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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0384
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380 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
reichen Monaten August und September 1520 scheint sich eine engere
Beziehung zwischen dem Mönch und dem Ritter angebahnt zu haben.
Im Brief vom 19. September 1520 klingt Huttens Wahlspruch »alea
jacta est« auf, und in eben diesem Brief erwägt Bucer zum ersten Mal
den Gedanken, die Bindungen an den Orden zu lösen6. Seinen letzten
Brief aus dem Kloster richtet Bucer am 11. November 1520 an seinen
einflußreichen Gönner Capito. Da einige seiner Briefe in Hogstratens
Hand gefallen seien, drohe ihm der Ketzerprozeß. Er möchte nun von
der Tyrannei derer befreit werden, die Feinde der Literatur, aber in
besonderer Weise Feinde der germanae pietatis sind. In dieser bedroh-
lichen Lage setzt er seine Hoffnung auf Hutten und Capito: »Ab Hutteno,
quo bone Deus equite! multa spes est, a te maxime tanto, qui es principi
inter primos7.«
Mitte November 1520 verließ Bucer das Kloster endgültig und ver-
barg sich beim Domherren Maternus Hatten in Speyer. Er setzte seine
Bemühungen fort, die päpstliche Dispens von den Ordensgelübden
zu erlangen.
Zwei Briefe Huttens an Bucer vom 25. und 28. November geben uns
Einblick in die engen Beziehungen, die sich zwischen den beiden
Humanisten und Lutherfreunden entwickelt haben. Zunächst informiert
Hutten seinen Freund und Mitarbeiter über die politische Lage, wie sie
sich dem Ebernburgkreis um Sickingen darstellt: Luthers Bücher sind
in Köln verbrannt worden, denn der jugendliche Kaiser ist noch von
bösartigen Gauklern umgeben. Doch enge Freundschaft zwischen Karl
und dem Papst besteht nicht. Sickingen hat vom Kaiser das Zugeständ-
nis erlangt, daß Hutten nicht unverhört gebannt wird. Auf dem nach
Worms einberufenen Reichstag rechnet Sickingen mit einem Zusammen-
stoß der streitenden Parteien. Da Karl bald wieder in Spanien sein muß,
wird Ferdinand im deutschen Raum eine größere Bedeutung erlangen.
Eine Verbrennung der lutherischen Bücher ist auch für Mainz zu be-
fürchten. Sein eigenes literarisches Schaffen setzt Hutten unangefochten
fort. Seine Arbeit an der Bulle sei beendet. Das Werk sei umfangreicher
geworden, als zunächst geplant war. Dann geht der Brief über übliche
Humanistenkorrespondenz hinaus. Bucer erscheint als Gehilfe Huttens.
Er hat für seinen ritterlichen Freund Bücher einbinden lassen, die nun
nach Worms geschickt werden sollen. Bald wird Bucer neue Bücher zum
Einbinden erhalten. In der Ordensangelegenheit bestehe die Hoffnung,
mit dem päpstlichen Legaten beim Wormser Reichstag verhandeln zu
können8.
Im Brief vom 28. November erfolgt das erste direkte Hilfsangebot

6. Vgl. R. Staehelin: Briefe aus der Reformationszeit. 1887. S. 9.
7. Vgl. R. Staehelin, a.a.O., S. 10. 8. Vgl. Böcking I, S. 427-428.
 
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