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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0134
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

14a Ursach des abscheydts Martin Butzers uß Weissenburg.
Nun aber, mein lieben herren und freünd, damit weder ir noch yemant
annders sich meins von eüch Abscheyds ergere oder des gegen mir ein
Unwillen trag, will ich eüch mit kürtz, wie der geschehen und uß was
ursach, anzöygen; doch vor mit kürtzem anrüren, wie ich zu eüch kommen 5
bin und was anfechtung ich vom Speyrschen Vicario und Official
erlitten hab. Ir wisßt zu guter massen wol, wie ein lange zeyt eüwer
Pfarrer zu sanct Johann mit untüchtigen personen versehen großen
mangel an verkündigung göttlichs worts gelitten hat, auch an andern
pfärrlichen ämptern, das offt die krancken on beycht und sacrament, 10
die kindlin on tauff gestorben seind252. Allein, das der pfarrverseher zu
sanct Steffan253 bey eüch der presentz254 nit habe wöllen entberen, ee,
als vil an ym gelegen die armen seelen lassen zum teüffel faren. Vilicht
hat sye da zu etwas verursacht, das die Münch bey eüch Zehenden und
anders nemen und doch davon den pfarrdyeneren nit genugsam ver- 15
sehung gethon haben. Disen ellenden jomer, des ir eüch offt beklagt
und umb besserung bey der genanten geistlichen oberkeit gesunnen,
aber nye etwas erlangt haben, solten ir selbst gewendt und eüch für die
wölff trewe hyrten bestelt haben do nyemant angesehen. Dann sanct
i. Co. xiiii. [30] Paulus uß dem geist gottes gebeüt, so in Christlicher Gemeyn dem 20
I 4b zuhörer etwas geoffenbart würdt, solle der erst schweigen. | Soll nun
die Gemeyn platz geben dem, der under ynen ein offenbarung ent-
pfahet, so noch andere do seind, die dann auch schweigen sollen, wie
vil mer gebürt platz zu geben, beruffen und bestellen einen, der das
Evangelium treülich und wol lerne, so doch die andern alle nur menschen 25
tandt und uff iren sack predigen, wie ir sye dann gehebt haben und noch
zum theil, als zu besorgen, haben, und niemant do ist, der das göttlich
wort eüch treülich fürtrage.
Heinrich Motherer. Als ir aber hyeran seümig gewesen seind, hatt Heinrichum Motherer
eüwern mitburger und priester, der eüwer pfarr zu sanct Johann bey 30
xii jar treülich und wol versehen hat255, solchs greülich seins vatter-
lands ellend (dann ye beraubung göttlichs worts und versumung der
armen seelen das gröst verderben ist) wie billich erbarmbt. Deßhalb er

252. Über die geistliche Versorgung Weißenburgs vgl. Landsmann, a.a.O.,
S. 58 ff.
253. Das Stift St. Stephan, vor den Toren der Stadt gelegen, war eine Gründung
der Benediktinerabtei Weißenburg; vgl. Landsmann, a.a.O., S. 63. Das Stift hatte
für einen Geistlichen an St. Johann zu sorgen und diesen aus den Einkünften der
Pfarrei hinreichend zu besolden.
254. Über Präsenzgelder vgl. RE 15,612.
255. Motherer war seit 1511 Pfarrer an St. Johann. Vgl. Landsmann, a.a.O., S. 59.
Über Motherer vgl. auch Adam: Territorien, S. 382 ff.
 
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