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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0095
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SUMMARY

91

nammen seins suns Jhesu Christi und lieben einander [i Jo 3,23]. Das erst
und haubtgebott ist, das wir in gott glauben obgemelter weiß, das
dann nit geschehen kan, dann durch den nammen Jhesu Christi, in dem
die liebe und gnad des vatters uns also geprysen ist, das wir uns so
5 kindtlich zu gott versehen und trösten mügen. Dann sein namm nichts
lautet dann heyland und salb der gnaden, wie er dann ist, der sein volck
von iren sünden selig macht, und so ein voller brunn aller gnaden, Matth.i. [21,2;]
das | wir alle von seiner völle genommen haben. Wer an den nammen c 1 b
glaubt, nimpt an diß lob und predig von dem herren, verstot also Jhesum
10 Christum, der mag sich frey und gentzlich in allen dingen uff gott ver-
lassen, den er nun on allen wanck83 glaubt, ym auß lautern gnaden
Jhesum Christum als zu einem gnadenthron dargestelt sein von dem i. Joan. ii. [2]
vatter, durch den er von ym alle ding entpfacht, was er nur begeren mag
und mer gnad umb gnad.

15 Uß dem rechten glauben fleüßt wore liebe84.
Uß disem glauben, wie der mensch von gott durch Jhesum Christum XIII
erkennt, auß lautern gnaden und vergebens ym alle ding verluhen sein,
und werden also, dieweil er in der lieb zu gott also ein übergütigen
vatter entzündt, begert nun nichts höhers, dann ym zu gefallen und
20 danckbarkeit auch etwas thun. Und so er vernimpt, das der herr all
unser thun will zu gut und frummen geschehen unserm nechsten, so
geüßt er sich und ergibt sich gantz zu dienst und guthät des nechsten
on alles hoffen einiger vergeltung, on alles ansehen einiger person.
Sonder, wie er sich on allen verdienst erkennt ein kind und erb gottes
25 und miterb Christi worden sein, also unangesehen einigen verdienst
vergebens allein gott ein gefallen zu beweisen und sich danckbar zu
erzeigen streckt er seinen brüdern für seel, leib, eer und gut, mit einem
wort alles, so er ym von gott gegeben erkennet. Secht, also würckt der
wor und lebendig glaub durch die lieb. Die lieb, wie Paulus schreibt, i.Cor. xiii. [4-7]
30 ist langmütig und freündtlich, die lieb eyffert nicht, die lieb schalcket nicht, sye
blähet sich nit uff, sye stellet sich nit hönisch, sye suchet nit das ir, sye lasset sich
nit erbittern, sye gedenckt nichs args, sye frewet sich nit über der ungerechtigkeit,
sye freüwet sich aber mit der warheit, sye vertregt alles, sye glaubt alles, sye hoffet
alles, sye duldet alles. |

Wider die schrifft gottes reden, so do sagen, der glaub mache nit C 2 a
allein selig; und das solchs predigen sey die guten werck verbyeten85
Also secht, lieben brüder, seind alle, die auß dem geist neüw geboren XIIII

83. Ohne alles Wanken.
84. Vgl. zu diesem Abschnitt B.s »Das ym selbs ...«, S. 63, und Luther, WA
7,32,24-32 (Freiheit).
85. Vgl. zu diesem Abschnitt Luther, WA 7,29,31-30,10 (Freiheit).
 
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