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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0094
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

Ro. xiii. [23]°

i. Io. ii. [ 1-2]d

Ro. viii. [23]
C 1 a
Roma. v. [10]

XII

Ro. viii. [14]

Io. vi. [40. 4J.]

verdamm; dann was auß solchem glauben nit geschicht, sonder es ist
sorg do, es gefalle gott nit, es sey unrecht das wir thun, so ists lauter
sünd. Es musß do ein freydigkeit zu gott sein, ein frey tröstlich ver-
trawen als zu unserm vatter, der unser weit mer sorg hab und grösßer
liebe zu uns trag, dann kein vatter zu seinem sun oder auch muter zu 5
iren unmündigen kindlin. Dann wir sollen also gesichert sein seins
guten vätterlichen willens gegen uns, das wir on allen zweiffel seyen,
was wir yn bitten, wir werden auch solchs von ym entpfahen und
nemen79. Und darumb, ob wir schon sünden, als dann nymmer on ist,
so wissen wir das, das wir ein fürsprechen haben bey gott, Jhesum 10
Christum, der gerecht ist, und derselb ist die versönung für unser sünd, nit
allein aber für die unsere, sunder auch für der gantzen welt. Und weiter spricht
Paulus: Gott hat seinen eigen sun nit verschönt, sonder hat yn für uns alle
dahyn | geben; wie solt er uns mit ym nicht alles schencken ? Daruff ye steiff stot
der glaub und das vertrawen zu gott aller ding; so er sein lieb gegen uns 15
so hoch gepreyßt hat, das er uns selig zu machen sein eingebornen und
allerliebsten sun für uns hat in tod geben, do wir noch feind woren.
Das ein yeder müsß achten, ym sey gethon, was uns durch Christum
beschehen, und das der glaub das werck gottes ist und erfüllung
aller gebott80. 20
Secht, lieben brüder, diß ist der recht glaub. Ein solch gentzlich und
hertzlich vertrawen musß zu gott sein, das wir auß rechtem kindt-
lichem geist mögen in der warheit zu ym ruffen in allen sachen Abba,
lieber vatter; und ist in kein weg genug, das einer wolt allein glauben,
gott hette alle ding geschaffen, Jhesus Christus unser herr sey mensch 25
worden, gestorben etc., sunder wir müssen glauben uns selbs sey
solches alles geschehen zu gut, erlösung und seligkeit81, und was gott
schaff und thu, thu er alles durch Jhesum Christum uns zu gut, wie ein
vatter alles thut und schafft zu gut sein kindern, die hoch zu bringen
in gut und eeren. Und ein solcher glaub ist das werck gottes. Wer also 30
glaubt, würt selig und versucht den tod nimerme83, halt das gebott
gottes und thut sein willen. Dann das ist sein gebott, das wir glauben an den
c) Ro. xiii. - d) Io. ii.
79. Vgl. Mt 7,7; Jo 14,13; 1 Jo 3,22.
80. Zu diesem Abschnitt vgl. Luther, WA 7,29,7-30 und 26,13-31 (Freiheit).
81. Vgl. Luther, WA 2,458,20-25: »Nihil enim tibi profuerit credere, Christum
esse pro peccatis sanctorum aliorum traditum, pro tuis autem dubitare. Nam hoc et
impii et dementes credunt. Verum constanti fiducia praesumendum est tibi, quod et
pro tuis et unus sis illorum, pro quorum peccatis ipse traditus est. Haec fides te
iustificat, Christum in te habitare, vivere et regnare faciet« (Kl. Gal. Kommentar).
Vgl. auch Erasmus, Holborn, 56,32-57,2 (Enchiridion).
82. Vgl. Jo 8,52.
 
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