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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0386
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

nisse und auch seine Feder zur Verfügung. Aus dem Buchhändler
wird der literarisch tätige Mitstreiter.
Aleander, der Bucer persönlich kannte und ihn durch schmeichelhafte
Worte bewegen wollte, sein Können und Wissen nicht an die Sache
Luthers zu setzen, will nun in Rom seine Entlassung aus dem Orden
hintertreiben. Zum Datum seiner Flucht aus dem Kloster schreibt
Aleander: » Ein Mönch Martin, der in der pfälzischen Stadt Heidelberg
im Kloster war ... ist vor anderthalb Monaten von dort entflohen und
hat sich zu Hutten begeben14.« Bucer hat das Kloster schon im Novem-
ber verlassen, um sich zunächst bei Hatten in Speyer zu verbergen.
Das dürfte Aleander nicht bekannt geworden sein. Er hat die Flucht
aus dem Kloster und die Ankunft bei Hutten auf der Ebernburg zeitlich
im Zusammenhang gesehen. Wir dürfen somit annehmen, daß Bucer
von Mitte Februar 1521 an auf der Ebernburg weilte.
Sein großes dialektisches Geschick bewies Bucer, als Glapion, der
Beichtvater des Kaisers, und Amrstorff vom 6. bis 8. April 1521 auf
der Ebernburg weilten. Diese kaiserliche Gesandtschaft hatte eine
doppelte Aufgabe, einmal sollte Hutten zur Einstellung seiner revo-
lutionären Schriftstellereibewogen werden, indem ihm des Kaisers Gunst
zugesichert und eine Pension von jährlich 400 Gulden angeboten wurde,
außerdem sollte Sickingen bewogen werden, Luther nicht nach Worms
kommen zu lassen, sondern ihn zu Verhandlungen mit Glapion auf die
Ebernburg einzuladen.
Bei der Disputation über die Glaubensfragen zwischen Glapion und
Hutten trat letzterer, da er sich kränklich fühlte, das Wort bald an Bucer
ab. Bucer disputierte sechs Stunden lang mit Glapion. Aleander be-
richtet über ihn: »Auf jenem Schlosse traf nun Glapion den jüngst von
mir erwähnten Martin Butzer, den Dominikaner, der für sich allein
mehr schadet als die anderen 15« Bucers Verhandlungsgeschick muß
auf die Gesandtschaft des Kaisers großen Eindruck gemacht haben.
Auch Bucer berichtete einem vertrauten Freund über diese wichtige
Unterredung16. Glapion liege die Verteidigung Luthers wirklich am
Herzen. Die Reformation der Kirche, die Luther angeregt habe, dürfe
nicht mit Fragen zweifelhafter Art belastet werden. Durch das kaiser-
liche Mandat gegen Luther sollten die Romanisten getäuscht werden.
In diesem Brief vom 7-/9. April 1521 findet sich der direkte Beweis für
Bucers Übersetzertätigkeit bei Hutten: »Traductas illas epistolas; quum
unicae sunt et non dum revisae ab Hutteno, qui excursioni eas parat,

14. Vgl.Aleander, a.a.O., S. 152. 15. Vgl. Aleander, a.a.O., S. 157.
16. Der Brief ist veröffentlicht von O. Waltz: Epistolae Reformatorum, ZKG II,
S. 124. Waltz vermutet als Adressaten Spalatin; P. Kalkoff: Ulrich von Hutten und
die Reformation, 1921, S. 376, meint, daß eher Capito in Betracht käme.
 
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