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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0219
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Stellenkommentar UB I DS 9, KSA 1, S. 211-213 193

das er auch als Therapeutikum gegen die Decadence betrachtet, im Zusammen-
hang mit seinem Konzept des ,freien Geistes4 auch positive Aspekte ab. - Zu
N.s weitgehend kritischer, teilweise aber auch affirmativer Rezeption der stoi-
schen Philosophie vgl. Neymeyr 2008c, Bd. 2, 1165-1198 und 2009a, 65-92.
212, 12 bei dem intricatesten Thema] Das Adjektiv ,intrikat‘ bedeutet: verwi-
ckelt, verworren, heikel.
212,13-16 „man wird mir sagen, ich rede da von Dingen, die ich nicht verstehe.
Gut; aber es werden Andere kommen, die sie verstehen und die auch mich ver-
standen haben.“] Zitat aus Strauß’ ANG 207.
212, 24 zu jener „religiösen Reaction“] Eine analoge Formulierung verwendet
N. bereits an früherer Stelle: „Jetzt ,reagirt‘ Strauss ,religiös4, das heisst, er
schlägt wieder auf Schopenhauer los44 (189, 24-25). Mit beiden Aussagen be-
zieht sich N. auf dieselbe Stelle in Strauß’ Buch (ANG 143, 19-20): „Unser Ge-
fühl für das All reagirt, wenn es verletzt wird, geradezu religiös.“ - Vgl. Exzerp-
te aus ANG (KGW III5/1), S. 353.
212, 32-33 Die ganze moderne Natur- und Geschichts-Forschung hat mit dem
Straussischen Glauben an das All nichts zu thun] Vgl. dazu die folgende Passage
aus ANG 10, 6-14: „Ich wollte und will keine Zufriedenheit, keinen Glauben
stören, sondern nur wo sie bereits erschüttert sind, will ich nach der Richtung
hinzeigen, wo meiner Ueberzeugung nach ein festerer Boden zu finden ist. Die-
ser Boden kann in meinem Sinne kein anderer sein, als was man die moderne
Weltanschauung, das mühsam errungene Ergebniß fortgesetzter Natur- und
Geschichtsforschung, im Gegensätze gegen die christlich-kirchliche nennt.“
213, 3-4 ob der „Wagen“, dem sich seine „werthen Leser anvertrauen mussten,
allen Anforderungen entspräche.“] Aus derselben Passage von Strauß’ ANG zi-
tiert N. schon an früherer Stelle. Vgl. 176, 19-22: „Sie sagen uns schliesslich
,dass der Wagen, dem sich meine werthen Leser mit mir haben anvertrauen
müssen, allen Anforderungen entspräche, will ich nicht behaupten4“. Zum wei-
teren thematischen Kontext dieser Zitate aus ANG vgl. NK 176, 11-14, der die
Formulierung im größeren Textzusammenhang zitiert (ANG 367, 8 - 368, 6)
und auf verschiedene Aspekte von Strauß’ Straßenmetaphorik eingeht. In 175,
24 sowie in 176, 3 und 176, 12 hat N. bereits die Formulierung „Weltstrasse der
Zukunft“ aus ANG 368, 3 zitiert.
213, 8-11 dass die berühmte, „nicht zu übersehende Minderheit“, von der und
in deren Namen Strauss spricht, „grosse Stücke auf Consequenz hält“] Vgl. dazu
den Textzusammenhang in ANG 6, 11-14: „Neben dieser Mehrheit indeß gibt
es eine nicht zu übersehende Minderheit. Sie hält große Stücke auf den engen
 
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