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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0255
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GRUND UND URSACH

251

einmal beschehen rechtgeschaffen erinnere, damit man sein fleisch also
geistlich und warlich esse und sein blut drincke.
Das geben die wort doch selb, so er sein heisset gedencken und seins
tods, und ist auch gar wol bey den worten, so er zum kelch geredt
5 hat, abzunemen, wölche Mattheus [26,28] und Marcus [14,24] also
beschreiben: Diß ist mein blut des newen testaments etc. Lucas [22,20]
aber und Paulus [1 Cor 11,25]: diser kelch ist das new testament in meinem
blut. Nun müssen je dise zwo reden ein sinn haben, dieweyl dann kein
zweyfel ist, so er spricht: diß ist das new te | stament in meinem blut, er L 1 b
10 redet von seinem natürlichen blut einmal am creütz für uns vergossen,
durch welchs zwischen gott und uns der gnadenreich, new, ewig bund,
von dem alle schrifft und besonder außgedruckt sagt Hiere. 31 [9; 31-34],
das er unser vatter und wir sein kinder seien, auffgericht ist. Davon
Paulus Ro. 3 [21-31] He. 8. [6-13] 9 [14] und 10 [15-18] sampt vil
15 andern orten vil schreibt, so muß eben dasselbig blut auch gemeint
sein in den worten, die Matheus und Marcus haben. Nemlich schlecht,
diß ist mein blut, dergleichen so er spricht: das ist mein leib.
Und wie man, so er spricht: diser kelch ist ein new testament, muß ver-
ston, er ist ein zeichen oder figur143 des newen testaments, das dann
20 geistlich ist, warumb wolt man dann nit auch also, so er vom brot
sagt: das ist mein leyb, und im Mattheo und Marco vom kelch: das ist
mein blut, dasselbig brot und denselbigen kelch auch lassen ein figur,
gedenckzeichen und bedeütung sein des woren einigen leybs und bluts
Christi, wölche dann leyplicher gestalt nit me bey uns sein sollen. Ich
25 sag eüch die worheit, spricht Christus [Jo 16,7], es ist eüchq besser, das ich
hingeh, und Paulus will auch Jesum nach dem fleisch nit me kennen
2. Cor. 5r [16]. Gleiche red haben wir im ersten buch Mose ca. 17
[10 u. 13], do gott gleich auff ein ander die beschneidung seinen bundt
zwischen im und dem Abraham und solchs bundts zeichen nennet.
30 Und so jemant sagen wolt, ich wolte wol verston, dieweyl der herr
selb sagt: thut mir das zu gedechtnüß [Lc 22,19] und Paulus: so offt ir von
disem brot esset und von disem kelch trinckent, solt ir den todt des herren ver-
künden [1 Cor 11,26], das diß brot und diser kelch figur und zeichen
seind des opffers Christi, einmal für uns auffgeopffert. Darumb ist aber
35 der zanck nit, sonder ob diß brot und kelch zu dem, das es also ein
figur und gedenckzeichen ist des todts Christi, auch sey sein leyplicher
leyb | und leyplichs blut oder nur schlecht brot und weyn. L 2 a
q) auch AB. - r) 2. Cor. 3. AB.
143. Figura = augustinischer Ausdruck für Zeichen, in der Vg. = dem paulinischen
tropos. Erasmus (in psal. XXXIII, CI. V, 372 B) ebenso wie Luther haben ihn oft
verwendet. Für das Abendmahlsverständnis gebraucht es Zwingli, CR Zw 3, 322ff.
Vgl. Köhler I, S. 213.
 
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