Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0345
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ANLAGEN UND GUTACHTEN

341

streuet, Math. 12 [20]. Christus hat vnss verpotten, ein andern meistern
dan sich anzunemen, Math. 23 [8], vnd fleissig vor menschen leren
gewarnet; so haben sy es do hin bracht, das man allein vff ire wort geben
muss wider das Euangelion vnd alle schrifft gotes. Die schrifft gots
5 lernet vnss, wie wir durch das blut Christi gereinigt werden von allen
sunden214; so wöllen sy, man muss mit eigen wercken die abtilgen,
beichten und genug thun oder in abloss abkauffen. Die schrifft hat,
das wir alle einer syen in Christo215; so wöllen sy, sy syen die geistlichen
vnd die gesalbten gotes allein vnd besser wan216 ander leut. Christus
10 hat geheissen, alles geistlich vmbsunst geben, wie wir es auch von got
entpfahen217; so muss man in gelt drum geben. Got lernet, ein tag sy
im wie der ander218, so bieten sy by dem bann, vff etliche zu fasten,
feiern, diss oder jenes nit essen. Christus hat gesagt: Die weltlichen künig
herschen vnd die gewaltigen heist man gnedige herren, ir aber nit also, sonder der
15 grost | vnder euch soll sein wie der jungst, vnd der fürnem ist, wie der diener f° 45
[Mt 20, 25-27]. Vnd Math. 20 [28]: Des menschen son ist nit kumen, das
er im dienen loss, sonder das er diene vnd gebe sein leben einer erlösung für
file. Des spürt man wenig by inen. Das sy sich aber fast219 sant Peters
gewalts berümen, vnd sein glauben nit bewysen, soll sy nyt helffen.
20 Dan Christus, Jo. 8 [3 3-47], do sich der juden kinder Abrahae berumbten,
alss sy auch noch dem fleisch woren, vnd aber nit die werck Abrahae,
sonder die werck des teuffels triben, sagg er zu inen: Ir seid von dem
vater, dem teuffel [v. 44]. Nun ist feur vnd wasser nyt so weyt wider ein-
ander, alss sant Peters leben vnd vnser geistlichen leben220. Darumb ist
25 in nit zu folgen, dan sy den geist gotes nit haben, wie fast sy joch221
die geperd triben vnd namen haben. Das etwan frumm leut zu Rom
gewesen sein, wirdig die kirchen zu regieren, das macht drumb die nit
wurdig, so hernaher dem teuffel mer dan Christo leben. Sant Paulus
sagt Philipp. 3 [17]: Folget mir, lieben prüder, vnd sehet vff die, die also
30 wandlen, wie ir habt vnss zum forbild. Vnd Christus, Math. 7 [15]: sehet
euch fur | fur den falschen propheten, vnd Math. 24 [1 1 ]: Es werden sich fil f° 46
falsche propheten erheben vnd werden fil verfuren, vnd hernaher [v. 24]: es
werden falsche Christi vnd falsche propheten vffston vnd grosse zeichen vnd wunder
thun, das verfürt werden in den irthumb, wo es möglich were, auch die vsserwelten.

214. Vgl. 1 Jo 1,7. 215. Vgl. Gal 3,28. 216. Als.
217. Vgl. Mt 10,8. 218. Vgl. Col 2,16-17. 219. Ganz, völlig.
220. Solche Gegenüberstellungen waren ein beliebtes Mittel antiklerikaler und
antipäpstlicher Polemik; vgl. H. Preuß: Die Vorstellung vom Antichrist im späten
Mittelalter, bei Luther und in der konfessionellen Polemik. Leipzig 1906. S. 4-82.
Zu unserer Zeit vgl. besonders Luther: Passional Christi und Antichristi (WA 9,701 bis
715) und die Einleitung dazu, WA 9,677fr., und Erasmus: Laus stultitiae c. LIX
(ed. P. de Nolhac. Paris 1953. S. 146-152).
221. Wie sehr sie auch immer.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften