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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0268
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264 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
domit ein gefallen mag beweysen, so wisse, das man den leüten muß
allein zum guten gefallen, Ro. 15 [2], das es inen möge besserung
bringen. Wer sust den leüten gefallen wolte, der möchte kein knecht
Christi sein, als Paulus schreibt175, eben do er von haltung solcher
eüsserlichen cerimonien redet, die vil leüt inen selb zu schaden offt 5
wöllen gehalten haben.
Darumb so man an eim ort das Evangelion erst anfahet zu predigen
und so lang, bis solichs ein zeit verkünt würt, die feyrtag duldet, damit
sye durch deren unzeitigs abthun nit vom wort ehe abgesterckt wurden,
dann sye es recht gehört hetten, das wer den leüten recht gedienet und 10
inen zu gutem ein gefallen bewysen, von dem oben vil gesagt ist. Wo
man aber das Evangelion lang und vil gehört hat und wol mag verston,
das ein tag zu halten sey wie der ander176, wer do selbet feyrtag tulden
wolte umb der leüt willen, der wolte inen zu argem gefallen, dann er
sye im aberglauben der zeyt oder zu grosser achtung der feind gotes, 15
deren man dann etwa gemessen mag und also sye me schewet dann gott
den herrn stercket.
Dann wie.möchte einer, der nit sonder narung hat und aber sein weyb
und kind erneren wolt, so vil feyrtag halten, so er gewiß were, das
solichs gott noch allen gottseligen kein gefallen ist und nit etlich böße 20
leüt, den Christlich freyheit verdrießlich ist, umbs nutz willen dran
schewete ? Wölche nun diser zweien ursach ist, so sol es je nichs und seind
solche schwache auch mit exemplen Christlicher freyheit zu stercken. |
N 3 a Andere seind, die solchen bößen tuck des ungläubigen hertzens damit
wöllen schmucken, das sye sagen: Es seind doch alle eüsserliche ding 25
frey, warumb möchte ich dann nit feyren oder arbeiten meins gefallens ?
so doch worlich sye entweder aberglaub oder unchristliche schewe
böser leüt an den feyrtagen haltet. Dise solten bedencken, das Paulus
sagt: Ich habs zwor alles macht, aber es ist nit alles nützlich, ich hab es alles
macht, aber es bessert nit alles, Niemant sucht, was sein ist, sonder ein jeck- 30
lieber, was eins anders ist, 1. Corin. 10 [23-24]. Also bistu deinthalb ja
frey zu feyren oder nit, so du dir selb aber nit leben solt, sonder deinen
nechsten und nichs fürnemen, das den andern nit besserlich ist, wie
wiltu dann die feyrtag halten, die wider das wort gottes auffkomen
seind und also nit mügen besserlich sein. Dann was gut und besserlich 35
sein mag, hat die schrifft alles clärlich und überreyhlich.
Wie schedlich die feir Aber was darff es wort, man greifft doch, das die feirtag under allen
gewesen. menschen satzungen mit dem schedlichsten gewesen seind, dann sye
nit allein für sich selb an glaub und lieb schaden thun, das vil dorechter
leüt meinen, sye wöllen mitt irem müssigon gott und seinen heiligen vil 40
ab verdienen, und so sye offt iren nechsten auff solche tag möchten und

175. Gal 1,10.

176. Ro 14,5.
 
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