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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0385
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DUBIOSA

381

von der Ebernburg. Bucer solle sich nur an Hutten wenden, damit er
ihm eine Zufluchtstätte verschaffe: »Etiam Francisco locutus sum de te;
quodsi quae vis urgebit, scribe ad me cellerrime, ut refugium prospicia-
mus tibi9.« Die Tore der »Herberge der Gerechtigkeit« werden sich
auch für Bucer auftun. Dann erfahren wir, wie sehr sich Bucer der
Sache des abenteuerlichen Ritters verschrieben hatte: Er hatte den
Vertrieb Huttenscher Schriften übernommen und war in gewissem Sinne
Huttens Verlagsagent geworden. Allerdings hatte er wegen der politi-
schen Lage Schwierigkeiten bei der Weitergabe der Bücher an die Buch-
händler. Sie weigerten sich, Huttens Schriften zu übernehmen. Die
lateinischen Klagschriften ließen sich in Heidelberg nur schwer ver-
kaufen: »Habebas nescio quot conquestionum Latinarum exemplaria,
quae dicebas nolle ad se accipere bibliopolas vestros10.« Doch Hutten
glaubt, daß wegen der Zureise vieler Ausländer zum Reichstag Bucer
doch noch einen großen Teil verkaufen kann. Bucer soll nun Hutten
ein Verzeichnis der empfangenen und verkauften Bücher zukommen
lassen. Er soll auch schreiben, wie teuer er die einzelnen Bücher verkauft
hat, damit er zu seinem Geld komme.
So hat sich Bucer ganz in den Dienst der Huttenschen Agitation und
Reformpolemik gestellt. Doch konnte der flüchtige Mönch den Bücher-
verkauf nicht weiter betreiben. Am 30. Januar 1521 verbirgt sich Bucer
noch bei Maternus Hatten in Speyer: Lateo apud Maternum, etiam nunc
quum certam nondum rationem, qua liberer, statueris, tum plurima hic
latendi commoditas11. Hutten ist über den Verbleib seines Mitarbeiters
sehr beunruhigt. In einem Brief an Capito vom 5. Februar 152112 bittet
er Capito inständig, Bucer zu veranlassen, auf der Ebernburg seine
Zuflucht zu nehmen. Noch im Laufe des Februar wird sich Bucer auf
der Ebernburg eingefunden haben.
In der Depesche vom 5. April 1521 berichtet Aleander zum erstenmal
im Zusammenhang mit Hutten auch über Bucer: Während des ganzen
Winters habe Hutten an den Invectiven gearbeitet; »doch ist das nicht
alles auf seinem Acker gewachsen, sondern rührt von vielen seiner
Genossen her, besonders von einem Dominikaner, über den ich mich
noch äußern werde13«. Bucer, der zunächst nur beim Vertrieb der
Schriften Huttens behilflich war, stellt im Winter 1520/21 seine Kennt-

9. Vgl. Böcking I, S. 428, 24-26.
10. Vgl. Böcking I, S. 429.
11. Vgl. R. Staehelin, a.a.O., S. 12.
12. Vgl. Böcking ll, S. 113. Böcking legt diesen Brief in das Jahr 1522. Doch paßt er
seinem Inhalt nach nur in das Jahr 1521. Hutten erwartet seinen Bannspruch. Zum
Angriff gegen Aleander braucht er Material.
13. Vgl. Die Depeschen des Nuntius Aleander vom Wormser Reichstag, 1521,
übers, und erl. von P. Kalkoff, 1897, S. 147.
 
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