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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0010
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Von kreativen Impulsen zur
Nachhaltigkeit:
Innovationsleistungen religiöser
Gemeinschaften im Mittelalter
Julia Becker und Julia Burkhardt

„Wir wollen keine Neuerungen und wir wollen auch nicht von unseren Mitbrü-
dern als Erfinder von Neuerungen verurteilt werden!"1 Mit diesen harschen
Worten wehrten sich - so beschrieb es zumindest der Chronist Ordericus Vita-
lis (ca. 1075-1142) - im 11. Jahrhundert die Mönche des Benediktinerklosters
von Molesme gegen die Neugründung des Zisterzienserordens. Ordericus war
ein normannischer Benediktinermönch, und der kometenhafte Aufstieg der
Zisterzienser im hochmittelalterlichen Europa erschien ihm mehr als zweifel-
haft: hier konnte etwas nicht stimmen - also mussten die von den Zisterziensern
eingeführten Neuerungen, die novitates, schuld sein!2 Für uns heute klingt das
etwas seltsam: Immerhin strebt unsere Gesellschaft beständig nach Veränderun-
gen, Neuerungen und Verbesserungen. Eines der beliebtesten Schlagworte hier-
für ist das der „Innovation". Der Begriff leitet sich vom lateinischen Verb inno-
vare (erneuern) ab und bedeutet daher wörtlich „Neuerung" oder „Erneuerung".

1 Ordericus Vitalis, The Ecclesiastical History. Vol. 4: Books VII and VIII, hg. und übersetzt
von Marjorie Chibnall (Oxford medieval texts), Oxford 1983, lib. 8, cap. 26, hier S. 320-
321: Quae aprioribus cenobitis qui religiose uixerunt seruanda didicimus, ac nt heredes ordi-
nis et possessionis habemus, quamdiu Cluniacenses sine Turonenses aliique reguläres uiri ea
nacti fuerint non dimittimus, nee ut temerarii nouitatum adinuentores a fratribus nostris
longe lateque condemnari uolumus.

2 Aus der Fülle der Literatur zu Ordericus Vitalis sei verwiesen auf folgende ausgewählte
Studien: John O. Ward, Ordericus Vitalis as Historian in the Europe of the Early Twelfth-
Century Renaissance, in: Parergon 31,1 (2014), S. 1-26; Marjorie Chibnall, A twelfth-
century view of the historical church: Orderic Vitalis, in: Dies., Piety, power and history in
medieval England and Normandy (Variorum collected studies series 683), Aldershot 2000,
S. 1:115-134 sowie Volker Honemann, Ordericus Vitalis über die Anfänge des Zisterzienser-
ordens, in: Cistercienser Chronik 105 (1998), S. 79-85.
 
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