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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
K 1 b
Fiscal Speyr.
Schrifft des Bischoffs
von Speyr.
Apelliert.
schicken, do dann unsers predigens und thuns am besten fug und unfug259
erfaren werden möcht, wölten wir uns keiner straff weygern, wo erkant
wurd, das wir einige verwirckt hetten. Zöigt ich dobey an, was meine
predig weren, ermant durch vil schrifft den Vicary, was eins christ-
lichen bischoffs ampt, das er verdritt, erfordert. | Aber es was alls umb- 5
sust, wiewol sye wüsßten, das wir nit wie recht citiert woren, noch
furen sye für, uff clag des Fiscals200, der von christlicher leer und predig
als vil weisß als ein ander thürck oder heyd, und sust zu Mentz261 auch
gefaren ist, wie man weisßt.
Bald aber hernoch ward an eüch, mein günstige herren den Rath 10
geschriben, in nammen m.g.h. von Speyr ein überauß hefftige schrifft
in welcher begert ward, das ir mich von eüwer statt hynweg schafften,
der under keyserlich mandat262 luthersche ketzerey prediget und nichs
dann uffrur machet und kein hyndernuß thäten an straff, so do würde
gegen herr Heinrich, das er mich zu predigen hat uffgestalt, für- 15
genommen. Uff diß schreiben, noch dem ir mich mit der worheit ent-
schuldigt hatten, das ich allein das heylig Evangely und kein ketzerey
noch uffrur predigte, auch das wir nit wie recht weren citiert, und
gebetten genediger weiß mit uns zu faren, ward wider geschriben, als
ir wisßt und die brieff noch bey eüch habt, das m.g. herr von Speyr 20
wölt nyeman unverhört verdampt werden lassen, darum weren uns uff
ein neüwes citation überschickt, uff die solten wir erschynen. Der
citation haben wir (wie ir wisßt) nye gesehen, beyd herr Heinrich und
ich, noch263 ist man wider uns zu Speyr fürt gefaren, uns excommuniciert
aggraviert und reaggraviert264. Der unbillichen beschwerdt und gantz 25
unchristlichen haben wir mit einer appelation an stul zu Mentz be-
gegnet.
Mitler zeyt ist der Stettag263 worden zu Speyr, haben etliche der
259. Recht und Unrecht.
260. Eucharius Henner, über ihn vgl. G. Bossert: Beiträge zur badisch-pfälzischen
Kirchengeschichte = ZGO NF 17 (1902), S. 74 ff., und B.s »Verantwortung«
(Bibl. Nr. 3), S. 176.
261. Mainz.
262. Vom 6. 3. 1523; Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Bd. III, Nr. 84,
S-447-452-
263. Dennoch.
264. Um die Möglichkeit zur Umkehr zu geben, wurde die Exkommunikation in
drei Teile zerlegt: a) die Exkommunikation als Strafandrohung, b) die Aggravation
als erneute Mahnung und Drohung und c) die Reaggravation, mit der die vollen
rechtlichen Folgen eintraten. Diese Teilung ist nach dem heute gültigen Kirchenrecht
verboten. Vgl. Dictionnaire de droit canonique I, Paris 1935, Sp. 353-356.
265. 22. März bis 2. April 1523. Der Abschied ist gedruckt bei K. Klüpfel: Urkunden
des Schwäbischen Bundes (1488-1533), Teil II. Stuttgart 1853 (= Bibliothek des
litterarischen Vereins in Stuttgart, Bd. XXX). S. 244-263. Weißenburg ließ sich
durch den Gesandten Hagenaus vertreten.
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
K 1 b
Fiscal Speyr.
Schrifft des Bischoffs
von Speyr.
Apelliert.
schicken, do dann unsers predigens und thuns am besten fug und unfug259
erfaren werden möcht, wölten wir uns keiner straff weygern, wo erkant
wurd, das wir einige verwirckt hetten. Zöigt ich dobey an, was meine
predig weren, ermant durch vil schrifft den Vicary, was eins christ-
lichen bischoffs ampt, das er verdritt, erfordert. | Aber es was alls umb- 5
sust, wiewol sye wüsßten, das wir nit wie recht citiert woren, noch
furen sye für, uff clag des Fiscals200, der von christlicher leer und predig
als vil weisß als ein ander thürck oder heyd, und sust zu Mentz261 auch
gefaren ist, wie man weisßt.
Bald aber hernoch ward an eüch, mein günstige herren den Rath 10
geschriben, in nammen m.g.h. von Speyr ein überauß hefftige schrifft
in welcher begert ward, das ir mich von eüwer statt hynweg schafften,
der under keyserlich mandat262 luthersche ketzerey prediget und nichs
dann uffrur machet und kein hyndernuß thäten an straff, so do würde
gegen herr Heinrich, das er mich zu predigen hat uffgestalt, für- 15
genommen. Uff diß schreiben, noch dem ir mich mit der worheit ent-
schuldigt hatten, das ich allein das heylig Evangely und kein ketzerey
noch uffrur predigte, auch das wir nit wie recht weren citiert, und
gebetten genediger weiß mit uns zu faren, ward wider geschriben, als
ir wisßt und die brieff noch bey eüch habt, das m.g. herr von Speyr 20
wölt nyeman unverhört verdampt werden lassen, darum weren uns uff
ein neüwes citation überschickt, uff die solten wir erschynen. Der
citation haben wir (wie ir wisßt) nye gesehen, beyd herr Heinrich und
ich, noch263 ist man wider uns zu Speyr fürt gefaren, uns excommuniciert
aggraviert und reaggraviert264. Der unbillichen beschwerdt und gantz 25
unchristlichen haben wir mit einer appelation an stul zu Mentz be-
gegnet.
Mitler zeyt ist der Stettag263 worden zu Speyr, haben etliche der
259. Recht und Unrecht.
260. Eucharius Henner, über ihn vgl. G. Bossert: Beiträge zur badisch-pfälzischen
Kirchengeschichte = ZGO NF 17 (1902), S. 74 ff., und B.s »Verantwortung«
(Bibl. Nr. 3), S. 176.
261. Mainz.
262. Vom 6. 3. 1523; Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Bd. III, Nr. 84,
S-447-452-
263. Dennoch.
264. Um die Möglichkeit zur Umkehr zu geben, wurde die Exkommunikation in
drei Teile zerlegt: a) die Exkommunikation als Strafandrohung, b) die Aggravation
als erneute Mahnung und Drohung und c) die Reaggravation, mit der die vollen
rechtlichen Folgen eintraten. Diese Teilung ist nach dem heute gültigen Kirchenrecht
verboten. Vgl. Dictionnaire de droit canonique I, Paris 1935, Sp. 353-356.
265. 22. März bis 2. April 1523. Der Abschied ist gedruckt bei K. Klüpfel: Urkunden
des Schwäbischen Bundes (1488-1533), Teil II. Stuttgart 1853 (= Bibliothek des
litterarischen Vereins in Stuttgart, Bd. XXX). S. 244-263. Weißenburg ließ sich
durch den Gesandten Hagenaus vertreten.