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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0099
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SUMMARY

95

abgodt, das sye zu gering ist, das fleisch dem geist gehorsam zu machen,
mit hertzens lust annemen, was eüch für anfechtung gott züsenden
würt, eüwer creütz werdt ir mannlich uff eüch nemen, tragen und dem
herren nachfolgen, yn lassen in eüch würcken, ym still halten, sprechen,
5 herr, dein will gescheh [Mt 6,10], also ein woren sabath und feyr halten.
So würt in eüwer schwacheit die krafft Christi in eüch dest stercker
und werdt ir eüch auch gut duncken in schwacheiten, schmachen,
nöten, verfolgen und ängsten umb Christus willen.

Des creütz soll man sich freüwen und rhümen, nit allein das es das
10 fleisch zäm, sonder auch, das es ein versicherung ist göttlicher
kindschafft.

Nit aber allein musßt ir auch in leiden und anfechtungen gut duncken,
das dadurch das fleisch gezämpt, der alt Adam erneüwert und unser
glyder, die uff erden seind, tödtet werden sonder auch darum, das ir
15 durch leiden, widerwertigkeit und trübsal gesichert werdt96, das ir
kinder gottes seind und liebe kinder97. Dann welchen der herr lieb
hat, den züchtiget er. So ir die züchtigung erdulden, so erbeüt sich auch
got als den kindern. Wo ist aber ein sun, den der vatter nit züchtiget?
seind ir aber on züchtigung, welcher sye alle seind theilhafftig worden,
20 so seind ir bastart und nit kinder. Es stot ye übel umb uns, wann
uns der herr laßt wie wir seind, dann wir von natur nichs werdt
und zu allem bösen geneigt seind. Wol stot es aber, so der herr
tödtet und creütziget das unser, damit rum98 werd dem seinen. Sol
Christus in uns uffgon, so musß zuvor | Adam undergon99, das ist, was
25 wir seind, haben, vermögen und heissen, musß alles zu grund gon,
unser vernunfft und gute meynung musß alls thorheit und sünd veracht
werden, gut sitten und das vernünfftig leben für schand und laster
gehalten, gesundtheit in kranckheit, reichtumb in armut, eer in schmach,
ergetzlicheit in trübsal, freüd in leid und in summa alles, was der natur
30 anmütig ist, in sein gegentheil gekert werden. Das auch das gewissen
in grosse angst kummet und ym nichts vor augen dann tod und hell
und der greülich zorn gottes schwebet.

XVIII

Prove. iii. [12]
Hebr. xii. [6-8]

C4b

Wir sollen uns in trübsalen gut duncken. dann durch die werden
wir des Adams ußzogen und lernen an gott selb und nit an seinen
35 goben hangen.
Diß alles thut der gütig vatter allein darumb, das wir nit an uns selb

96. Sicher gemacht werden.
97. Vgl. Theologia Deutsch, a.a.O., S. 32,23-34,7.
98. Raum.
99. Vgl. Theologia Deutsch, a.a.O., S. 31,1-4; 32,7-11; 32,28-33,11.
 
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