Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0374
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
370

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

vnser vnd der vnsren hohe noturfft gezwungen mitler zyt, die weil
E.g., als wir hoffen sollen, in der sach handlet vnd zu völliger insetzung,
von vns erweltes christlichen pfarrers den weg machet, vns vmb ein
christlich gelerten man zu bewerben, mit dem wir hoffen möchten, das
wir versehen weren vnd haben also vns erwelt vnd erbetten zu einem 5
pfarrer, wie wir das aus götlichen rechten, dem bey den christen kein anders
mag fürzogen werden, gewolt haben, den gelerten und gotseligen
m.Diebolt schwartz1, vnsren mitbruder vnd burger, der vns den hie
zu töglich2, auch von andern im dienst götlichs worts, bewerten, an-
zeigt vnd gelobt ist, Den haben wir vns lassen etlich tag predigen vnd 10
denen, so solchs begert haben, auch die christlichen sacrament reichen,
Dan vns nit hat wollen gepuren, vmb etlicher gotlosen willen, die sich
gotlichen rechten also entgegen setzen, das e.g. bysher vns zu vnserem
christlichen rechtmessigen fürnemen, nit hat verhelffen mögen, den
vnsern lassen am wort gottes vnd gotlichem trost, mangel beschynen, 15
als wenig als billig wer, vmb der wölff intrages3 willen, den schaffen
f° 1 v bereite weid fürzuhalten4 *, furnemlichen so vns von | altem her die pfarr
zu versehen, zu stot vnd nit den thumherren, die dan mit iren gewon-
lichen fynantz5, nach dem wir sy, als sy von Rynaw6 her zu ziehen fur-
genomen haten, zu vnser pfarkirchen haben musten lassen, das ist den 20
bock in garten7 solche inen incorporiert haben vnd herr Bechtold
riching8 *, da zu mal pfarern als noch in gutter gedechtnis, mit einem
canonicat vff irem chor abtryben. Do mit on alles recht an sich zogen,
den pfarhoff sampt aller nutzung, do mit der pfarrer, ein frumesser9 vnd
caplön erhalten worden sein, nachmals vff der pfarr platz vnd boden 25
vnserem eigenthumb ein Chor spycher oder zisemal10 gebawen, vber
das haben sy bis her nit wenig jar vns mit gedingte taglöner dargestellt,
nit nach kunst vnd vnser selen heil, sonder nach gunst vnd einer nutzung,
der am wenigsten solds genumen, ist yn am geschicksten gewesen11, der
der gemein am vnmeristen12 ist, inen am liebsten gewesen. Disen danck 30
haben sy vns geben der herberg vnd fleissigen sich auch noch dermassen
vns zu dienen (als ob sy das verderben vnser sel vnd lib geschworen
hetten.) Sintenmal wir dan von inen nichts vnd aber sy von vns fil haben
1. Theobald Schwarz war Zells Helfer am Münster; vgl. Adam, S. 68.
2. Tüchtig, brauchbar. 3. Ertrag, Einkünfte.
4. Vorenthalten. 5. Wucherbetrug, List.
6. 1398 hatten sich die Stiftsherren von St. Michael zu Rheinau mit Zustimmung
des Bichofs bei Alt S. Peter angesiedelt. Vgl. Adam, S. 67.
7. Vgl. Wander I, 415-417.
8. Vgl. Strobel: Geschichte der Kirche zum Alten S. Peter. 1824.
9. Kaplan, der die erste Messe zu lesen hat.
10. Zollgebäude; vgl. Grimm XV, 1228-1231.
11. Vgl. Andreas: Deutschland vor der Reformation. 1942. S. 86-87.
12. Unwert, gleichgültig.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften