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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0708
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Lüneburg

tum enim non est dandum canibus nec margari-
tae ante porcos proiiciendae, Matt. 7. cap. [6],

Wo aber ein solcher in leibsschwackheit geriete
und mit krankheit befiele, doch keine thodtsge-
fahre vorhanden und sich gleichwoll mit der kir-
chen widerumb zu vorsohnen begeren wurde,
den soll man auch nicht alsobalde annhemen,
sonder einen tag, zwey oder drey nach gelegen-
heit der krankheit und gefhar oder seines vleis-
sigen anfurderns harren lassen und alsdan in
kegenwertigkeit etzlicher glaubwirdiger zeugen,
wie jetzt vormeldet worden ist, annhemen. So
aber todtsgefahr vorhanden oder ehr es herz-
lichen begeren wurde, so soll ehr ohne vorzug,
gleichsfals wie vormeldet worden ist, angenom-
men werden, und wird sich hirinnen ein jeder
prediger wissen, als einen treuen seelsorger ge-
buret, zu vorhalten.

Wen sich aber einer offentlichen vorgriffen
und vorsundiget und balt darnach, ehr wehre
nach obermelter weyse vormhanet oder nicht,
mit Godt und der kirchen widerumb zu vor-
söhnen begerte, denselben soll man ohne vorzug
und jeniges abweysen, wie bis daher gebreuch-
lich gewesen, in beysein zweyer oder dreyer zeu-
gen, vor welchen ehr seine sunde bekenne und
sich ernstlichen zu besseren anlobe, widerumb
aufnhemen.

Wo auch befunden vvird, das jemand, so Got-
tes wort leiderlich vorseumet und selten zum
hochwirdigen sacrament gehet, und nachdem ehr
von seinem beichtvatter aufs allergetreuligste,
Gottes wort vleissig zu hören und oftmals zum
heiligen sacramente zu gehen, vormhanet wor-
den, sich ernstlichen bessert, denselben soll man
ohne jeniges abweisen und ohne zeugen zulassen.

Wo ehr aber, aller getreuen vormhanung un-
geachtet, in seinem unchristlichen vornhemen
vorharret und vor seinem absterben in einem
ganzen oder anderthalben jhare nicht zum
abendmhale des Hern gewesen, so soll mit ihme
dieser kirchen gebrauche nach, wie geschrieben
stehet: Du solt kein falsches gezeugnus reden,
niemand aus dem ministerio zum begrebnus
gehen.

Dieß seind also die furnembsten stucke unse-
rer kirchenceremonien, als wir dieselben von
unseren christlichen vorfharen quasi per manus
empfangen, bis daher durch Gottes gnade vleis-
sig gehalten und hinfurder nicht allein getreu-
lich zu bewahren, sonder auch ad posteros et
successores nostros zu transmittiren gedenken,
und nachdem wir dieselben, wie sie in diesem
buche vorzeichnet seind, unserer lieben obrigkeit
und patronen, dem erbaren hochweysen rathe
dieser eherentreichen stadt Luneburg, ohn wel-
cher vorwissen und consent wir disfals nichts
haben vornhemen sollen noch wöllen, zu lesen
und judicieren ubergeben, und derselbe erbar
hochweyser radt befunden, das es alles zum
mheren teil dem alten wolhergebrachten ge-
brauche gemeß, auch vormerket, das die ur-
sachen dieses unseres vornhemens, welche im
anfang dieses buchs zum theile vormeldet wor-
den, christlich, dem heiligen gottesworte einlich,
zur ehre Gottes dienlich, zu sonderlicher erbau-
ung der kirchen Gottes nutze, zu errettung vieler
seelen heilsam, zu abschaffung allerley erger-
nussen, wie auch zu grosses unraths und bösen
vorhuetung guett und zu merklicher befurde-
rung alles besten zutreglich, als hat ein ganzer
erbar hochweyser radt im jhare nach Christi, un-
sers Hern und heilandes geburt eintausentfunf-
hundertundfunfundsiebenzig, den ersten tag De-
cembris, dies buch der kirchenordnung in allen
und jeden artickeln und punkten im nhamen
des almechtigen Gottes einhelliglichen gecon-
firmirt und bestettiget. Wollen auch, das alles
in demselben dextre et quod dici solet cum
grano salis vorstanden und mit der predigt des
heiligen gottlichen wortes, dem rechten ge-
brauche der heiligen sacramenten und allen an-
dern christlichen ceremonien nicht anders dan
dieser vornotelung nach in allen kirchen hie-
selbst, soviel muglich, mit allem vleisse ein-
helliglichen zugehen und gehalten, alles ad aedi-
ficationem und nicht ad destructionem gebraucht
werden solle.

Worauf sich das ganze erwirdige ministe-
rium dieser löblichen kirchen zu Luneburg fol-

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