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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0127
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SUMMARY

123

mesßlesens teylhafftig und erlangest on zweyfel mit deinem bestellen
und hören eben das er mit seinem mesßhalten, nemlich das ewig urteil.
Wo wöllen dann die bleiben, die nunme wissen, was die Mesß ist und
wie sye gehalten werden soll und das sye gemeynlich on glauben gelesen
5 werden als für ein opfer, das der priester uffopfere für lebendige und
todten, und allein darum, das die gemeyn noch nit solcher meynung
ist und er nochred leiden müste? Stirbt ym yemant oder kumpt sust
etwas, do er vor hat lassen Mesßlesen, thut ers noch wie vor, gibt mit
seinem gelt den armen Mesßlingen ursach, Christum Jhesum unsern
10 herren und heyland zu verkauffen. Den sye so lycht achten offt, das
sye nur ein gespött druß machen. Ja sagen sye, ich musß gon ein her-
gott essen; Mein herrgott gylt mir doheym nichs, ich musß zu eüch
kummen226; Küpfern gelt, küpfern seelmesß227; Ich musß einer junck-
frawen ein kindt haben228, und solcher spötischer, gotzlesterlicher, un-
15 verschampter sprüchwörter bruchen sye noch vil ander mer. O der
armen hilff, so hye mit geschicht den lebendigen, den abgestorbnen aber
grewliche lesterung göttlicher gütigkeit und erschröcklicher sünd deren,
die solche mesß halten oder lassen halten.
Menigklich sol sich hüten vor Vigily und anderm gebett so umbs
20 gelt kaufft würt, dann solchs ein spott gottes ist. Und wie man sich
der Mesß christlich und nutzlich gepruchen soll.]
Mit iren Vigilien, gesang und gebett erlangt man eben das, das sye nur
gottes spotten, dieweyl sye die allerheyligisten psalmen und andere
gottes wort on allen geist und verstand pludern und murmeln, welche
25 von hertzen und mit ernstlichem sähnen gesungen und gesprochen
werden solten. Entschuldigt auch nit, das man solchs in der person
christlicher gemeyn thut, sonder mert die sünd wol. Dann gottes
spotten, als sye thun mit irem plappern, das sye nit verston, auch nit
darnoch trachten das sye es verstünden, in person christlicher gemeyn
30 deren gesponß229 Christi, wol schwerer ist, dann spotten sye gottes in
ir eygen person und nammen, die doch gottloß und gottes feynd seind,
dann sye yn mit den lefftzen loben und ist doch ir hertz so weyt von
ym, das es hang an eim ellenden par creützer, das sye entpfahen, wann
sye gottes ußgespottet haben mit irem geheül und gemürmel. Darumb,
35 mein allerliebsten brüder, spart eüwer gelt, helfft den eüwern und andern
armen damitt, wie eüch gott gebotten hatt, und hüt eüch vor den
Mesßen und Vigilien, die umb gelt feyl seind, dann sye on zweifel
226. Nicht bei Wander. Vgl. jedoch »Herrgottsfresser«, Wander II, 595.
227. Vgl. Wander II, 1725 (Kupfer Nr. 2).
228. Vgl. Wander II, 1073 (Jungfrau Nr. 109) und Scheel: Dokumente zu Luthers
Entwicklung. 1929. S. 120,1-11.
229. Bräutigam.

XLI H 3 b

Esa. xxix. [13]
 
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