ANLAGEN UND GUTACHTEN 297
das ein zytlang, domit mir die widerwerttigen göttlichen worts an des
selbigen verkundigung dester weniger intrags thun möchten, verhalten24,
wie ouch Abraham und Isaac gethon haben25, doch nie verleücknet;
domit aber min verhalten nit dahin geachtet würde, als ob ich min Ee
5 fur arg hielte und vngöttlich zu verderplichem exempel und mergklicher
ergernuß viler, denen ouch die fryheit one Ehe küsch zu leben nit ver-
lihen ist, hab ich sollen und wöllen lenger min Ee nit verhalten, dann
was recht ist schuwet das liecht nit; Deßhalb, syttenmol ich | billich
noch so vil cloren Evangelischen predigen hie bescheen hab hoffen
10 sollen, erkandtnis göttlichs worts sie nunmer so wyt hie wol kommen,
das der merer und besser theyl vil lieber sehe, das ich min leben noch
göttlichem gebott und wie solchs der geist gottes durch Paulum be-
schryben hat, Nemlich das ein priester ein Elich gemahel hab, anschicke,
dann das ich mich vil sunders glyssens anneme vnd doch in verdocht
15 oder offentlicher hurery, als leyder allenthalben vil, lebte, Byn ouch
gentzlich der hoffnung, E.g. werd sich das geschry der vnuerstendigen
und göttlichs worts widerwertigen noch auch gewonheit oder lange
bruche, so nit mynem fürnemmen sunder göttlicher ordnunge entgegen
sind, bekümbern lossen, so doch Christus selb und die appostel so offt
20 wiß gesagt haben von disen letsten zytten, das vnder dem schin des
gutten vil schädlich bruch, satzung und ordenunge sich erheben werden26
und S. Paulus sunderlich nennet, das ettlich vom glouben abtretten, sich an
irrige geister und ler der tüffel kören27 werden, die in glyßnery ligen reden werden
und ein brandtmal in iren gewissen haben und solche werden die Ee verbieten
25 [1 Tim 4, 1-3]. Zu dem allem wil ich mich gern begeben, Das lut
Keyserlicher Mt. Mandat, jungst vßgangen28 die priester, so sich be-
wiben, und ordens lut, so vß iren orden tretten, verwürckt haben sollen,
nemlich alle pfründen und fryheit, kein fryheit vor andern cristen und
leyen beger ich, wil ouch in aller mossen wie ein ley die weltlich Obrig-
30 keit erkennen, ir möglich gehorsam leysten, es treffe an Ere, lyb oder
gut, wie ich und menglich solchs vß gottlichen rechten schuldig sindt,
und begere straff, so mir mit recht von ir am lyb oder sunst erkandt
werden mag mich wegere; Allein man loß mich mit dem, das mir Got
geben hat, minem nechsten dienen und davon leben, wie das niemans
35 abgeslagen würdt. Am predigen oder lesen, das göttlich und gut ist, mag
mich myn heyrat keinem rechten noch verhindern, so S. Paulus, ein
Byschoff oder oberst prediger sin soll, will haben, der ein Ehelich wib
24. Verhehlen, geheimhalten.
25. Vgl. Gen 12, 11-20; 20, 1-18 und Gen 26, 7-11.
26. Vgl. Mt 24, 24-26; 2 Petr 2, 1-3.
27. Kehren, heimkehren zu; Vulgata: attendentes spiritibus erroris (1 Tim 4,1).
28. Mandat des Reichsregiments vom 6. März 1523, Deutsche Reichstagsakten,
Jüngere Reihe, Bd. 3, 1901, Nr. 84, S. 447-452; der betreffende Passus S. 451, 13-20.
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das ein zytlang, domit mir die widerwerttigen göttlichen worts an des
selbigen verkundigung dester weniger intrags thun möchten, verhalten24,
wie ouch Abraham und Isaac gethon haben25, doch nie verleücknet;
domit aber min verhalten nit dahin geachtet würde, als ob ich min Ee
5 fur arg hielte und vngöttlich zu verderplichem exempel und mergklicher
ergernuß viler, denen ouch die fryheit one Ehe küsch zu leben nit ver-
lihen ist, hab ich sollen und wöllen lenger min Ee nit verhalten, dann
was recht ist schuwet das liecht nit; Deßhalb, syttenmol ich | billich
noch so vil cloren Evangelischen predigen hie bescheen hab hoffen
10 sollen, erkandtnis göttlichs worts sie nunmer so wyt hie wol kommen,
das der merer und besser theyl vil lieber sehe, das ich min leben noch
göttlichem gebott und wie solchs der geist gottes durch Paulum be-
schryben hat, Nemlich das ein priester ein Elich gemahel hab, anschicke,
dann das ich mich vil sunders glyssens anneme vnd doch in verdocht
15 oder offentlicher hurery, als leyder allenthalben vil, lebte, Byn ouch
gentzlich der hoffnung, E.g. werd sich das geschry der vnuerstendigen
und göttlichs worts widerwertigen noch auch gewonheit oder lange
bruche, so nit mynem fürnemmen sunder göttlicher ordnunge entgegen
sind, bekümbern lossen, so doch Christus selb und die appostel so offt
20 wiß gesagt haben von disen letsten zytten, das vnder dem schin des
gutten vil schädlich bruch, satzung und ordenunge sich erheben werden26
und S. Paulus sunderlich nennet, das ettlich vom glouben abtretten, sich an
irrige geister und ler der tüffel kören27 werden, die in glyßnery ligen reden werden
und ein brandtmal in iren gewissen haben und solche werden die Ee verbieten
25 [1 Tim 4, 1-3]. Zu dem allem wil ich mich gern begeben, Das lut
Keyserlicher Mt. Mandat, jungst vßgangen28 die priester, so sich be-
wiben, und ordens lut, so vß iren orden tretten, verwürckt haben sollen,
nemlich alle pfründen und fryheit, kein fryheit vor andern cristen und
leyen beger ich, wil ouch in aller mossen wie ein ley die weltlich Obrig-
30 keit erkennen, ir möglich gehorsam leysten, es treffe an Ere, lyb oder
gut, wie ich und menglich solchs vß gottlichen rechten schuldig sindt,
und begere straff, so mir mit recht von ir am lyb oder sunst erkandt
werden mag mich wegere; Allein man loß mich mit dem, das mir Got
geben hat, minem nechsten dienen und davon leben, wie das niemans
35 abgeslagen würdt. Am predigen oder lesen, das göttlich und gut ist, mag
mich myn heyrat keinem rechten noch verhindern, so S. Paulus, ein
Byschoff oder oberst prediger sin soll, will haben, der ein Ehelich wib
24. Verhehlen, geheimhalten.
25. Vgl. Gen 12, 11-20; 20, 1-18 und Gen 26, 7-11.
26. Vgl. Mt 24, 24-26; 2 Petr 2, 1-3.
27. Kehren, heimkehren zu; Vulgata: attendentes spiritibus erroris (1 Tim 4,1).
28. Mandat des Reichsregiments vom 6. März 1523, Deutsche Reichstagsakten,
Jüngere Reihe, Bd. 3, 1901, Nr. 84, S. 447-452; der betreffende Passus S. 451, 13-20.
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