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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0677
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Kirchenordnung 1575

nusse willen zu vormeiden, das nach der lehre
Pauli in der gemeine Gottes alle ding fein er-
barlich und ordentlich zugehe [1. K 14,40], da-
mit nicht mehr zurissen dan erbauet werde.
Darumb helt mans hie in diesen kirchen mit
solchen dingen wie folgt:

Des Sonnabendes thuet man umb halbwegen
zweyen zu S. Johanse, zu S. Lambert, zu S.
Nicolaus 35 eine halbe stunde biß umb zwei
schlegen aus dem catechismo eine vormhanung
denen, so des folgendes tages zum hochwirdi-
gen sacrament gehen wollen, und wird ihnen
eine gewisse forma confessionis nicht darumb,
das sie alle daran gebunden sein sollen, sondern
das die einfeltigen eine gewisse anleitunge ha-
ben mögen, vorgelesen wie folgt:

Forma confessionis.

Ich armer sundiger mensche bekenne vor Gott
und euch in Gottes stedte, das ich nicht alleine
in sunden entfangen und geboren bin, sunder
auch die zehen gebott Gottes, meines Herrn, mit
gedanken, worten und werken vielfaltigerweyse
ubertretten habe, dan ich beliebe, glaube und
vortraue Godt nicht von ganzem herzen, ich
lobe, preise und danke ihme nicht so vleissig
vor seine unzellige gnade und wolthaten, als
ich woll thuen solte, sunder lestere, fluche und
schwere oftmals vorgeblich bey seinem heiligen
nhamen, ich höre nicht so vleissig Gottes wort
und gehe nicht so oft zum hochwirdigen sacra-
mente, alse ich billig thuen solte, sondern vor-
seume es oftmals leichtfertigerweyse, bin auch
meinen eltern, obrigkeit, herren und frauennicht
gehorsam gewesen, habe mit meinem negsten
gezörnet, bin in worten und werken unzuchtig,
habe meinem negsten schaden lassen gesche-
hen, achterredet, felschlich belogen, sein gutes
gerucht abgeschnitten und das seine oftmals be-
geret etc. Ich weiß auch, das Gott solcher sunden
und ubertrettung von herzen gram und feind
ist, dieselben hasset und ernstlich straffen will
in den unbußfertigen. Mir aber ist solches al-

zumhale von grund meines herzen leid und be-
ruffe mich auf die grundlose barmherzigkeit
Gottes, die da grösser ist als der ganzen welt
sunde, und uff das reiche vordienst meines
Hern und erlösers Jesu Christi, welchs eine
gnugsame bezhalunge ist vor aller menschen
sunde uff erden, und uff die grosse guttigkeit
des heiligen Geistes und gleube vestiglich, das
Gott mich aus lauter gnaden annhemen und umb
Christi willen mir meine sunde vorgeben wolle.
Begere derhalben solchen meinen doch schwa-
chen glauben von solcher gnadenreichen vor-
gebung der sunden mit dem wahren leibe und
theurem blute Christi zu sterken, und bitte, ihr
als ein diener Christi, deme das ampt der
schlussel befholen ist, wollet mir ahn seiner
stette vorgebung der sunden ansagen und vor-
kundigen und mit Gottes worte trösten, damit
ich das hochwirdige sacrament wirdiglichen
empfangen möge; dan ich vorhoffe hinfurder
die sunde mit hohem vleisse zu vormeiden und
mein sundliches leben vormittelst gottlicher
gnade und hulfe und mit wirkung des heiligen
Geistes zu besseren.

Eine kurze form der bicht.

Ich armer sunder bekenne vor Gott und euch
in Gottes stedte, das ich in sunden empfangen
und geboren bin und die gebott Gottes mit ge-
danken, worten und werken vielfaltigerweyse
ubergetreten habe, und weiß, das Godt der
sunden von herzen feind ist und dieselbige ernst-
lich straffen will in allen unbusfertigen. Mir
aber seind alle meine sunde von grund meines
herzen leid und beruffe mich uff die grundlose
barmherzigkeit Gottes des Vaters, uff das grosse
vordienst seines lieben Sohns Jesu Christi und
uff die gütigkeit des heiligen Geistes und glaube
vestiglich, das Gott mir aus lauter gnaden
meine sunde umb Christi willen vorgeben wölle.
Darumb begehre ich solchen meinen glauben mit
dem wahren leibe und theurem blute Christi zu
sterken und bitte, ihr wollen mir ahn Gottes

3>> Vgl. S. 652, Anm. 10—12.

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