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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0354
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

gehalten; was titels mag denen nun geben werden, die heidnische
biecher gestatten aber da gegen die wort des geist gottes allein ver-
bieten vnd so strefflichen verbieten nit wie Julianus die biecher, da
durch christlicher verstand jn geschickte red bracht wardt, sunder
dadurch die erkantnis gottes allein vnd durch sunst nit anders jn hertz 5
kompt, dan der gloub ist vß dem gehord etc. [Ro 10,17]. Wir haben
sollichs von eyn christlichen reichstat nit lichtlich ie wellen erhoffen.
Dan kein christ begert von hand vnd mund siner brieder das wort
zewenden, sunder beuttet es jederman an vnd hatt eyn freid ab der
vßpreitung göttlicher Eer, welche aber nutz vom entchrist vnd der 10
lugen haben, die verstossen die worheit als jrem thun zewider vnd
nochteilig, welche aber von solchen selen morderen zu gleich ouch
beschediget werden an zytlicher gemachsam, an ir narung, an frid und
recht, die haben vrsach zur worheit, die sie gefriet6 hatten als vß eym
thurn7 zu entrinnen vnd von der lugen zeflihen, die jnen so großen 15
schaden bracht hatt. Solliche verherger8 alles guten sien geräßlich alle,
die menschen gebott vor gotlich leer dem volck jn pluwen. wie sie von
vnß deglich abgemolet vnd jederman mitt irem zeichen deutlich an-
gezeiget werden. Weiters ginstigen herren vnd frund. Sollich geruch ist
vns vff hut dato etwas gloubswirdiger worden. Dan vnß abermals 20
anlangt, wie ir zwen euwer burger zu gefengniß an genomen, das der
eyn an eynem Samstag eyn bissen leber gessen vnd dar zu gesagt haben
soll vnder anderen worten: Durch min glouben weiß ich, das ich on
sunde darff disses essen, aber du von wegen des tufelischen gebotz des
entchrists toetest darin eyn dotsind; der ander wie man zufiel der 25
heiligen Ehrung trib vnd als sin gegenteil furwarffe die zeichen vnd
wunder, dar durch ir der heilgen Eer bestetiget sie, Solle der ander
gefangen burger gesagt haben, das fiel der zeichen von Teufel be-
schehen. Das sind die zuo schweren, wichtigen mißhandelungen, dar
durch frumme vnd sunst vnverlumbde burger am lyb durch gefenckniß 30
gestroffet worden sin sollen. Wo dem nun also, das disse bider lutt
solcher thot halben zu stroffen angenomen, brechte es nitt kleinen ver-
docht wider euch, als ob vorgeschribne sag ouch worhafftig were,
welhen harumb jn dissen zwien puncten vnser gemut gutlichen ver-
f° 12 r nemen vnd sprechen also, das eyn jeder Christ ie schuldig | sie zewissen 35
vnd biß in dot zehalten, das das rich gottes vnd vnser seligkeit nit stoe
jn spyß vnd dranck, jn zyt oder steett, sunder das sie stoe jnnerlich jm
hertzen, das jn die gotlich verheissung vff Christum durch eyn festen,
lybhafftigen vnd entpfintlichen glouben begrundet ist, als die geschrifft
an fiel orten anzeigt. Dises ist der houpt punct, on welchen christus nit 40
mag rech jngelybt vnd verstanden werden, dan wo vff andere ding

6. Frieden bringe, versöhnen.

7. Turm, Gefängnis.

8. Verderber.
 
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