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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Editor]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0370
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Geistliche Gemeinschaften im Mittelalter zwischen Hof, Stadt und Kloster 1 369

bedachte auch die übrigen Mendikantenklöster in den habsburgischen Län-
dern mit großzügigen Zuwendungen. Allerdings traten habsburgische Famili-
enmitglieder erst nach Fertigstellung von Kirche und Konventsgebäude nahe
der neuen Burg auch in das Kloster ein, dessen Bauweise wie bei vielen Wiener
Klöstern auch Kontaktzonen für die Kommunikation mit Verwandten und
Freunden vorsah.74
Neben den Habsburgern unterstützten auch adelige und bürgerliche Gruppen
die Wiener Mendikanten. Zahlreiche Benefaktoren hatten ihre Grablegen, finan-
ziert durch Jahrtagstiftungen an beide Konvente, in der Minoritenkirche. Sie
sind meist in politischer Nähe zu den Habsburgern zu finden. Das zeigen beson-
ders Zuwendungen, die während der letzten Aufstände gegen die Habsburger-
herrschaft erfolgten (1309/1310).75 Unter den Förderern der Klarissen waren so-
wohl landsässige herzogliche Parteigänger wie auch urbane Elitenvertreter
beiderlei Geschlechts. Wie die Habsburger und ihre Gefolgsleute nutzten auch
diese Familien Klöster und karitative Einrichtungen als Integrationsorte, um so-
ziale und politische Beziehungen zu ihresgleichen zu begründen oder zu befesti-
gen.76 Das Testament (1306) der Witwe Margarethe Preusselin aus einer alten und
weitverzweigten Wiener Familie, welche die neuen Herrscher tatkräftig unter-
stützte, ist dafür ein gutes abschließendes Beispiel: Margarethe war Witwe des
Heinrich Preussl, Tochter des Otto „am Hohen Markt" und Angehörige der ein-
flussreichen Familie der Greifen, die dem Milieu der cives et milites entstammte.
Margarethes Urkunde trägt ihr Siegel, das sie von ihrem verstorbenen Ehemann
übernommen hatte, sowie jene einiger ihrer Verwandten, die alle maßgebliche
Positionen in der Wiener Stadtverwaltung innehatten: ihr Bruder Greif war
Stadtrichter, ihre Cousins waren der Hubmeister Konrad und Ulrich bei den

74 Vgl. die Zusammenstellung der Zuwendungen bei Schedl, Klosterleben und Stadtkultur
(wie Anm. 61), S. 245-254. Prominente Äbtissinnen waren Herzog Albrechts II. Schwester
Anna oder Herzog Rudolfs IV., Schwester Katharina. Diese beiden Herzöge waren beson-
ders aktive Förderer des Klosters. Rudolf IV. beanspruchte, die Vogtei selbst auszuüben, eine
Rolle, die er ansonsten nur für sein spezielles geistliches Projekt, die Kirche von St. Stephan
übernahm: Dazu Lukas Wolfinger, Die Stephanskirche zu Wien als Bühne und Medium
fürstlicher Selbstdarstellung unter Herzog Rudolf IV. von Österreich (1358-1365), in: Eccle-
sia als Kommunikationsraum in Mitteleuropa (13.-16. Jahrhundert), hg. von Eva
DoLEZALOVÄ/Robert Simünek (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 122), Mün-
chen 2011, S. 119-46. Alle weiteren Belege zusammengestellt bei Lutter, Donators' Choice
(wie Anm. 59), S. 19-20 (Manuskriptversion).

75 Csendes/Opll, Wien (wie Anm. 44) S. 116-117; Nachrichten aus dem mittelalterlichen
Wien. Zeitgenossen berichten, hg. von Ferdinand Opel, Wien 1995, S. 60 und S. 65; vgl. auch
Richard Perger, Die politische Rolle der Wiener Handwerker im Spätmittelalter, in: Wiener
Geschichtsblätter 38 (1983), S. 1-36.

76 Lutter, Donators' Choice (wie Anm. 59), S. 21-23 (Manuskriptversion).
 
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