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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
so sollen wir uns, die wir kinder des liechts50 seind, wie der finsternüß
und irer werck also auch der namen gentzlich entschlagen. David Psal. 16
[4] spricht: Ich will deren vom blut seind tranckopffer nicht opffern noch iren
namen in meinen mund füren. Also auch wir, wie wir ein grewel haben, den
leyb und blut Christi wider underston auffzuopffern, also sollen uns 5
auch ein grewel sein solche opfferer, opffer, werck, namen und womit
sye umbgon.
Wir wissen, das allein der geist gottes verstan kan, was götlich ist,
1. Cor. 2 [11]; darum würt solche ding auch anders nieman nennen
künnen. Darumb, so ers das Nachtmal des herren nennet, sollen wir 10
auch kein andern namen brauchen und den heyligen geist nit wöllen
erst zur schulen füren und seinen dingen frembde namen geben. Welche
wir doch nit mögen wissen, woher sye komen, denn allein vom geist
C 4 b des irthumbs und der lugen, dann wo anders und wo diser nam | Meß
in solcher deütung, wie in die Meßling in brauch bracht haben, etwasl 15
zu gut were, wurde er in götlicher schrifft in kein weg ungemeldet bliben
sein, denn sye alles, das nutz und gut sein mag, über reyhlich leret. Also
leren wir das Nachtmal des herren also, wie es der geist gottes nennet,
und nit Meß heissen, damit wir unser thun also auch unserem wort mit
götlicher schrifft stimmen, doch ermanen wir, das über dem namen 20
niemant ein zanck anfahen oder die andern verdammen, wo allein mit
dem namen nit auch der irthumb, als ob man do gott etwas gebe und
opfferte, angenomen würt. Dis ist unser lere und deren grundt des
namen halb Meß, wölchen wir wolten schon abthan und verspulget
sein und das meniklich disen namen das Nachtmal des herren brauchte, 25
wie es dann 1. Corinth. 11 [20] geheissen würt.
Das das Nachtmal des herrn zu gedechtnuß des tods unsers herren
und keinswegs für ein auffopfferung sol gehalten werden.
Das der verterblichst und abschewlichst irthumb ist, vermeinen, im Nacht-
mal des herren den leyb und das blut Christi auffzuopffern, ist nun von 30
so vilen schrifftlich erwisen51 und würt allenthalb, do gottes wort bekant
ist, on underlaß gepredigt, das nit von nöten ist, hievon vil schrifften
1) etwar AB. - m) uusere AB.
50. Vgl. Jo 12,36; Eph 5,9.
51. Der römische Opfergedanke wird bestritten von Luther, WA 6,523; 11,431ff.
u. ö. Anscheinend hat der Brief des Honius nicht nur auf Zwingli, sondern auch auf
B. Eindruck gemacht; vgl. W. Baum, S. 304f.; W. Köhler: Zwingli und Luther I,
S. 63;J. V. Pollet, S. 12-18. Vgl. auch die Akten der zweiten Zürcher Disputation
über die Messe. CR Zw 2, S. 731 ff.
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
so sollen wir uns, die wir kinder des liechts50 seind, wie der finsternüß
und irer werck also auch der namen gentzlich entschlagen. David Psal. 16
[4] spricht: Ich will deren vom blut seind tranckopffer nicht opffern noch iren
namen in meinen mund füren. Also auch wir, wie wir ein grewel haben, den
leyb und blut Christi wider underston auffzuopffern, also sollen uns 5
auch ein grewel sein solche opfferer, opffer, werck, namen und womit
sye umbgon.
Wir wissen, das allein der geist gottes verstan kan, was götlich ist,
1. Cor. 2 [11]; darum würt solche ding auch anders nieman nennen
künnen. Darumb, so ers das Nachtmal des herren nennet, sollen wir 10
auch kein andern namen brauchen und den heyligen geist nit wöllen
erst zur schulen füren und seinen dingen frembde namen geben. Welche
wir doch nit mögen wissen, woher sye komen, denn allein vom geist
C 4 b des irthumbs und der lugen, dann wo anders und wo diser nam | Meß
in solcher deütung, wie in die Meßling in brauch bracht haben, etwasl 15
zu gut were, wurde er in götlicher schrifft in kein weg ungemeldet bliben
sein, denn sye alles, das nutz und gut sein mag, über reyhlich leret. Also
leren wir das Nachtmal des herren also, wie es der geist gottes nennet,
und nit Meß heissen, damit wir unser thun also auch unserem wort mit
götlicher schrifft stimmen, doch ermanen wir, das über dem namen 20
niemant ein zanck anfahen oder die andern verdammen, wo allein mit
dem namen nit auch der irthumb, als ob man do gott etwas gebe und
opfferte, angenomen würt. Dis ist unser lere und deren grundt des
namen halb Meß, wölchen wir wolten schon abthan und verspulget
sein und das meniklich disen namen das Nachtmal des herren brauchte, 25
wie es dann 1. Corinth. 11 [20] geheissen würt.
Das das Nachtmal des herrn zu gedechtnuß des tods unsers herren
und keinswegs für ein auffopfferung sol gehalten werden.
Das der verterblichst und abschewlichst irthumb ist, vermeinen, im Nacht-
mal des herren den leyb und das blut Christi auffzuopffern, ist nun von 30
so vilen schrifftlich erwisen51 und würt allenthalb, do gottes wort bekant
ist, on underlaß gepredigt, das nit von nöten ist, hievon vil schrifften
1) etwar AB. - m) uusere AB.
50. Vgl. Jo 12,36; Eph 5,9.
51. Der römische Opfergedanke wird bestritten von Luther, WA 6,523; 11,431ff.
u. ö. Anscheinend hat der Brief des Honius nicht nur auf Zwingli, sondern auch auf
B. Eindruck gemacht; vgl. W. Baum, S. 304f.; W. Köhler: Zwingli und Luther I,
S. 63;J. V. Pollet, S. 12-18. Vgl. auch die Akten der zweiten Zürcher Disputation
über die Messe. CR Zw 2, S. 731 ff.
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