ANLAGEN UND GUTACHTEN
339
gemacht am geist, im selbigen geist sye hingangen vnd habe geprediget.
Das die predig mag ouch geistlich verstanden werden, die er in den
hertzen teglich thut, vnd nit leiplich, dan er auch spricht [1 Petr 3,18],
lebendig gemacht im geist hab er geprediget. Das ist nun gewesen, do er
5 sich des fleischlichen lebens hatte abthon vnd gantz geistlich gelebt,
welchs war noch seiner vffart, noch welcher er nit nider zur hellen ge-
stigen ist. Das er aber sagt, den geistern, die etwan vngleubig waren,
zum zeiten Noe, möchte man doch dem ansehen gotes, dem alle ding
alss gegenwurtig sein, verstanden werden von allen vngleubigen geistern,
10 die Christus erleucht, die sust eben sind, wie jene waren, verechter des
wort gotes vnd vngleubiges leben, vnd ligen des halb im gefangnuss
der sunden. Aber dem sy, wie im well, hierum ist mit nieman zu streyten.
Das stot | steiffm, das vss gemeltem spruch das fegfeuer nit mag erhalten f° 43 v
werden. Man nem das wort, wie man wöl, loss sein, Christus habe in
15 der gefengnuss den geistern prediget, die zun zeiten Noe vngleubig
woren. Daruss wurdt drumb nit folgen, das ein fegfeur sy, darin komen
die, so fur ire sund noch nit genug gethon haben, vnd aber, so man die
greber bespreng mit weyhwasser, brenne kertzen, reuche205, lesse mess
vnd vigilien, herauss erlöset werden. Durch welche schrifft wurdt es
20 bewerdt werden, das die gefengnuss, die Petrus meldet, das fegfeur sy,
darin man erst müsse für die sund genug thun? Oder durch welche
schrifft wurdt bewert, das die lebendigen ieman durch ir betten oder
anders mögen heraus helffen ? Darumb soll man des fegfeurs geschweigen,
vnd wie Christus sagt Math. ult. [18-20], predigen, was er vnss befolhen
25 hat, nemlich das iederman sich bessere, glaub dem euangelio, wache in
guten wercken, do mit er zu im kumm vnd weder in fegfeur, noch hell.
Von todten hat er vnss nit ein wortlin befolhen von den lebendigen
aber an allen orten der schrifft, nun lossen wir die lebendigen faren vnd
wollen den todten helffen. |
30 [X. Art.]
Zum zehenden folget vom gesang, seiten mal man by der schrifft bleiben X f° 44 r
soll vnd Christus fur vnss genu gethon hat, das das gesang vnd gepet
der siben zeyt206 vnd anders nit christlich sein207. Dan 1. Cor. 14 [1-14]
wurdt clerlich gelert, das in frembder sprach in christlicher gemein nyt
m) das stot | stot steiff.
205. Weihräuchem.
206. Die sieben kanonischen Tageszeiten: Mette, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper,
Komplet; vgl. LThK II, 551-557 (s. v. Brevier).
207. Vgl. zu diesem Abschnitt Luther, WA 6,444,22-445,6 (Adel), und WA 7,
765,6-22 (Ad librum Ambrosii Catharini); vgl. Erasmus, CI VI, 731 C/D - 732 D
(Annotatio zu 1 Cor 14,9).
339
gemacht am geist, im selbigen geist sye hingangen vnd habe geprediget.
Das die predig mag ouch geistlich verstanden werden, die er in den
hertzen teglich thut, vnd nit leiplich, dan er auch spricht [1 Petr 3,18],
lebendig gemacht im geist hab er geprediget. Das ist nun gewesen, do er
5 sich des fleischlichen lebens hatte abthon vnd gantz geistlich gelebt,
welchs war noch seiner vffart, noch welcher er nit nider zur hellen ge-
stigen ist. Das er aber sagt, den geistern, die etwan vngleubig waren,
zum zeiten Noe, möchte man doch dem ansehen gotes, dem alle ding
alss gegenwurtig sein, verstanden werden von allen vngleubigen geistern,
10 die Christus erleucht, die sust eben sind, wie jene waren, verechter des
wort gotes vnd vngleubiges leben, vnd ligen des halb im gefangnuss
der sunden. Aber dem sy, wie im well, hierum ist mit nieman zu streyten.
Das stot | steiffm, das vss gemeltem spruch das fegfeuer nit mag erhalten f° 43 v
werden. Man nem das wort, wie man wöl, loss sein, Christus habe in
15 der gefengnuss den geistern prediget, die zun zeiten Noe vngleubig
woren. Daruss wurdt drumb nit folgen, das ein fegfeur sy, darin komen
die, so fur ire sund noch nit genug gethon haben, vnd aber, so man die
greber bespreng mit weyhwasser, brenne kertzen, reuche205, lesse mess
vnd vigilien, herauss erlöset werden. Durch welche schrifft wurdt es
20 bewerdt werden, das die gefengnuss, die Petrus meldet, das fegfeur sy,
darin man erst müsse für die sund genug thun? Oder durch welche
schrifft wurdt bewert, das die lebendigen ieman durch ir betten oder
anders mögen heraus helffen ? Darumb soll man des fegfeurs geschweigen,
vnd wie Christus sagt Math. ult. [18-20], predigen, was er vnss befolhen
25 hat, nemlich das iederman sich bessere, glaub dem euangelio, wache in
guten wercken, do mit er zu im kumm vnd weder in fegfeur, noch hell.
Von todten hat er vnss nit ein wortlin befolhen von den lebendigen
aber an allen orten der schrifft, nun lossen wir die lebendigen faren vnd
wollen den todten helffen. |
30 [X. Art.]
Zum zehenden folget vom gesang, seiten mal man by der schrifft bleiben X f° 44 r
soll vnd Christus fur vnss genu gethon hat, das das gesang vnd gepet
der siben zeyt206 vnd anders nit christlich sein207. Dan 1. Cor. 14 [1-14]
wurdt clerlich gelert, das in frembder sprach in christlicher gemein nyt
m) das stot | stot steiff.
205. Weihräuchem.
206. Die sieben kanonischen Tageszeiten: Mette, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper,
Komplet; vgl. LThK II, 551-557 (s. v. Brevier).
207. Vgl. zu diesem Abschnitt Luther, WA 6,444,22-445,6 (Adel), und WA 7,
765,6-22 (Ad librum Ambrosii Catharini); vgl. Erasmus, CI VI, 731 C/D - 732 D
(Annotatio zu 1 Cor 14,9).