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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0660
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Lüneburg

der gramactices nycht vaste ghelereth hefft, so
werd ydt neddervallen alle, wat du darup bu-
west. Sy ener sust gelerth, wo he wyll, wan he
yn der jogeth nen gudt grammacticus ys ghe-
worden, dat he nycht recht hefft gelereth de-
clineren, conjugeren, construeren, nycht recht
schryven und pronunctieren, so ys dat ome synn
levedaghe eyn groth nadell und hyndernys, dat
he nycht darf schryven edder reden vor de lude,
denn he moth ymmer sorghen, dat he rede un-
recht unde feyle yn der grammactica. Idt ys
ock seer nutthe, dat men der jogheth prosodiam
vvoll lere, dat se woll weten, welcker syllaben
lanch edder korth synth. Wo se dat nycht weten
und schonn construeren konnen, so derfen se
dennoch vor gelerde lude nycht reden; wente se
befruchten sych stede, wath lanch sy, dat se
dat korth reden; dat ludeth gans seer ovel vor
gelerde lude. Der Cicero 33 sprycketh: Juditium
aurium est superbissim.um. Ydt ys war, und eyn
ghelerth scholemester mach sulches woll leren,
wenn he nhu stedes latynn sprycketh und woll
redeth, so lerth ome de jogheth aff und redeth
ome nha, wo he geredeth hefft.

Wan men de gramactiken lereth, so schal men
ychteswes rynges nemen, overst dat gudt latyn
und fyn sententien hebben. Der boker hefft men
ytzunder van Gades gnaden ghenoch, alse Collo-
quia Erasmi 34 und derghelyken, und so de kyn-
der gheschycketh werden, denn Terentium, und
schall alle wecken eyn bestemmede stunde synn,
daran de jogheth eyn sententien edder twe uth
dem latynschen autore vor sych nemen und dem
scholemester ansegghe eyn yder worth, quae
pars orationis, und declinere de nomina und
conjugere de verba und segghe dar allewegha
by de regulen uth der grammactiken, dat de
joghet uth dem grunde lere, vorumme men eyn
yder verbum edder nomen schall also inflec-

33 Vgl. De natura deorum II, 146.

34 Colloquia familiaria, in ihrer ersten Gestalt
1518 und 1522 erschienen, stark erweitert
1526, danach noch sehr häufig aufgelegt;
Opp. (Clericus) Leyden I. 1703, S. 629 ff., vgl.
RE 3 5, S. 437.

teren; und darnha frage de scholemester nha
den regulas constructionum unde nych vele up
eynmall, und er de stunde kumpth, de decli-
nationn, conjugationn, constructionn, schal thom
ersten de scholemester de regulen van worden
tho worden vorklaren und de worde antheen,
wo men schall yn der rede bruken declyneren,
conjugeren, construeren, myth uthwendyghen der
regulen, so ghewonen se und nemen form van
ome. Wath de authores synn, de der jogenth
schollen vorghegeven werden, ys ghenochsam
darunder anghetekenth.

Dewyle aver eynes chrystlowyghen mynschen
condition schall pia synn, dat ys, he schall sampt
der kunst ock christlyken gheloven und christ-
lyche tuch leren, so ys van noden, dat men eyn-
mall yn der wecken, alse am Sonnavende, der
jogeth vorleggehe denn kleynen cathechismum 35,
de teyn ghebade, denn gheloven und dat Vader
unse, dat de jogheth by tyden lere, so vele moge-
lych ys, Godt kennen leren; den Paulus wyll
hebben Ephes. 6 [4], dat de jogheth upghetaghen
werde yn twenn stucken: in eruditione et cor-
reptione Domini, yn kunst und straffe des Heren,
dat men se lere eyn summe der christlyke lere
uth godtlyker schryft, darynne se horen van
Gades gherychte aver de sunde, syne barm-
hartycheyth, darmede se leren Godt fruchten,
eme vortruwen und leven. Dar schall de schole-
mester ethlyke fynn sententien, dede synn vor-
stendlych, uth der schryft nemen und der jo-
gheth nha und nha tho leren und spreken 36
vorgheven, alse van dem torne Gades, wo he
de sunde gruwlych straffen wyll, van der barm-
hartycheyth Gades, wo he uns leveth und uth
leve synen Sone gesanth hefft, dat he mynsche
gheworden ys, und dat Godt de Vader umme
synes Sons wyllen wyll uns vor syne kynder
hebben, tydtlych und ewychlych vorsorghen, so

35 Bek. Schr. S. 501 ff.

36 In der Druckvorlage folgt hier ein überflüs-
siges „und“.

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