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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Editor]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0320
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Religiose Gemeinschaften in Mecklenburg und Pommern 1 319

hochadeligen Handlungsweisen und Motivlagen als Stifter und Wohltäter bei
Memoria und Repräsentation kann grundsätzlich für die Beschreibung von sozi-
alen Formationen des Hoch- und Spätmittelalters Erkenntnisse aufschließen.12
Auf die Suche nach klösterlichen Kulturleistungen begab sich auch eine an-
dere Tagung, die die Heimatpflege Augsburg und Landesgeschichte Erlangen in
der Schwabenakademie Irsee veranstaltete. Unter dem Titel: „Klöster, Kultur
und Kunst in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Eine Leistungsbilanz zur Sa-
krallandschaft im deutschen Südwesten" ging es um die Zerstörung von prospe-
rierenden ordensübergreifenden Klosterherrschaften durch die Säkularisation.13
Das Programm beklagt konfessionalistisch den Verlust von territorialen Ämtern
und lokaler Wirtschaft, reichem Kunstschaffen, Sakralkultur und Gelehrsam-
keit. Die Folgen einer sog. „Provinzialisierung der ländlichen Gewerbe- und
Kulturlandschaft" werden ausgemacht, dabei die zeitgenössische protoindustri-
elle Leinen- und Textilregion nördlich des Bodensees sozialromantisch überse-
hen und nostalgisch ein Badischer Liberalismus und Karl von Rotteck ausge-
blendet. In affirmativer Zurschaustellung eines Saldos geht die so verstandene
konservierende Perspektive zurück und sucht gerade nicht nach dem erneuern-
den Movens oder gar einem fortschrittlichen Impetus, der das Fragen dieses
Beitrags leitet. Um klösterliche Leistungsfähigkeit zu ermitteln sind andere
Zugänge zu wählen.
Zur Veranschaulichung der Problematik kann man auf die Buchmalerei aus
dem Prosaroman „Pontus und Sidonia" in einer Handschrift der Universitätsbi-
blitothek Heidelberg zurückgreifen (Abb. 29).14 Die Mönchsväter des hinter
cultures of Northern Europe 24), Turnhout 2011; Dies., Klosterstiftungen polnischer Ade-
ligen im 12. Jahrhundert. Fragen nach Motiven und „Selbstdarstellung", in: East Central
Europe 29, 1/2 (2002), S. 155-166; Dies., Cistercian monasteries on the northern frontiers
and their social context: comparative study of Scotland and Pomerania (an overview of the
project), in: Klosterlandschaften. Methodisch-exemplarische Annäherungen, hg. von Roman
Czaja (MittelalterStudien des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters
und seines Nachwirkens, Paderborn 16), München 2008, S. 127-140.
12 Hans-Joachim Schmidt, The Imperial Dynasty of Luxemburg, the Emperors, and the Men-
dicant Orders in the Fourteenth Century, in: Religious and Laity in Western Europe 1000-
1400. Interaction, Negotiation, and Power, hg. von Emilia JAMROZIAK/Janet E. Burton
(Europa sacra 2), Turnhout 2007, S. 147-166; Jens Röhrkasten, The Mendicant Orders in
Urban Life and Society. The Case of London, Religious and Laity in Western Europe, hg.
von Jamroziak/ Burton (wie Anm. 12), S. 333-356.
13 Klöster, Kultur und Kunst in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Eine Leistungsbilanz zur
Sakrallandschaft im deutschen Südwesten, hg. von Wolfgang Wüst, Berlin u. a. 2020. Folgen-
des Zitat nach: https://www.hsozkult.de/event/id/event-89012.
14 Universitätsbiblitothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 142, fol. 41v (Werkstatt Ludwig Henfflin,
um 1475); vgl. Pontus und Sidonia. Farbmikrofiche-Edition der Handschrift Heidelberg, Uni-
versitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 142. Literarhistorische Einführung und Beschreibung der
Handschrift von Henrike Lähnemann (Codices illuminati medii aevi 52), München 1999.
 
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