298 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
hab29; So beger ich ouch keiner pfründen, Mag min dienst insehung30
des geistlichen yeman erschießlich31 sin, So hab ich kein zwyfel, Got, der
ouch die vögel spißt32, würdt wol schicken, Das ich das zitlich würd
zu schnyden haben. Hören die pfründen und fryheit von gemeynen
bürden allein denen zu, so onn Ee sindt, so werden sie byllich entzogen 5
mir und allen denen, so sich verheuraten; Aber syttenmal sich ver-
heuraten keinem menschen sündlich, hoff ich gemeyner fryheit aller
menschen soll mir nit genommen werden, mynen nechsten zu dienen mit
f° 96v dem, | das ich gelernet hab, und davon, dwil ich anders nit kan, min
narung haben. Witter dringen nit auch die häfftigen Bäpstlichend Recht, 10
die aber, so ettwas christlich sindt, als das Concilium Gangreense, ver-
bannen alle die, so einen priester des wibs halb vom ampt des altars
tryben wolten33. Mich hat ouch getröst min Ee hie offentlich zu be-
kennen und halten das christlich exempel deren von Nüremberg, von
Wurmbs vnd vil anderer christlicher Stett und herschafften34, by denen 15
priester und ordenslut offentlich geheyrat haben, das sie dann vil
lieber, als billich, handt haben, dann sie bytzher offentlich Eebruch und
hurery der geistlichen haben tulden mussen.
Das aber min Elich gemahel schon ein profitierte35 person gewesen
ist, mag ouch keinem woren christen ergerlich sin36, Dann sie min 20
gemahel zu und über bange zeigt göttlich gebott und fryheit, dermossen
yederman geben und verlyhen, das kein gelübd daran hindern mag, hat
sie gut christlich und ouch nöttige vrsach gehabt sich zu verheyraten,
dann sie mit wunderbarlichen lysten und vngehörtem angehalten37, ir
als einer jungen vnuerstendigen schamhafftigen und furchtsamen dochter 25
zu vmbgon vnmöglich, von ettlich ir verwandten, als zu besorgen des
guts halb, so sie irs vetterlichen und mutterlichen erbs halb in ein Closter
getrungen worden ist, in dem sie nie keinen gesunden tag gehept,
nichts christliches ouch gelernt, dann seer selten doselbig gebrediget
wurt, deßhalb ein leben do ist, es wer wol von nöten, es were christlicher, 30
so haben ir die artzet offt gesagt, sie werd im closter nimmerme gesundt
werden, auch het sie andrer gefor irs lebens, als sie gloublich gewarnet
war, besten müssen, so ist sie eins solchen vnschuldigen demüttigen
d) Bästlichen.
29. Vgl. 1 Tim 3,2; Tit 1,6. 30. In Anbetracht.
31. Nützlich, förderlich. 32. Vgl. Mt 6,26.
33. Kanon 4 des Konzils von Gangra 340/41 (vgl. LThK 4, 285, und Hefele-
de Clercq: Histoire des conciles I,2. 1907. S. 1029-45), Mansi 2, 1101/02 = Corp.
iur. can. Decr. Grat. Dist. 28 C 15.
34. Vgl. F. Roth: Die Einführung der Reformation in Nürnberg. Würzburg 1885.
35. Die Ordensgelübde ablegen.
36. Vgl. zum folgenden B.s »Verantwortung«, S. 173f.
37. Dauerndes Zureden.
hab29; So beger ich ouch keiner pfründen, Mag min dienst insehung30
des geistlichen yeman erschießlich31 sin, So hab ich kein zwyfel, Got, der
ouch die vögel spißt32, würdt wol schicken, Das ich das zitlich würd
zu schnyden haben. Hören die pfründen und fryheit von gemeynen
bürden allein denen zu, so onn Ee sindt, so werden sie byllich entzogen 5
mir und allen denen, so sich verheuraten; Aber syttenmal sich ver-
heuraten keinem menschen sündlich, hoff ich gemeyner fryheit aller
menschen soll mir nit genommen werden, mynen nechsten zu dienen mit
f° 96v dem, | das ich gelernet hab, und davon, dwil ich anders nit kan, min
narung haben. Witter dringen nit auch die häfftigen Bäpstlichend Recht, 10
die aber, so ettwas christlich sindt, als das Concilium Gangreense, ver-
bannen alle die, so einen priester des wibs halb vom ampt des altars
tryben wolten33. Mich hat ouch getröst min Ee hie offentlich zu be-
kennen und halten das christlich exempel deren von Nüremberg, von
Wurmbs vnd vil anderer christlicher Stett und herschafften34, by denen 15
priester und ordenslut offentlich geheyrat haben, das sie dann vil
lieber, als billich, handt haben, dann sie bytzher offentlich Eebruch und
hurery der geistlichen haben tulden mussen.
Das aber min Elich gemahel schon ein profitierte35 person gewesen
ist, mag ouch keinem woren christen ergerlich sin36, Dann sie min 20
gemahel zu und über bange zeigt göttlich gebott und fryheit, dermossen
yederman geben und verlyhen, das kein gelübd daran hindern mag, hat
sie gut christlich und ouch nöttige vrsach gehabt sich zu verheyraten,
dann sie mit wunderbarlichen lysten und vngehörtem angehalten37, ir
als einer jungen vnuerstendigen schamhafftigen und furchtsamen dochter 25
zu vmbgon vnmöglich, von ettlich ir verwandten, als zu besorgen des
guts halb, so sie irs vetterlichen und mutterlichen erbs halb in ein Closter
getrungen worden ist, in dem sie nie keinen gesunden tag gehept,
nichts christliches ouch gelernt, dann seer selten doselbig gebrediget
wurt, deßhalb ein leben do ist, es wer wol von nöten, es were christlicher, 30
so haben ir die artzet offt gesagt, sie werd im closter nimmerme gesundt
werden, auch het sie andrer gefor irs lebens, als sie gloublich gewarnet
war, besten müssen, so ist sie eins solchen vnschuldigen demüttigen
d) Bästlichen.
29. Vgl. 1 Tim 3,2; Tit 1,6. 30. In Anbetracht.
31. Nützlich, förderlich. 32. Vgl. Mt 6,26.
33. Kanon 4 des Konzils von Gangra 340/41 (vgl. LThK 4, 285, und Hefele-
de Clercq: Histoire des conciles I,2. 1907. S. 1029-45), Mansi 2, 1101/02 = Corp.
iur. can. Decr. Grat. Dist. 28 C 15.
34. Vgl. F. Roth: Die Einführung der Reformation in Nürnberg. Würzburg 1885.
35. Die Ordensgelübde ablegen.
36. Vgl. zum folgenden B.s »Verantwortung«, S. 173f.
37. Dauerndes Zureden.