Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0378
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
374

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

vffdringen, mit vil, neben worten der priesterschafft, so zu verdruß
anreitzen, alß sich der gemeyn burger noch offentlich vernemen lodt
und beclagt. Nun ist sollich vrsach hyenweg, dan, alß wir unß beriechten
lossen, So haben E.S.E.W. sampt den schöfflen euch entschlossen, das
jr bey dem Ewangelium bliben vnd daruber halten, auch hie zwischen 5
vnd Martini wythers handlong pflegen wölln vnd die pfarhen jnn
E.S.E.W. hende bringen4 *, das worlich manichen bidermann hoch be-
hertziget, so gott bitten, das sollich anfang jnn göttlicher erkantnuß
furfarhe vnd alweg zuneme.
Noch ist etwas vnruwe vnder dem scheyn des Ewangeliums förhanden, 10
deren wir vnser hoffnung keyn vrsach nye geben, dann wir so flyssig zu
gehorsam vnd geduldt alweg ermanen, alß wir dann von gotts gebott
wegen vnß schuldig wissen vnd erkennen; Aber sonst mag syen, das
uß dem predigen zu allen teylen sollicher verdruß gesterckt sie worden,
dyweil der Monch zum predigern5, der helffer zu S. Andres vnd der 15
pfarher zu S. Steffan mit vnuerschampter sturn die geschriflt vnd deren
Naturlichen jnhalt widerfechten mit vngegrundtem darthun gegen ge-
schrifften, die sie kindisch vnd verachtlichen fälschen vnd vnrecht an-
ziehen, welche gesterckt werden durch vnser stillschwigen, das wir biß
här gethon von wegen E.S.E.W. Mandat6, dem wir gehorsamet vnd sy 20
f°2v noch alweg trutzlich darwider gehandelt haben. Auch so syen | neben
vnß etlich neben pfarher vnd helffer, die alleyn hundernuß thun gött-
licher Ehre vnd burgerlichs frydens, dann vß den falschen predigern vnd
helffern ettlich redlich burger vnd andere jnn jr jrrong gesterckt, zu
vnwillen gegen den gutthertigen bewegt vnd bei noch ein faction7 jn
E.g. loblichen freystadt angericht würdt, die keyn vernunfft noch gewalt
furkommen8 oder abwenden mag, es sige dann, das jr, vnsere herrn, vff
Christlicher leer dapferlich halten, keym further gottloße lugen zu
predigen zugeben, vnd mit der that wes durchs wort angezeigt annemen.
Dann E.G. burger, so das wort recht verfasset, werden dar von, ob gott 30
will, nyemer zetriben syen, vnd von denen, die sollichs noch nit an-
genommen, ist zu uerhoffen, das sie gott auch erleuchten werde, so
dann furderlich9 bescheen möchte, wo die buchprediger10, so jre
stempenyen11 fur das gotts wort predigen wider E.S.E.W. Mandat12,
jr jrrong nit meher durfften jedermann so freuelich vffreden vnd die 35

4- Dieser Beschluß war am 23. August 1524 gefaßt worden; vgl. A. Baum, S. 87.
5. Der »monch zum predigern« ist der Prior des Dominikanerklosters, Nikolaus
von Bladesheim, vgl. A. Baum, S. 193.
6. Der Rat befahl im Mandat vom 1. Dezember 1523, daß auf allen Kanzeln das
Evangelium gepredigt und alles, was zum Unfrieden diene, vermieden werden soll;
vgl. A. Baum, S. 29.
7. Parteiung. 8. Vorbeugen. 9. Schleunig. 10. Bauchprediger.
11. Tändelei, unnützes Ding. 12. Mandat vom 1. Dezember 1523, s. o.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften