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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0329
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ANLAGEN UND GUTACHTEN

325
mit Christo begeben | haben, sind wir solcher ding all fry worden93, f° 29 v
nit das wir drumb noch des fleischs wolust wolten leben, dan wir das
selbig zu tödten vnd creutzigen Christo im tauff vbergeben haben94,
sonder das wir ynsre frumbkeyt allein in Christo vnd nit in solchen
5 vsserlichen dingen suchen vnd doch alles, das den leib dem geist möchte
vnderwurfflich machen, brauchen vnd vben vss fryen willen, dan was
mit fryem willen vss worem glauben nit geschicht, gefalt got nyt. Des
hat er sich bezeuget auch in den propheten, do obgemelte ding noch
gepoten woren, nemlich das im an irem opfer, feir vnd fastagen eben
10 nyt gelegen sy, sondern den glauben, die lieb, die woll er haben, alss
Isaiae p°. [11-17] vnd 58 [3-7], Hieremiae 7 [21-26] vnd fil andern
orten mer gelesen wirdt95. Doch wie dem allen, wo die gepot vnd
verpot in allen obbestympten vsserlichen dingen, die dan fry sein, deren
sich ein christ geprauchen mag oder nit noch seiner fryen wal, noch
15 ganghafftig96 sind, wurdt sich ein ieder christ also halten, das man spuren
mög, das er alle ding begere zu thun zu der ere gotes vnd des nechsten
besserung, vnd bereyt sye auch zu sterben fur seine bruder, ich schweig
mit inen, so sy schwach im glauben sind, vff das sy stercker werden,
etwas zu meiden oder zu brauchen, die lieb wurdt in wol lernen, davon
20 Paulus 14. Ro. [17-19] | vnd 1. Cor. 8 [9-13], 9 [19-23] vnd 10 [22-24] f°3or
genugsam lernet.
Alles obgemeldet wider vnderscheit leiplicher vnd vsserlicher ding
wurdt auch beweret vss dem andern hauptarticel. Dan machet vnss der
glaub allein, vff die gnad gotes durch den verdienst Christi gesetzet, on
25 vnsre werck selig, wie es dan der worheit ist, so wurdt ie nyt darzu
thun mögen, das einer geweyhet oder monch ist, fastet, feyret oder in
anderm vsserlichen ein sonders machet97. Sind dan die rechten guten
werck, so wir vsserlich thun sollen, wan wir durch den glauben zu
kindern gotes, frumb vnd selig worden sind, allein die, so dem nechsten
30 zu nutz, gut vnd besserung beschehen, seyten mal dan mit platten, kutten,
feyren, fasten, heilig stet suchen nieman weder an leib noch sei gebessert
wurdt, so folget, das solche ding nit allein nieman frum oder selig
machen, der sy tribet, sonder es sind auch nit christliche noch gute
werck vnd sind gantz noch zu lossen, vssgenomen so sy vss fryem
35 willen, zu gut den schwachen, wie Paulus lert98, die dan verfuret sind
durch solich teuflische leren vnd deren noch nit widerumb ledig worden,
93. Vgl. Luther, WA 7, 24, 30-25,4 und Erasmus, Holborn, 17,3-15 (Ep. ad
Volzium).
94. Vgl. zum Folgenden Luther, WA 7,30,31-31,16; 33,29-36,10; 37,16-38,5
(Freiheit).
95. Vgl. zum Beispiel Is 59,3; Ir 6,20; Am 5,22; Zach 7,5.
96. In Gang befindlich. 97. Vgl. Luther, WA 8,595,19-596,35 (Votis).
98. Vgl. 1 Cor 8,7-13.
 
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