1. Heiligenleben (WIN-Programm)

Siebter Forschungsschwerpunkt
„Wie entscheiden Kollektive?"

7. Heiligenleben: Figurationen von Heiligkeit zwischen
Individualentscheidung und kollektiver Anerkennung (950-1750)
Kollegiatinnen und Kollegiat:
Prof. Dr. Daniela Blum (assoziiert),1 Dr. Marie Gunreben,2
Dr. Christoph Haack,3 Dr. Beatrice von Lüpke (assoziiert)4
1 RWTH Aachen
2 Universität Konstanz
3 Eberhard Karls Universität Tübingen
4 Universität Wien
Unser Geschichte, Kirchengeschichte und Literaturwissenschaft verbindendes
Projekt beschäftigt sich mit Figurationen von Heiligkeit in religiösen und literari-
schen Texten des Mittelalters und der Neuzeit. Im Zentrum unserer Überlegungen
steht die Frage, mit welchen Entscheidungsszenarien Heiligkeit in verschiedenen
Zeiten und Kontexten in Verbindung gebracht wird. In der zweiten Förderperiode
(2022-2023) haben wir uns mit der Figur als ,Basiseinheit' von Heiligkeit ausein-
andergesetzt und nach den Spezifika heiliger Figuren gefragt. Eine leitende Hypo-
these unserer Analysen bestand in der Vermutung, dass heilige Figuren zwar von
dem sie umgebenden Kollektiv separiert werden, dass sie aber zugleich auf das
Kollektiv als legitimierende Instanz bezogen und von diesem abhängig bleiben.
Diesem Spannungsverhältnis zwischen heiligen Figuren und Kollektiven sind
wir in verschiedenen Formaten und Konstellationen nachgegangen: Im Rahmen
von Arbeitstreffen haben wir unterschiedliche Methoden der Figurenanalyse auf
ihr Potenzial für die Untersuchung heiliger Figuren befragt und ihre Vereinbarkeit
mit entscheidungstheoretischen Konzepten evaluiert. Zu diesen Arbeitstreffen
haben wir vereinzelt auch externe Gäste eingeladen, die zu veiwandten Themen
arbeiten - im Januar 2023 etwa den Historiker Royston Lin, der an der Univer-
sität Freiburg ein Promotionsprojekt zu katholischen Heiligen in der jesuitischen
Mission in China verfolgt. Im Februar 2023 haben wir unsere Überlegungen dann
im Rahmen eines Workshops an der Akademie mit Kollegen und Kolleginnen ver-
schiedener Fachrichtungen diskutiert. Dieses ,Atelier' „Figur und Heiligkeit" war
als konzentrierter Arbeitsworkshop angelegt: Quellentexte wurden im Vorfeld he-
rumgeschickt, während des Ateliers in Form von thesengeleiteten Impulsen noch
einmal vorgestellt und dann ausführlich diskutiert. Dieses Veranstaltungsformat
war vorbereitungsintensiv, hat sich aber als äußerst gewinnbringend eiwiesen. Die

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