde, dat
men datsulvyghe hen schall schycken, und so

ster zurückbleiben dürfen; vgl. J. Schomaker,
S. 137 f.; J. G. Bertram, S. 33; A. Wrede,
S. 123 f.; O. Jürgens, S. 87; W. Reinecke II,
S. 165; vgl. auch Einleitung, S. 627.

22 Eth. Nicomach. IX, 1.

23 K. Ubbelohde, S. 71, verbessert folgender-
maßen: „alße to wylen wat enen yn tydt-
lyken guderen afgheyth ..

24 = findet.

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