MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
324
selb doch vff das selbig einig mal so wol, ein bauer hat es in iiii malen
nit so gut. Essen sy dan vff etlich tag kein fleisch oder eyer, so erstatten
sy solchs mit so guten fischen, moch es den bauren als gut werden, sy
veredten88 ir krüt vnd durr fleisch ir leben lang, nemlich wan man inen
geb so guten wein alss den munchen vnd des so genug89. 5
Also ists clar, das auch der leib mit solchen menschen funden nit
castyet wirdt vnd ist nichs, dan ein lauter schein vnd gleissnery. Darumb
sant Paulus gar erschröcklich von solchen weissgesagt hat, 1. Timoth. 4
[1-4]: Der geist aber sagt deutlich, das in den letsten zeyten werden etliche von
dem glauben abtretten vnd anhangen den irrigen geistern vnd leren der teuffel 10
durch die, so in gleissnery lugen reder sind vnd brandtmal in irem gewissen haben
vnd verpieten, ehlich zu werden vnd meiden die speiss, die got geschaffen hat,
zu nemen mit dancksagung, den gleubigen vnd denen, die die worheyt erkant haben,
dan alle creatur gottes ist gut vnd nichs zu verwerffen etc. Nun sto zu vnsern
zeyten die gröste geistlicheyt allein in absonderung etlicher speiss vnd 15
29r wurdt darumb dem leib nichs abge | brochen1. Das wer aber christlich, ein
standt halten wie der ander, aber got dancken vnd loben mit hertz, worten
vnd wercken an allen orten seiner herschafft, wie der iiii. ps. [22] lernet vnd
Christus Jo. 4. [21-24]. Das man auch alle cleider gleich achtete, allein
das man abstelte allen bracht vnd mutwillen vnd ein ieder sich benugen 20
liess, das er zimlich90 bedeckt vnd vor frost bewart were vnd die zierd
vff den geist leite vnd vsserlich sich schmückte mit guten wercken, die
dem nechsten nutzlich sind vnd besserlich, wie Paulus lernet 1. Timoth. 2.
[8-10] vnd 6 [7-10] vnd 1. Pet. 3 [8-17]. Item, das man auch alle zeyt
gleich hielte, aber doch zu aller zyt got preisete durch ein woren vnd 25
thetigen glauben, namlich desselbigen verjahung91 vnd clare anzeig
durch gute werck92, wie wir im 34. ps. [12-23] gelernet werden. Vnd
das wir teglich got feyrten, das ist got liessen mit unss machen nach
seinem gefallen. Der also ein tag hielte, wie den andern, der hat got
vffgenomen zu rechter, worer erkantnuss des glaubens, 14. Ro. [20-23]. 30
Dessgleichen auch mit der speiss, das man der auch on einigen vnder-
scheit brauchte, aber mit mass vnd teglichem abruch, noch dem ein
yeder befindt die bösen begirden vnd lust in im dem geist widerstreben,
das wer ein recht christlich fasten. Was von vnderscheit gemelter ding
den iuden gepotten gewesen ist, sind gewesen als kinder leren vnd, wie 35
erst vss Paulo gemeldet, schatten, nun aber, so wir im tauff vns in tod
i) nichs abge | gebrochen.
88. Abschwören.
89. Vgl. Erasmus, Holborn, 16, 4-17,2 (Ep. ad. Volzium).
90. Angemessen, wie es sich gehört.
91. Bezeugung.
92. Vgl. Luther, WA 7, 33, 12-14 (Freiheit).
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selb doch vff das selbig einig mal so wol, ein bauer hat es in iiii malen
nit so gut. Essen sy dan vff etlich tag kein fleisch oder eyer, so erstatten
sy solchs mit so guten fischen, moch es den bauren als gut werden, sy
veredten88 ir krüt vnd durr fleisch ir leben lang, nemlich wan man inen
geb so guten wein alss den munchen vnd des so genug89. 5
Also ists clar, das auch der leib mit solchen menschen funden nit
castyet wirdt vnd ist nichs, dan ein lauter schein vnd gleissnery. Darumb
sant Paulus gar erschröcklich von solchen weissgesagt hat, 1. Timoth. 4
[1-4]: Der geist aber sagt deutlich, das in den letsten zeyten werden etliche von
dem glauben abtretten vnd anhangen den irrigen geistern vnd leren der teuffel 10
durch die, so in gleissnery lugen reder sind vnd brandtmal in irem gewissen haben
vnd verpieten, ehlich zu werden vnd meiden die speiss, die got geschaffen hat,
zu nemen mit dancksagung, den gleubigen vnd denen, die die worheyt erkant haben,
dan alle creatur gottes ist gut vnd nichs zu verwerffen etc. Nun sto zu vnsern
zeyten die gröste geistlicheyt allein in absonderung etlicher speiss vnd 15
29r wurdt darumb dem leib nichs abge | brochen1. Das wer aber christlich, ein
standt halten wie der ander, aber got dancken vnd loben mit hertz, worten
vnd wercken an allen orten seiner herschafft, wie der iiii. ps. [22] lernet vnd
Christus Jo. 4. [21-24]. Das man auch alle cleider gleich achtete, allein
das man abstelte allen bracht vnd mutwillen vnd ein ieder sich benugen 20
liess, das er zimlich90 bedeckt vnd vor frost bewart were vnd die zierd
vff den geist leite vnd vsserlich sich schmückte mit guten wercken, die
dem nechsten nutzlich sind vnd besserlich, wie Paulus lernet 1. Timoth. 2.
[8-10] vnd 6 [7-10] vnd 1. Pet. 3 [8-17]. Item, das man auch alle zeyt
gleich hielte, aber doch zu aller zyt got preisete durch ein woren vnd 25
thetigen glauben, namlich desselbigen verjahung91 vnd clare anzeig
durch gute werck92, wie wir im 34. ps. [12-23] gelernet werden. Vnd
das wir teglich got feyrten, das ist got liessen mit unss machen nach
seinem gefallen. Der also ein tag hielte, wie den andern, der hat got
vffgenomen zu rechter, worer erkantnuss des glaubens, 14. Ro. [20-23]. 30
Dessgleichen auch mit der speiss, das man der auch on einigen vnder-
scheit brauchte, aber mit mass vnd teglichem abruch, noch dem ein
yeder befindt die bösen begirden vnd lust in im dem geist widerstreben,
das wer ein recht christlich fasten. Was von vnderscheit gemelter ding
den iuden gepotten gewesen ist, sind gewesen als kinder leren vnd, wie 35
erst vss Paulo gemeldet, schatten, nun aber, so wir im tauff vns in tod
i) nichs abge | gebrochen.
88. Abschwören.
89. Vgl. Erasmus, Holborn, 16, 4-17,2 (Ep. ad. Volzium).
90. Angemessen, wie es sich gehört.
91. Bezeugung.
92. Vgl. Luther, WA 7, 33, 12-14 (Freiheit).