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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0348
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

mogen dar zu bracht werden, das die genanten geistlichen zu verhör
hetten lossen kumen, die sy newe lerer vnd lutherisch ketzer ietz
schelten. Allein werffen sy den langen brauch fur, vss dem folget, das
der mahumetisch glaub, der fast mit irem reich angefangen hat, auch
gerecht wer, der dan auch wol xii mol alss fil land inhat. Vnd fil mer 5
der heidnisch glaub, der von anfang der welt her gewerdt hat. Werffen
die vetter vnd concilien fur vnd solt man sy richten den selibigen nach,
nemlich den alten, so weren sy alle zu entsetzen vnd zu verbannen, das
findt sich vss iren eigen decret. Vber das alles, so sind die hochsten
widerfechter der new genanten ler leichtfertig, geitzig, vnbillig leut, die 10
alss fil christlichs lebens an inen haben alss ein krebs baumwol240. Mit
sehen augen wöllen sy die leut blind machen. Vberreden dan die fürsten
vnd herren, es sy ein vffrürisch ding wider die oberkeyt erdacht241, so
doch am tag leyt, das das Euangelion gedult vnd gehorsam leret242, die
bescheynet auch, wo man das Euangelion fry predigen losset. Also 15
f° 48 v find sichs, | das des Luthers vnd seiner nachfolger ler, wie die in iren
buchern verfasset ist, in den haupt articeln vnd puncten christlich vnd
gerecht ist, dan sy nichs dan glauben zu got, lieb zum nechsten, zucht
des leibs vnd gedult in aller widerwertikeit leret, das weitleuffiger mag
bewerdt werden vss beden testamenten, doch, so haben wir hie fur- 20
nemlich nur vss dem newen, dessen spruch etwas heller seind, wenig
spruch anzogen, die aber alsso clar sind, das ein ieder christ daruss wol
mag fassen, das die new genant ler vss dem gotlichen wort fleüsset vnd
nit new, sonder alt, ia ewig ist vnd bliben wirdt, so hymel vnd erd
vergon werden243. Vss welchen er in kein weg wurdt den bewilligen 25
konden, das solcher ler prediger vnverhorter sach verdampt werden.
So dan sy gegen den genenten geistlichen verhört werden, wurdt
meniglich244 wol vernemen, das ir ding nichs ist, dan das thewr gotlich
wort, das wolten sy gern allein leren vnd, wie billig, allen menschlichen
satzungen fursetzen. Deshalb wer die worheit vnd christlich ler lieb hat, 30
wurdt sy auch verschaffen245 verhort zu werden vnd vmb keins langen
brauchs willen oder gewalt vnd prechtig ansehen geistlichs stands etwas
vnverhört lossen verdampt werden. Dan ein ieder verstendiger billig246
bewegen247 soll, das der genent geistlich hauff fleucht vnd scheucht alle
verhör, die new genenten lerer aber suchen vnd begeren anders nichs, 35
dan verhör. Begeben sich auch des lebens, wo sie vnrecht erfunden werden.
Got geb seinem wort den sig. Amen.

240. Nicht bei Wander.
241. Über den Vorwurf, die reformatorische Verkündigung löse Aufruhr und
Revolution aus, äußert sich B. in einem Brief an B. Rhenanus vom November 1525
(Horawitz-Hartfelder, S. 348-249).
242. Vgl. zum Beispiel Lc 8,15 und Ro 1,5. 243. Vgl. Mt 5,18.
244. Jedermann. 245. Bewirken. 246. Richtig. 247. Erwägen.
 
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