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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0170
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I66 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
verkauffen, den armen geben und folgen also Christo nach38. Das ist,
das unser gemüt frey durch den glauben an gott ergeben sey und überal
genug hab. das es sicher ist, gott der almechtig häb uns zu kindern und
erben durch Christum Jhesum angenummen, der uns alles böses hyn-
nemen und mit allem gutem ersettigen wölle, und achten uns demnach
gantz wol versehen und nur schaffner sein über alles, das wir zeitlich
gut von gott entpfangen haben, solchs allen mitzüteilen, die sein be-
dörfen nach anleytung des geysts gottes, den wir, so wir glauben39,
gewißlich haben, begeren auch keiner widergeltung und leiden gewillig,
wer uns nimpt on alle widerforderung auch mit recht.
Dises alles haben wir klärlich auß dem, das der herr saget Luce xiiii
[33]: Ein yegklicher under eüch, der nit ab saget allem dem, das er hat, kan nit
mein junger sein, und Matthei v [42]: Gib dem, der dich bittet, und wend dich
nit von dem, der von dir borgen will. Item Luce vi [30]: Wer dir nimpt das
dein, do forder es nit wider. Und Luce ix [23-24] sagt er zu allen: Wer
mir volgen will, der verleügne sich selbs und neme sein creütz uff sich täglich und
folg mir nach. Dann wer sein leben erhalten will, der würt es verlyeren. Diß
ist nun zu allen gesagt, also das kein junger Christi ist, auch des leben
nimer funden würt, der sich selb nit verleücknet und allem, das er besitzet,
absaget und es yetzt nit mer im selb, sonder den andern haltet, yn zu
geben und lyhen, wo das die not erfordert, unangesehen, was secten,
orden oder wesens sye seyen. Und so es sunst mit unrecht eim entzogen
würde, das er sich solchs nit annem. denn im noch nichts genummen ist,
der dann dem gut entsaget und sein schätz im hymmel hat. |
B 4 b Der nun münchisch armut verlobt hat, der darff niemant etwas
geben, aber von yederman mag er wol nemen, so ferr40 das ers dem
öbern überantworte, ja musß auß der heiligen gehorsame den armen
offt nemen und sye verderben, als dann unbarmhertziger volck gegen
den armen zinß leüten uff erdtrich nit ist dann münch, pfaffen und
nunnen. wie das die erfarung beweiset. Ist also die münchisch art, allein
zu nemen und nit zu geben, unangesehen, das der herr Jhesus gesprochen
Act. xx. [35] hat, es sey seliger geben dann nemen. Darum ist der münch armut gantz
wider die christliche, deshalb mag sye von keinem christen gelobt
werden. Und so sye schon gelobt were, soll solch gelübd als wider gott
und das erst gelübd, im tauff gethon, nichts gelten und also nach-
gelassen werden. Und domit, acht ich, sey clar genug, das auch diß
ander hauptgelübdt der münch wider gott ist und deßhalb von keinem
christen zu achten.
Der münch keüscheit. Das dritt ist von der keüscheit, das die closterleüt geloben, ir leben-

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38. Vgl. Mt 19,21; Erasmus, Holborn, 104, 17-20 (Enchiridion).
39. Glauben heißt heiligen Geist haben.
40. Sofern.
 
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