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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0403
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DUBIOSA

399

Imitatio Christi und der Vita apostolica. Der junge Bucer ist dann
Erasmianer. Auch die vorliegenden Flugschriften haben viel von
Erasmus übernommen: Das Evangelium wird als Lex Christi ver-
standen. Luthers Vorstellungen von Gesetz und Evangelium und von
der Rechtfertigung werden nicht berücksichtigt. Theologische Inter-
essen und humanistische Bildung stoßen hier zusammen.
Sollte es gelingen, diese Flugschriften Bucer sicher zuzuweisen, werden
die humanistischen Anschauungen des frühen Bucer stärker betont
werden müssen.
Doch stößt die Ermittlung der Verfasserschaft bei den anonymen
Flugschriften der ersten Jahre der Reformationszeit auf eine kaum zu
behebende Schwierigkeit. Diese anonymen Schriften sind so sehr Volks-
stimmen, daß die persönlichen Eigenarten der oft gelehrten Verfasser
zurücktreten. Die Anonymität gehört direkt zum Stil dieser Literatur-
gattung. Zunächst vielleicht aus Furcht vor Verfolgungen entstanden,
wird sie zum Kunstgriff, um den naiven Leser an die Realität des Dialogs
glauben zu lassen. Anschauliche Gestalten eines Dialogs werden dann
wie Verfasser zitiert79. Treffend charakterisiert Paul Joachimsen die
Situation, auf die wir bei der Flugschriftenliteratur stoßen: »Es ist
selbstverständlich, daß bei der Masse der anonymen Schriften, die sich
als Ausdruck der Volksstimme geben, die Verfasser Gebildete, oft sogar
Gelehrte sind. Aber es ist kein Zufall, daß die Versuche, diese Ver-
fasser ausfindig zu machen, selten zu sicheren Ergebnissen geführt
haben. So gut gelingt es ihnen, aus dem Volk heraus zu reden, so sehr
nehmen die Äußerungen der Einzelnen die Farbe der Zeit an80.«

UNSERE AUSGABE
Von der deutschen Übersetzung der Klagschriften Ulrich von Huttens
bringen wir nur die selbständige Vorrede des Übersetzers, da der ge-
samte Text in Böckings Gesamtausgabe leicht zugänglich ist81.
Von den vorhandenen beiden Drucken des Neukarsthans haben wir
den von uns als A bezeichneten Druck für die Textgestaltung zugrunde
gelegt. B ist seiten- und zeilengleich mit A. Die sehr zahlreichen ab-
weichenden Lesarten betreffen in der Regel nur orthographische Unter-
schiede, die in unserem Apparat entsprechend den textkritischen Grund-
sätzen dieser Ausgabe nicht erscheinen.
Die Prioritätsfrage ist kaum zu entscheiden. Beide Druckausgaben

79. Vgl. Ain schöner Dialogus, S. 451 und 469.
80. P. Joachimsen: Die Reformation als Epoche der deutschen Geschichte. 1951.
S. 125.
81. Vgl. Bibliographie, S. 401.
 
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