Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0213
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GRUND UND URSACH

209

Von dem namen des nachtmals Christi.
Erstlich haben unsere brüder ein abschew ab dem namen meß und pflegen
nachtmal des herren zu nennen, das wir auff Römisch weyß jetz lang
meß genent haben. Wiewol wir über den worten mitt niemant uns
5 wissen zu zancken, mit dem wir uns der sach in ir selb mögen ver-
gleichen, dann solche wortzenck haß, hader und anders bringen, dadurch
Christlicher glaub und lieb zerstört würt, 1. Timoth. 6 [4], noch müssen
wir bekennen, das Christlicher und gewisser ist, wir nennen, das uns
Christus, unser herr, eingesetzt hat, mit dem namen, den im die schrifft
10 gibt, dann mit solchem, des wir überal kein eigenschafft künnen wissen.
Etlich meinen Missa, das wir meß auff teütsch sagen, sey ein Hebreisch
wörtlin, gezogen von dem wörtlin Mas, das ein verpflichte gab heist,
als tribut ist, und heisse ein opffer, wie dann solchs im v. buch Mose xvi.
ca. [1—17] da fürgelesen würt, und deßhalb, dieweyl der grewlichst
15 grewel ist, das Nachtmal des herren für ein opffer halten, können dise
solchen namen nit gnug verwerffen und verdammen47. Aber seytenmal
solcher nam bey den kriechischen nit ist, die dann des herrn Nachtmal
Liturgian, das ist Ampt oder dienst, heissen, und auch bey den alten
latinischen als Cypriano, Hieronymo und andern nit gefunden würt,
20 will es zweyfelhafftig sein, das solcher nam von hebreischen kume, dann
in die kriechen, die ersten jünger der hebreischen, desgleichen | die
alten latinischen sust auch in brauch gehebt hetten.
Doch er sey kumen, woher er, oder heisse auch gleich, was er wölle,
des sich noch keiner eigentlich hat entschliessen künnen, so hat in die
25 götlich schrifft nit, und dis ist übrig gnug, das er von Christen ver-
worffen und verspulgt48 werden sol49. Es sicht sich auch an, als ob auß
sonderm geschick gottes geschehen seyk, dieweyl durch die falsch und
aller verfürische meinung, das im Nachtmal des herren sein leyb und
blut durch den priester auffgeopffert werden, die welt also geblendet
30 gewesen ist, das sye gar mit me gewust hat, was des herrn Nachtmal,
oder wozu es gut sey, das man im auch ein namen geben habe, den
niemant kenne, noch wisse, woher er kome oder was er deüte. Seytemal
dann kein gemeinschafft ist des liechts und der finsternüß. 2. Cor. 6 [14],

k) sye AB.
47' Eß - Dtn 16,10. Karlstadt hat Messe so abgeleitet und damit die Unhaltbarkeit
des Namens erweisen wollen. Vgl. A. Karlstadt in: Wider die alte und neue papistische
Messen (1524). Bl. 2a.
Vgl. auch WA 18,103 und WA 18,102, Anm. 3.
48. Verspulgen = verwerfen. Grimm XII, 1, Sp. 1506.
49. Es ist ein Zeichen seines Biblizismus, daß B. andere als biblische Bezeichnungen
nicht gelten läßt.

C4a
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften