DAS YM SELBS
45
dann das reich gottes in der krafft und nit in der red stot8. und geb,
das ir bey meiner oder ander menschen anzeygen nit bleiben, sonder in
sein | schrifft eüch begeben und als die woren schäflin eüwers woren A 2 a
und einigen 9 hyrten Jhesu Christi stymm hören10, domit ir im glauben
5 zunemen und in aller liebe volkummen werdent und mitnichten eüch,
sonder eüwerm nechsten und durch den Christo, durch disen dem
almechtigen vatter leben mögt11, yn loben und preißen in ewigkeit.
Amen.
Zu Strassburg. Anno M.D.xxiii.
O Mense Augusti12.
Das ym selb niemant leben soll, sonder anderen, und wie der
mensch dahyn kummen mög. Martinus Butzer.
Gott hat alle ding umb seint willen geschaffen13. darumb solten sye alle uff Prov. xvi. [4]
yn gericht und ym dienstlich sein. Wie dann alle gemächt irem macher
15 zu willen sein müssen. Nun was creaturen seind, dieweil sye eins un-
vergleichlichen wesens seind gegen Gott, mögen sye ym, irem schöpfer,
in göttlichem nichs dyenen. wie dann auch ein menschlich gemächt in
menschlichem, als do ist verston etwas und reden, seinem macher nit
mag dyenstlich sein. Der haf mag den hafner nicht fürdern zum verston
20 oder reden, das fasß nit den kyeffer14. Aber in nidrigern händeln, als
die leibs narung ist, der wir gemeyn mit den vyhen brauchen15 und nit
allein ein menschlicher handel ist, aber doch von solcher wegen müssen
wir undereinander ein yeder mit dem, das er kan, gemeynschafft und
handthierung haben, dozu seind solche gemächt iren | mächern fürder- A 2 b
25 lich und hilflich. der hafner verkaufft sein hafen, der kyeffer sein vasß,
und kauffen dem becken16 sein brot, dem metziger sein fleisch ab.
Also mag nun gott in seinem unerkanten göttlichen wesen unsers
dyensts, wie er solchs auch nit bedarff, der in ym und von ym selb alles
ist, hat und vermag17, nit brauchen. Dieweil er aber darumb uns und
30 alle creaturen geschaffen hat, uff das sein gütigkeit bekant würd und
etwas wer, das, wie es von solcher do wer, das es des auch stets genusß
8. 1 Cor 4,20. 9. Einzigen. 10. Jo 10,3.
11. Strohl nimmt hier eine Anspielung auf Mt 25 an.
12. Vgl. Einleitung, S. 32 und 41.
13. Thomas von Aquin gibt in seiner Summa I, 44, 4 auf die Frage »Utrum Deus
sit causa finalis omnium?« im Sed contra gleichfalls mit Prv 16,4 die Antwort:
»Universum propter semetipsum operatus est Deus«.
14. Strohl weist darauf hin, daß B.s Vater Küfer war.
15. ... die wir gemein(sam) mit den Tieren gebrauchen ...
16. Bäcker. 17. Vgl. Ro 11,36.
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dann das reich gottes in der krafft und nit in der red stot8. und geb,
das ir bey meiner oder ander menschen anzeygen nit bleiben, sonder in
sein | schrifft eüch begeben und als die woren schäflin eüwers woren A 2 a
und einigen 9 hyrten Jhesu Christi stymm hören10, domit ir im glauben
5 zunemen und in aller liebe volkummen werdent und mitnichten eüch,
sonder eüwerm nechsten und durch den Christo, durch disen dem
almechtigen vatter leben mögt11, yn loben und preißen in ewigkeit.
Amen.
Zu Strassburg. Anno M.D.xxiii.
O Mense Augusti12.
Das ym selb niemant leben soll, sonder anderen, und wie der
mensch dahyn kummen mög. Martinus Butzer.
Gott hat alle ding umb seint willen geschaffen13. darumb solten sye alle uff Prov. xvi. [4]
yn gericht und ym dienstlich sein. Wie dann alle gemächt irem macher
15 zu willen sein müssen. Nun was creaturen seind, dieweil sye eins un-
vergleichlichen wesens seind gegen Gott, mögen sye ym, irem schöpfer,
in göttlichem nichs dyenen. wie dann auch ein menschlich gemächt in
menschlichem, als do ist verston etwas und reden, seinem macher nit
mag dyenstlich sein. Der haf mag den hafner nicht fürdern zum verston
20 oder reden, das fasß nit den kyeffer14. Aber in nidrigern händeln, als
die leibs narung ist, der wir gemeyn mit den vyhen brauchen15 und nit
allein ein menschlicher handel ist, aber doch von solcher wegen müssen
wir undereinander ein yeder mit dem, das er kan, gemeynschafft und
handthierung haben, dozu seind solche gemächt iren | mächern fürder- A 2 b
25 lich und hilflich. der hafner verkaufft sein hafen, der kyeffer sein vasß,
und kauffen dem becken16 sein brot, dem metziger sein fleisch ab.
Also mag nun gott in seinem unerkanten göttlichen wesen unsers
dyensts, wie er solchs auch nit bedarff, der in ym und von ym selb alles
ist, hat und vermag17, nit brauchen. Dieweil er aber darumb uns und
30 alle creaturen geschaffen hat, uff das sein gütigkeit bekant würd und
etwas wer, das, wie es von solcher do wer, das es des auch stets genusß
8. 1 Cor 4,20. 9. Einzigen. 10. Jo 10,3.
11. Strohl nimmt hier eine Anspielung auf Mt 25 an.
12. Vgl. Einleitung, S. 32 und 41.
13. Thomas von Aquin gibt in seiner Summa I, 44, 4 auf die Frage »Utrum Deus
sit causa finalis omnium?« im Sed contra gleichfalls mit Prv 16,4 die Antwort:
»Universum propter semetipsum operatus est Deus«.
14. Strohl weist darauf hin, daß B.s Vater Küfer war.
15. ... die wir gemein(sam) mit den Tieren gebrauchen ...
16. Bäcker. 17. Vgl. Ro 11,36.