GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS 415
Und bald darnach sagt er von disen unsern geist | lichen, die gereit44
zu derselbigen zeyt anhuben zu geilen45, wurden aber durch guten und
christlich prediger gehindert, dise wort: Sollichs seind falsche Apostel, be-
trügliche arbeiter, die sich verwandlen zu Aposteln Christi, und das ist nit
5 wunder. Dann auch Sathanas verwandlet sich eim engel des liechtes. Hierum
ist es nitt ein grosses ding, ob seine diener sich verwandlen dienern der gerechtigkeit.
Aber ir end würt sein nach iren wercken [2 Cor 11, 13-15].
K. Fürwar, aldo hat sie Paulus recht troffen.
F. Wie dann, do er zu Timotheo [1 Tim 4, 1-4] schreybt: Der geist
10 sagt mir gewißlich, wie in den letsten zeyten etliche werden von dem glauben
weychen und anhangen den betrüglichen geisten 46 und ler der teüfel durch falsch-
redend fürgeben. Die haben ein gebrennt conscientz, verbietten die Ee und spejß,
die gott geschaffen hat, das sie ein yeder glaubender und alle, so die warheit erkennt
haben, mit dancksagung nemen mögen. Dann alles, das gott | geschaffen hat, ist
15 gut, und keins zu verwerffen, wo man es mit dancksagung nympt.
K. Dise wort seind wider die Bäpstlichen gesatz, darinnen, als ich hör
und die pfaffen predigen, verbotten würt, uff fastag fleisch, eyer und
milch zu essen und das die pfaffen nit weyber sollen haben47.
F. Ja, freylich seind sie darwider, wiewol es dartzu kommen, das leider
20 yetzundt mer geacht würt, was die Bäpst gestifft, dann was Christus
selbs mit seinem mund geredt und die Apostel geredt und geschribn
haben. Und würt dem Bapst mit grosserer forcht dann gott selbs ge-
dienet. Das halten und treyben die pfaffen und verkeren die rechten
heiligen geschrifft mit iren menschlichen, ja wol teüfelischen Decreten.
25 Darumb schreybt Paulus von in zu den Rhömern [1,25]: Sie haben die
warheit gottes verwandelt in lügen und haben mer gedient der creatur dann dem
schöpffer.
K. Juncker, mich wundert, wo ir sollich ding gelernet habt, ich bin
an eüch nit gewont, das ir also grüntlich pflegt uß der heiligen geschrifft
30 zu reden.
F. Seythär die Lutherischen bücher ußgegangen und Hutten bey mir
zu Eberburg gewesen, hab ich meinen gantzen fleyß uff sollichs gelegt
und danck dem almechtigen gott, das er mich zu erkantnüß seiner
rechten ler hat kommen lassen und von den falschen predigern und
35 Endchristischen lerern abgefordert. So haben wir disen Winter zu
Eberburg ob meinem tisch und nach der malzeyt allwegen und on
m) güte AB; güte: conj. Lehmann.
44. Bereits.
45. Sich übermütig betragen.
46. Richtige Pluralflexion ohne r; jetzt: Geistern.
47. Vgl. W. Plöchel: Geschichte des Kirchenrechts, 1953; zu Fastenzeit und
Fastengebot: I, 219-220, 373; II, 233, 304; und zum Zölibat: I, 166-168; II, 163-165.
658
Paulus von den falschen
aposteln.
B4a
Bepstlich gesatz.
Und bald darnach sagt er von disen unsern geist | lichen, die gereit44
zu derselbigen zeyt anhuben zu geilen45, wurden aber durch guten und
christlich prediger gehindert, dise wort: Sollichs seind falsche Apostel, be-
trügliche arbeiter, die sich verwandlen zu Aposteln Christi, und das ist nit
5 wunder. Dann auch Sathanas verwandlet sich eim engel des liechtes. Hierum
ist es nitt ein grosses ding, ob seine diener sich verwandlen dienern der gerechtigkeit.
Aber ir end würt sein nach iren wercken [2 Cor 11, 13-15].
K. Fürwar, aldo hat sie Paulus recht troffen.
F. Wie dann, do er zu Timotheo [1 Tim 4, 1-4] schreybt: Der geist
10 sagt mir gewißlich, wie in den letsten zeyten etliche werden von dem glauben
weychen und anhangen den betrüglichen geisten 46 und ler der teüfel durch falsch-
redend fürgeben. Die haben ein gebrennt conscientz, verbietten die Ee und spejß,
die gott geschaffen hat, das sie ein yeder glaubender und alle, so die warheit erkennt
haben, mit dancksagung nemen mögen. Dann alles, das gott | geschaffen hat, ist
15 gut, und keins zu verwerffen, wo man es mit dancksagung nympt.
K. Dise wort seind wider die Bäpstlichen gesatz, darinnen, als ich hör
und die pfaffen predigen, verbotten würt, uff fastag fleisch, eyer und
milch zu essen und das die pfaffen nit weyber sollen haben47.
F. Ja, freylich seind sie darwider, wiewol es dartzu kommen, das leider
20 yetzundt mer geacht würt, was die Bäpst gestifft, dann was Christus
selbs mit seinem mund geredt und die Apostel geredt und geschribn
haben. Und würt dem Bapst mit grosserer forcht dann gott selbs ge-
dienet. Das halten und treyben die pfaffen und verkeren die rechten
heiligen geschrifft mit iren menschlichen, ja wol teüfelischen Decreten.
25 Darumb schreybt Paulus von in zu den Rhömern [1,25]: Sie haben die
warheit gottes verwandelt in lügen und haben mer gedient der creatur dann dem
schöpffer.
K. Juncker, mich wundert, wo ir sollich ding gelernet habt, ich bin
an eüch nit gewont, das ir also grüntlich pflegt uß der heiligen geschrifft
30 zu reden.
F. Seythär die Lutherischen bücher ußgegangen und Hutten bey mir
zu Eberburg gewesen, hab ich meinen gantzen fleyß uff sollichs gelegt
und danck dem almechtigen gott, das er mich zu erkantnüß seiner
rechten ler hat kommen lassen und von den falschen predigern und
35 Endchristischen lerern abgefordert. So haben wir disen Winter zu
Eberburg ob meinem tisch und nach der malzeyt allwegen und on
m) güte AB; güte: conj. Lehmann.
44. Bereits.
45. Sich übermütig betragen.
46. Richtige Pluralflexion ohne r; jetzt: Geistern.
47. Vgl. W. Plöchel: Geschichte des Kirchenrechts, 1953; zu Fastenzeit und
Fastengebot: I, 219-220, 373; II, 233, 304; und zum Zölibat: I, 166-168; II, 163-165.
658
Paulus von den falschen
aposteln.
B4a
Bepstlich gesatz.