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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0069
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DAS YM SELBS

65

sein new gebott und dadurch alles gesatz und propheten und werden
auss solchem christlichem göttlichem leben gewisßüch in das ewig
eyngon.
Und hyebey mag auch mänigklich wol lernen, was er für ein glauben
5 hat. Dann bringt er solche sein selbs verleückung und begabung zu
dyenst aller menschen, das er mitnichten im selb hynfürt, sonder
gäntzlich den nechsten gott zu lob lebe, nit so ist er auch kein worer
rechtgeschaffner glaub, sonder tod ist er und kein glaub118. Bringt ers
aber doch schwach und unvolkummen, so ist der glaub auch schwach
10 und unvolkummen. Als leyder unser aller glaub ist, wenig ußgenommen.
Dann so der glaub gantz wer und das gemüt sich uff die schrifft gäntz-
lich ergeb und deren in allem mit ernst nit uß eim won”9 allein glaubte,
möchte nit sein, das der mensch das sein suchte oder im selb lebte. | so
er doch steiff und gewisßlich auß der schrifft wisßte, das er mit solchem
15 eygen gesuch nur sich selbs verderbte, leben und alles verlure. Ja von
nöten müst er sich mit gantzem hertzen und allem vertrawen ergeben
an die unusprechlich gütigkeit, die er im bereit durch Christum in gott
dem vatter in der schrifft lißet und gleich, so er glaubet, im sycht dar-
gebotten werden. Auß welchem er gantz verneuwert würt, kan für
20 sich selb nichs mer sorgen, dann er gewisß ist, das der ewig gott und
vatter für sich120 sorget als für sein liebes kind. Sonder wie ein voller
brunn musß er von seiner gütes, die im nun von gott, dem vatter, durch
Christum widerfaren ist, ußthaten zu dyenst und wolfart aller menschen,
doch sonderlich der glaubgenossen121, das dise nit allein der zeytlichen
25 guthät wie alle sonder auch der geistlichen entpfengklich seind.
Das aber ein recht gläubig mensch also ein ander mensch und in
Christo ein newe creatur sey122, der nit me künn im selb, sonder müsse
andern zu nutz und gott zu lob leben, will ich zum beschlusß noch mit
einem klaren spruch sanct Paulus anzöigen, und ist diser: A.uß gnad,
30 spricht Paulus, seind ir selig worden durch den glauben und dasselb nit uß eüch.
Es ist gottes gab, nit uß den wercken, das sich nityemant rjeme. Dann ir seind
seine werck, geschaffen durch fhesum Christum zu guten wercken, zu welchen
gott uns zuvor bereit hat, das wir drinnen wandlen sollen. Sehent wie klar wir
uß disem spruch haben, das so wir glauben und deßhalb selig seind
35 das ist, für uns aller ding genug haben, das doch nit auß uns, auch nit
uß unsern wercken, sonder als ein gottes gabe uß gnaden, das wir dann
seind ein werck gottes geschaffen durch Jhesum Christum zu guten
wercken. nit aber die wir uns thun sollen, sonder zu welchen gott uns

Unvolkumner glaub.

D 3 a
Lucae. ix. [24]
Joan. xii. [2;]

Ephe. ii. [8-10]

s) güte.
118. Vgl. Einleitung, Anm. 20. 119. Wahn. 120. Ihn.
121. Vgl. Gal 6,10. 122. Vgl. 2 Cor 5,17.
 
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