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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0202
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Zur Montantätigkeit der Walkenrieder Zisterzienser im Westharz 1 201

und Kupferkies37 auf Gangzügen. Das Blei wurde vor allem als unentbehrlicher
Zuschlagstoff für die Silberverhüttung benötigt. Im Einzelnen handelt es sich
um Abbaustätten entlang der Innerste zwischen dem heutigen Wildemann und
Lautenthal (bei Wildemann selbst, im Kleinen Hütschental, am Bromberg und
im heutigen Forst Neckelnberg), weiter westlich davon im ganzen Pandelbach-
forst (im Streithorst, im Brackelsberg, am Kirchhofsborn, im Großen und Klei-
nen Ochsengrund sowie im oberen Pandelbachtal) und schließlich nördlich des
Pandelbachforstes am Nönnekenberg (damals „Silverholt", bis 1262 Ganders-
heimer Besitz).38 Dazu kam noch die Förderung von Eisenerz am Winterberg.39
Diese Gruben lagen also ganz überwiegend im östlichen Teil des genannten
Walkenrieder Forstbesitzes.

Vorkommen von Weißgültigerz (PbAgSbS3) mit bis zu 10% Silberanteil, nur hier handelt es
sich also um eigentliche Silberadern, Bartels, Strukturwandel (wie Anm. 11), S. 33, S. 36
(Beobachtungen zum Rammelsberg auf S. 34-35); vgl. Fessner/Friedrich/Bartels,
Gründliche Abbildung (wie Anm. 11), S. 27, S. 49, S. 115-116; Bartels, Der Bergbau (wie
Anm. 10), S. 20-21. Zum Röst-Reduktionsverfahren zur Gewinnung von Blei aus Galenit
siehe Alper, Mittelalterliche Blei-/Silberverhüttung (wie Anm. 11), S. 106-107; archäologi-
scher Nachweis durch die Silikat- (SiO2) und Eisenoxidschlacken (FeO); entsprechende
Ofengruben bzw. Herdstellen sind im Zusammenhang mit der Grabung Johanneser Kur-
haus beschrieben (ebd., S. 107); zum Treib- oder Kupellationsprozess zur Gewinnung des
Silberanteils aus dem sog. Werkblei, ebd., S. 108-109; vgl. auch Wolfgang BROCKNER/Clau-
dia GRIEBEL/Stefanie Koerfer, Verhüttungsrelikte als Prozeßindikatoren der frühen Me-
tallerzeugung in der Harzregion, in: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 66
(1997), Teil 1, S. 55-62, S. 56-57 („verbleiendes Schmelzen"). Der vorrangige Abbau des
Bleiglanzes gewann seine eigentliche Attraktivität erst nach dem hier beobachteten Zeit-
raum, als um 1470 neue Verhüttungstechniken gestatteten, das Blei effektiver als bisher von
der Schlacke zu trennen, Bartels, Strukturwandel (wie Anm. 11), S. 54-55; vgl. Fessner/
Friedrich/Bartels, Gründliche Abbildung (wie Anm. 11), S. 43; das Blei wurde im Rah-
men der neuen Seigerhüttenverfahren seinerseits als Zuschlagstoff benötigt, um Silber aus
Kupfererzen heraustrennen zu können, ebd., S. 111-112.
37 Jüngste Untersuchungen der Schlackenhalden im Rammelsberg lassen allerdings erkennen,
dass dort in der mittelalterlichen Abbauperiode noch die Gewinnung von Kupfer im Vorder-
grund gestanden hatte (traditionell wurde vorausgesetzt, es sei in erster Linie um den Silber-
bergbau gegangen), für den Oberharz hingegen darf auch weiterhin davon ausgegangen wer-
den, dass schon im Mittelalter die Erschließung der dort viel reicheren Silbervorkommen das
hauptsächliche Ziel der Montantätigkeit war, Bartels, Strukturwandel (wie Anm. 11), S. 41;
vgl. Fessner/Friedrich/Bartels, Gründliche Abbildung (wie Anm. 11), S. 34. In größeren
Teufen bergen die Oberharzer Vorkommen ferner auch Zinkblende, es erscheint jedoch frag-
lich, ob deren Abbau in der Grangienzeit schon von Bedeutung war. Zur genauen Zusam-
mensetzung der im Westharz geförderten Erze vgl. Spiess, Die Beziehungen (wie Anm. 1),
S. 269, hier heißt es, das vorrangige Ziel des mittelalterlichen Bergbaus zwischen Lautenthal
und Wildemann seien die genannten Kupfererze gewesen, das bestätigen Bartels, Struktur-
wandel (wie Anm. 11), S. 28-56; und Bartels, Der Bergbau (wie Anm. 10), S. 21, S. 28.
38 Uhde, Die Gutswirtschaft (wie Anm. 10), S. 173-176.
39 Lommatzsch, Der Westharz (wie Anm. 13), S. 53.
 
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