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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0347
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ANLAGEN UND GUTACHTEN

343

wider Jo. Huss vnd andre frumme leut auch den sig erhalten haben?
Man beseh die hystorien vnd lug, was fur leut in iiic. iaren in concilien
geregirt haben, so findet man, das iren wenig got gesucht haben. Was
soll man sagen von | concilien? Im grossen concilio zu Nicea231, wo der f° 47 r
5 frum heiser Constantinus hette thon, so hetten die bischöff, dero ccc vnd
xviii zusamen kumen woren, die zeyt mit zancken in eigen hendlen
verzert vnd die sachen des glaubens hindangesetzet, vnd woren doch
fast heilige leut vnder inen, deren etlich fil vmb des glaubens willen
erlitten hatten, noch232 war die meng nit gerecht, das schreibt Eusebius
10 in seiner hystori lib. x ca. 2233. Was soll dan guts in denen concilien,
die in iiii oder vc ioren gehalten sein, furgangen sein, do kein keiser
solchen gewalt gehabt hat vnd nienen234 so frumm bischoff by ein ander
gewesen sind?
Noch fil weniger werden bapst, cardinel vnd bischoff ietz etwas guts
15 anrichten, by denen doch kein wissen von got ist, aller bracht, offent-
lich hurery vnd alles, das got entgegen ist, solche leut haben sy auch
vmb sich den merern theil, nemlich was auch geistlich sein soll; die
andern, wöllen sy gnedig herren haben, müssen sy inen ir weiss gefallen
lossen. Darumb will man handlen von christlicher ler vnd leben, so
20 thonren233 vnsere genanten geistlichen als wol darzu, | als die wölff in f° 47 v
eim roth, do man den schaffen wolte vmb ein friden handlen, oder so
man gesetz von der keuscheyt begreiffen wolt, vnd nem offentlich
frawen wurdt236 dar zu. Wollen die fursten vnd communen237 sich
entschließen, christliche weiss zu leren vnd leben anzustellen, nemen sy
25 das wort gotes fur sich, das ist hell vnd clar, lossen zu offentlicher
verhör kummen bede theil, die genanten geistlichen vnd die wider sy
predigen238. Dan ie papst, cardinel, bischoff mit iren hauffen ein parthy
sind, darumb sollen sy nit richter sein. Sy dorffen auch die weltlichen
fursten nit verwerffen vnd ander verstendig leyen, das sy nit fast239
30 gelert syen, dan sy sind doch selb nit gelert, so haben sy das merer theil
vmb sich iuristen vnd mönch, die offt nimer von Christo wissen dan
ein sawhirt. Darzu muss got hie leren; der leret sein gesetz vnd vsser-
welten weg die, die in forchten, Ps. 25 [12]. Wer hie etwas wissen soll,
muss von got gelert werden, Jo. 6 [45]. Got leret aber die, die in
35 forchten, sy syen leyen oder pfaffen. Es ist ie ein argwönig ding, das
so man offentlich dieb vnd morder | verhöret, vnd es bis her nit hat f° 48 r
231. Nicaea 325. 232. Dennoch.
233. Euseb Hist. Eccl. 10,2 = GCS Euseb II, 2,558ff. B. meint das ganze Buch 10.
234. Nirgends. 235. Taugen; vielleicht Versehen B.s für »thowgen«?
236. Bordellhalter. 237. Gemeinden.
238. Zur Forderung der Straßburger Prädikanten nach einem Verhör vgl. Ein-
leitung, S. 304.
239. Sehr.
 
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