Kirchenordnung 1575
las in Bardewiek 15, welche kirchen derselbe
erbar, hochw[eyse] radt biß daher stets mit
duchtigen und geschickten kirchendienern mit
radt des ministerii bestellet und vorsorget (dan
S. Michels kirchen 16 bestellen die herren des
klosters mit solchen personen, so mit dem mi-
nisterio pium consensum fovieren wollen), nicht
vorgonnet oder gestattet, das sich jemand dar-
ein ohne vorwissen und bewilligung des wort-
haltenden burgermeisters und superintendenten
exercieren oder offentlichen pro ooncione hören
lassen mugen, und seind grosse und gewisse ur-
sachen vorhanden, worumb man solchen ge-
brauch mit allem vleisse billich behelt und nicht
leichtlich lest fallen.
II. caput.
De legitimae vocationis processu.
Und als auch vieler bedenklichen ursachen hal-
ben zu diesem hochwirdigen ampte, dadurch Got-
tes ehre sonderlich befurdert, sein reich uff
erden bestetiget, eine heilige christliche kirche
gesamlet und die menschen zum ewigen leben
beruffen und geweiset werden, nicht ohne ge-
wissen unterscheid iderman, sondern alleine
solche personen bestalt und beruffen werden
sollen, welche die reine lehre des heiligen, salig-
machenden worts erstlich vor sich selbst recht
vorstehen und grundlich gelernet haben, damit
sie die zuhörer nicht auf böse, sondern alleine
auf gute und gesunde weyde fuhren konnen,
wie daher Godt der almechtige die heiligen pro-
pheten in dem alten testament selbst, ehe ehr
ihnen zu predigen befholen, entweder durch son-
derliche offenbarungen geleret oder sonsten zur
schule gehalten und der Herr Christus seine
liebe apostolen und junger, ehe ehr sie zu lehren
in die ganze welt ausgesandt, in die viertehalb
jahr lang selbst durch viele und mennigerley
15 Kapelle des städtischen Leprosenhauses, vgl.
O. Jürgens, S. 27; E. Zechlin, S. 8, 50; W.
Reinecke I, S. 48.
16 Kirche des Benediktinerklosters im Nordwesten
der Stadt. Das Kloster war 955 von Hermann
und Amelung Billung auf halber Höhe des
Kalkberges gegründet worden, die Kirche
predigten aufs allergetreuligste und vleissigste
unterwiesen. Es haben auch die lieben apostolen
einen von den menneren, so die ganze zeit uber,
welche der Herr Christus von der taufe Jo-
hannis ahn bis uff den tag seiner himmelfart
unter ihnen aus und eingegangen, bey ihnen ge-
wes>en, seine predigten gehöret und wunder-
werke neb'enst ihnen gesehen, in des vorreters
Judae stette zum zeugen seiner auferstandung
genommen [Act 1,21 f.], ja, sie haben auch von
ihren discipelen alleine diejennen, so die reine
lehre richtig von ihnen gefasset, alse den Ste-
phanum und Philippum, wie auch der Paulus
den Timotheum, so von kind auf die heiligen
schrift geleret, ahn ihre stedte zu predigen vor-
ordnet. Weil es auch vonnöten, das die diener
des worts nach der gesunden lehre selbst, so-
viel immer muglich ist, unstrefflich leben, da-
mit sie nicht mit der einen hand bauen und mit
der andern widerumb einreissen, sondern viel-
mehr rechte furbilder der herde Christi sein
konnen, wie der heilige apostel Paulus 1. Timot.
3. cap. [1 ff.] derowegen erfurdert, das ein bisschoff
xmstrefflich sein etc. und unter andern auch ein
gutt gezeugnus haben solle von denen, die dar-
aussen seind, auf das ehr dem lesterer nicht in
die schmacheit und stricke falle, auch dieß dar-
zu gehöret, das ehr von dem lieben Gotte mit
den gaben b-egnadet sey, das ehr andere leute
widderumb cum fructu unterweysen, vormah-
nen und lehren kan, wle der heilige apostel
Paulus [1. Tim 3,2] in dem vorangezeigten orte
unter andern erfurdert, das ehr auch lehrhaftig
sein solle:
l.So hat man sich bis daher, so oft es die nott
erfurdert, stets mit sonderm vleisse nach gueten,
bekanten, unvordechtigen und unberuchtigeden
pers-onen umbgethon, dieselben auch, ehe man
sie zu solchem hochwirdigen ampte genzlichen
diente dem Herzogshaus als Begräbnisstätte.
Nachdem Burg und Kloster 1371 zerstört
worden waren, wurden Kloster und Kirche
1373 weiter östlich iimerhalb der neugezoge-
nen Stadtmauer wieder erbaut. Vgl. J. G.
Bertram, S. 14 ff.; O. Jürgens, S. 26; W.
Reinecke I, S. 16 f„ 47 f„ 134 ff.
653
las in Bardewiek 15, welche kirchen derselbe
erbar, hochw[eyse] radt biß daher stets mit
duchtigen und geschickten kirchendienern mit
radt des ministerii bestellet und vorsorget (dan
S. Michels kirchen 16 bestellen die herren des
klosters mit solchen personen, so mit dem mi-
nisterio pium consensum fovieren wollen), nicht
vorgonnet oder gestattet, das sich jemand dar-
ein ohne vorwissen und bewilligung des wort-
haltenden burgermeisters und superintendenten
exercieren oder offentlichen pro ooncione hören
lassen mugen, und seind grosse und gewisse ur-
sachen vorhanden, worumb man solchen ge-
brauch mit allem vleisse billich behelt und nicht
leichtlich lest fallen.
II. caput.
De legitimae vocationis processu.
Und als auch vieler bedenklichen ursachen hal-
ben zu diesem hochwirdigen ampte, dadurch Got-
tes ehre sonderlich befurdert, sein reich uff
erden bestetiget, eine heilige christliche kirche
gesamlet und die menschen zum ewigen leben
beruffen und geweiset werden, nicht ohne ge-
wissen unterscheid iderman, sondern alleine
solche personen bestalt und beruffen werden
sollen, welche die reine lehre des heiligen, salig-
machenden worts erstlich vor sich selbst recht
vorstehen und grundlich gelernet haben, damit
sie die zuhörer nicht auf böse, sondern alleine
auf gute und gesunde weyde fuhren konnen,
wie daher Godt der almechtige die heiligen pro-
pheten in dem alten testament selbst, ehe ehr
ihnen zu predigen befholen, entweder durch son-
derliche offenbarungen geleret oder sonsten zur
schule gehalten und der Herr Christus seine
liebe apostolen und junger, ehe ehr sie zu lehren
in die ganze welt ausgesandt, in die viertehalb
jahr lang selbst durch viele und mennigerley
15 Kapelle des städtischen Leprosenhauses, vgl.
O. Jürgens, S. 27; E. Zechlin, S. 8, 50; W.
Reinecke I, S. 48.
16 Kirche des Benediktinerklosters im Nordwesten
der Stadt. Das Kloster war 955 von Hermann
und Amelung Billung auf halber Höhe des
Kalkberges gegründet worden, die Kirche
predigten aufs allergetreuligste und vleissigste
unterwiesen. Es haben auch die lieben apostolen
einen von den menneren, so die ganze zeit uber,
welche der Herr Christus von der taufe Jo-
hannis ahn bis uff den tag seiner himmelfart
unter ihnen aus und eingegangen, bey ihnen ge-
wes>en, seine predigten gehöret und wunder-
werke neb'enst ihnen gesehen, in des vorreters
Judae stette zum zeugen seiner auferstandung
genommen [Act 1,21 f.], ja, sie haben auch von
ihren discipelen alleine diejennen, so die reine
lehre richtig von ihnen gefasset, alse den Ste-
phanum und Philippum, wie auch der Paulus
den Timotheum, so von kind auf die heiligen
schrift geleret, ahn ihre stedte zu predigen vor-
ordnet. Weil es auch vonnöten, das die diener
des worts nach der gesunden lehre selbst, so-
viel immer muglich ist, unstrefflich leben, da-
mit sie nicht mit der einen hand bauen und mit
der andern widerumb einreissen, sondern viel-
mehr rechte furbilder der herde Christi sein
konnen, wie der heilige apostel Paulus 1. Timot.
3. cap. [1 ff.] derowegen erfurdert, das ein bisschoff
xmstrefflich sein etc. und unter andern auch ein
gutt gezeugnus haben solle von denen, die dar-
aussen seind, auf das ehr dem lesterer nicht in
die schmacheit und stricke falle, auch dieß dar-
zu gehöret, das ehr von dem lieben Gotte mit
den gaben b-egnadet sey, das ehr andere leute
widderumb cum fructu unterweysen, vormah-
nen und lehren kan, wle der heilige apostel
Paulus [1. Tim 3,2] in dem vorangezeigten orte
unter andern erfurdert, das ehr auch lehrhaftig
sein solle:
l.So hat man sich bis daher, so oft es die nott
erfurdert, stets mit sonderm vleisse nach gueten,
bekanten, unvordechtigen und unberuchtigeden
pers-onen umbgethon, dieselben auch, ehe man
sie zu solchem hochwirdigen ampte genzlichen
diente dem Herzogshaus als Begräbnisstätte.
Nachdem Burg und Kloster 1371 zerstört
worden waren, wurden Kloster und Kirche
1373 weiter östlich iimerhalb der neugezoge-
nen Stadtmauer wieder erbaut. Vgl. J. G.
Bertram, S. 14 ff.; O. Jürgens, S. 26; W.
Reinecke I, S. 16 f„ 47 f„ 134 ff.
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