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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0084
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8o

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

Matthaei xxiiii. [12]
ii. Theß. ii. [10-12]
ii. Petri ii. [10-22]
Danie. ix. [27]
Rom. v. [ 1—2]

A 2 b

Matthei xxiiii. [12]
Mar. xiii. [ 6-14]
Luc. xvii. [22-35]
Danie. ix. [27]

Ro. xiiii. [17]

Io. xvi. [33]

i. Cor. x. [13]

der barmhertzigkeyt und gott alles trostes, der auß abgrundt seiner
gnaden und barmherzigkeit zu disen letsten und gefärlichsten Zeiten4,
in den nach allen prophetzeyen des glaubens abnemen und erlöschung
der liebe sampt vertilckung alles gutes künfftig weißgesagt ist, auch
eüch hat lassen uffgon und scheinen das heylsam und trostreich liecht 5
evangelischer leer und worheit, dadurch ir erkennen, das wir durch
unsern herren Jhesum Christum gereinigt von sünden, so wir im
glauben, haben nun frid mit gott und ein freyen zugang im glauben
zu diser gnad, darinnen wir steen, und rhümen uns der hoffnung der
künfftigen herrlicheyt, die gott geben soll. Nit allein aber das, sonder 10
wir rhümen uns auch der trübsalen, | dieweyl wir wissen, das trübsal gedult
bringt, die gedult aber bringt erfarung, die erfarung aber bringt hoffnung, die
hoffnung aber lasset nit zu schanden werden [Ro 5,3-5]. Ir seind yetzt sampt
vil andern mit mancherley anstöß5 bekümernüß und trübsal beladen,
als dann solchs die zeit uff ir hat nach der weisßagung Christi selbs, 15
auch der aposteln und propheten, das yetzt die rechte not gon6 soll,
wie dann die ungerechtikeit überhandt genommen und. die liebe in
vilen erkaltet ist; dann yetzt vil hundert jar7 steht der wüste grewel von
dem Daniel geschriben hat, der widerchrist8, der mensch der sünden
und kindt des verderbens, an der heilgen statt erhebt sich über alles, 20
das gott oder gotts dienst heisßt, also das er sich in tempel gottes als
ein gott gesetzt hat und gibt für, er sey gott. Darumb, so das reich gottes,
das dann ist gerechtigkeit, frid und freüd im heiligen geist, durch disen
widerwertigen verwüst und verhört9 ist, musß von nöten10 die un-
gerechtigkeit überhandt nemen11, trübsal, bezwang12, angst und not 25
allenthalben einfallen. Aber wol eüch, so ir durch des woren evangeli
predig Christum erkennen; dann wiewol ir in der welt angst haben,
yedoch in ym, der dann die welt überwunden hat, habent ir friden und
gut gemach13, dann ir gewisß seind, das ir durch Christum ein genedigen
und barmhertzigen gott und vatter haben, der eüch nit mer, dann eüch 30
müglich zu tragen, lasßt angefochten werden; schafft auch, das eüch
alles zu guten kumpt, was eüch yener mer zu handen kummen14 mag.
Uff welche gnad dann auch das rhümen, von dem sanct Paulus, wie
oben anzogen, meldet, fußet und gegrünt würdt.

4. Vgl. »Das ym selbs ...«, S. 59, Z. 20.
5. Anfechtungen.
6. Angehen, beginnen.
7. Vgl. Luther, WA 2, 454, 1-2 (Kl. Gal. Komm.); WA 2,432, 16ff. (Resolutiones).
8. Zu B.s Anschauungen über den Antichrist vgl. die Einleitung, S. 75f.
9. Zerstören.
10. Notwendigerweise.
11. Vgl. Mt 24,12. 12. Zwang.
13. Ruhe, Sicherheit. 14. Zustoßen.
 
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