4o
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
daß er seiner Erwählung völlig gewiß ist, so daß er seine auf die eigene
Seligkeit gerichteten Sorgen fallenlassen und sich selbst verleugnen
kann. Der Syllogismus practicus, die Überprüfung, ob man zu dem
Kreis der Wiedergeborenen gehört, läßt sich leicht durchführen: Einmal
zeigt die Liebe zum Worte Gottes, daß man zu den Schafen Christi
gehört, die den Herrn kennen und die andererseits auch ihm bekannt
sind, zum andern läßt sich das Maß des Glaubens an der Fähigkeit zur
Selbstverleugnung ablesen20. Indem aber der angefochtene Glaube nicht
auf das Gnadengeschenk extra nos, sondern auf die praktischen Anzei-
chen der eigenen Glaubens- und Liebesbereitschaft verwiesen wird, ist
ihm ein ungeheurer Ansporn gegeben, sich im täglichen Leben zu be-
währen und die Liebe Gottes in alle Bereiche auch des öffentlichen
Lebens hineinzutragen. Daß diese Fassung des Glaubens in praxi der
Gefahr der Werkerei ausgesetzt ist, liegt auf der Hand; diese muß ein-
treten, sobald, anders als bei Bucer, die Erkenntnis auch nur leicht ver-
dunkelt wird, daß Glaube und Rechtfertigung ein Geschenk der freien
Gnade Gottes sind.
3. Ausgaben
A. DER ORIGINALDRUCK 21
i. Druckbeschreibung. 16 Blätter Quartformat ohne Kustoden und Seiten-
numerierung, aber mit Kopftiteln und Marginalien. Paginierung:
aij-ciij, d, Dij, Diij. 32 Zeilen pro Seite. Schwabacher Typen. Initialen
finden sich am Anfang des Textes und zu Beginn des zweiten Teiles,
Seite ciij Rückseite.
2. Titelblatt. Das ym selbs
Der Titel lautet: niemant/sonder
anderen leben
soll, vnd wie
der mensch da
hyn kumm-
en mög.
Martinus Butzer.
20. Vgl. S. 44, Z. 13ff. und S. 65, Z. 4ff. Übrigens hat sich Luther in »Von der
Freiheit eines Christenmenschen« ähnlich geäußert: »... die werck machen eynen
frum odder boße für den menschen, das ist, sie zeygen eußerlich an, wer frum oder
bose sey. Wie Christus sagt Mt. 7 (V. 20)« (WA VII, S. 33). Im Kapitel XVIII
seines Summary der Weißenburger Predigt hat B. überdies auch auf das Kreuz als
auf eine Bestätigung der Gotteskindschaft hingewiesen (vgl. unten, S. 95).
21. Die Druckbeschreibung konnte auf die Angaben der Bibliographien von
F. Mentzund R. Stupperich zurückgreifen, wie auch auf die Druckbeschreibung von
Strohl in der Einleitung zu seiner Ausgabe.
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
daß er seiner Erwählung völlig gewiß ist, so daß er seine auf die eigene
Seligkeit gerichteten Sorgen fallenlassen und sich selbst verleugnen
kann. Der Syllogismus practicus, die Überprüfung, ob man zu dem
Kreis der Wiedergeborenen gehört, läßt sich leicht durchführen: Einmal
zeigt die Liebe zum Worte Gottes, daß man zu den Schafen Christi
gehört, die den Herrn kennen und die andererseits auch ihm bekannt
sind, zum andern läßt sich das Maß des Glaubens an der Fähigkeit zur
Selbstverleugnung ablesen20. Indem aber der angefochtene Glaube nicht
auf das Gnadengeschenk extra nos, sondern auf die praktischen Anzei-
chen der eigenen Glaubens- und Liebesbereitschaft verwiesen wird, ist
ihm ein ungeheurer Ansporn gegeben, sich im täglichen Leben zu be-
währen und die Liebe Gottes in alle Bereiche auch des öffentlichen
Lebens hineinzutragen. Daß diese Fassung des Glaubens in praxi der
Gefahr der Werkerei ausgesetzt ist, liegt auf der Hand; diese muß ein-
treten, sobald, anders als bei Bucer, die Erkenntnis auch nur leicht ver-
dunkelt wird, daß Glaube und Rechtfertigung ein Geschenk der freien
Gnade Gottes sind.
3. Ausgaben
A. DER ORIGINALDRUCK 21
i. Druckbeschreibung. 16 Blätter Quartformat ohne Kustoden und Seiten-
numerierung, aber mit Kopftiteln und Marginalien. Paginierung:
aij-ciij, d, Dij, Diij. 32 Zeilen pro Seite. Schwabacher Typen. Initialen
finden sich am Anfang des Textes und zu Beginn des zweiten Teiles,
Seite ciij Rückseite.
2. Titelblatt. Das ym selbs
Der Titel lautet: niemant/sonder
anderen leben
soll, vnd wie
der mensch da
hyn kumm-
en mög.
Martinus Butzer.
20. Vgl. S. 44, Z. 13ff. und S. 65, Z. 4ff. Übrigens hat sich Luther in »Von der
Freiheit eines Christenmenschen« ähnlich geäußert: »... die werck machen eynen
frum odder boße für den menschen, das ist, sie zeygen eußerlich an, wer frum oder
bose sey. Wie Christus sagt Mt. 7 (V. 20)« (WA VII, S. 33). Im Kapitel XVIII
seines Summary der Weißenburger Predigt hat B. überdies auch auf das Kreuz als
auf eine Bestätigung der Gotteskindschaft hingewiesen (vgl. unten, S. 95).
21. Die Druckbeschreibung konnte auf die Angaben der Bibliographien von
F. Mentzund R. Stupperich zurückgreifen, wie auch auf die Druckbeschreibung von
Strohl in der Einleitung zu seiner Ausgabe.