wie got den pfaffen getröwet.
D2a
hunger des göttlichen worts.
wie Christus den geistlichen
getröwet.
424 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
selenspeyß frävenlich entziehen, haben uns anstatt deines leychten
jochs84 ein unträglich beschwärnüß uffgelegt.
F. Das geb gott, als er auch thun würt. Dann er kan und mag ir böß
regiment lenger nit gedulden. Hat in auch die straff getröwet 85 durch
den propheten Ezechielem [34, 2-5], sprechend: Wee den hinten Jsrael, 5
die sich selbs weiden. Solten nit die herd von den hinten geweidet werden ? In habt
die milch gessen, eüch von den woll gecleidet, und was feißt gewesen, habt ir gemetzget,
aber meine herd habt ir nit geweidet. Was schwach gewesen ist, habt ir nit
erquickt, und was kranck gewesen, habt in nit geheilet. Was zerbnochn, habt ir
nit verbunden. Was verworffen, habt ir nit widerbracht. Was verloren, habt ir 10
nit gesucht, sunder habt ir mit einer geschwindigkeit geherrschet und mit gewalt,
dar durch seind meine schaff zerströwet. Dann da ist kein hirt gewesen, und seind
worden ein verschlindung86 der wilden thieren etc. und bald darnach [Ez 34,
9-10]. Hierumb, ir hirten, hörent das wort des herren. Also spricht gott der
herr: Nempt war, ich wil über die hirten, von iren henden meine herd forderen, 15
und wil sie uffhören machen, das sie fürtan nit mer weiden meine herd und sich |
auch nit mer selbs weiden und wil meine herd erlösen von irem mund, das sie in
nit mer zu einer speyß sind etc. Ist das nit ein trostliche prophecey zu
diesem handel?
K. ja fürwar, und wie der prophet gesagt, gicht es auch yetzund 20
mit den pfaffen. Sie weiden sich selbs, das sicht man wol an iren feißten
beüchen und glatten bälgen, an iren cleidungen, heüsern, brasserey
und sänfftem, vollem leben. Aber uns armen weiden sie gar nit, dann
wir geen in grossem hunger des götlichn wortes.
F. Ja, billich hunger, wie du sagst. Dann warlich yetzund ist die zeyt, 25
von der Arnos [8,11], der prophet, gesagt: Nym war (spricht der herr),
es kommen die tag, das ich würd senden den hunger uff die erden, nit hunger des
brots oder durst des wassers, sunder hören das wort gottes.
K. Fürwar ist es dise zeyt, dann ich glaub nit, das ye die welt begiriger
sey geweßt, zu hören das Ewangelium predigen, dann yetzund, als das 30
von den bößwilligen und ungeschickten geistlichen verhindert und
zuruckgeschlagen ist. Dartzu fressen sie uns biß uff die bein. Und
glaub, wann sie uns gar fressen hetten, sie wären dannocht nit ersettiget.
Frantz. Dergeleychen hat Christus selbs auch zu versteen gegeben in
deru gleyßnüß Marci am zwölfften [1-9] und Luce am zweintzigsten 35
[9—19], do er sagt von einem reychen, der seinen weingarten etlichen
verlühen het, und da sie im seine gerechtigkeit87 darvon überschicken
solten, handleten sie im seine botten und diener übel und gaben in
u) dem B.
84. Vgl. Mt 11, 30. 85. Androhen. 86. Verschlingung.
87. Gerechtsame, was ihm von Rechtswegen zukam, Miete, Pacht.
D2a
hunger des göttlichen worts.
wie Christus den geistlichen
getröwet.
424 MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
selenspeyß frävenlich entziehen, haben uns anstatt deines leychten
jochs84 ein unträglich beschwärnüß uffgelegt.
F. Das geb gott, als er auch thun würt. Dann er kan und mag ir böß
regiment lenger nit gedulden. Hat in auch die straff getröwet 85 durch
den propheten Ezechielem [34, 2-5], sprechend: Wee den hinten Jsrael, 5
die sich selbs weiden. Solten nit die herd von den hinten geweidet werden ? In habt
die milch gessen, eüch von den woll gecleidet, und was feißt gewesen, habt ir gemetzget,
aber meine herd habt ir nit geweidet. Was schwach gewesen ist, habt ir nit
erquickt, und was kranck gewesen, habt in nit geheilet. Was zerbnochn, habt ir
nit verbunden. Was verworffen, habt ir nit widerbracht. Was verloren, habt ir 10
nit gesucht, sunder habt ir mit einer geschwindigkeit geherrschet und mit gewalt,
dar durch seind meine schaff zerströwet. Dann da ist kein hirt gewesen, und seind
worden ein verschlindung86 der wilden thieren etc. und bald darnach [Ez 34,
9-10]. Hierumb, ir hirten, hörent das wort des herren. Also spricht gott der
herr: Nempt war, ich wil über die hirten, von iren henden meine herd forderen, 15
und wil sie uffhören machen, das sie fürtan nit mer weiden meine herd und sich |
auch nit mer selbs weiden und wil meine herd erlösen von irem mund, das sie in
nit mer zu einer speyß sind etc. Ist das nit ein trostliche prophecey zu
diesem handel?
K. ja fürwar, und wie der prophet gesagt, gicht es auch yetzund 20
mit den pfaffen. Sie weiden sich selbs, das sicht man wol an iren feißten
beüchen und glatten bälgen, an iren cleidungen, heüsern, brasserey
und sänfftem, vollem leben. Aber uns armen weiden sie gar nit, dann
wir geen in grossem hunger des götlichn wortes.
F. Ja, billich hunger, wie du sagst. Dann warlich yetzund ist die zeyt, 25
von der Arnos [8,11], der prophet, gesagt: Nym war (spricht der herr),
es kommen die tag, das ich würd senden den hunger uff die erden, nit hunger des
brots oder durst des wassers, sunder hören das wort gottes.
K. Fürwar ist es dise zeyt, dann ich glaub nit, das ye die welt begiriger
sey geweßt, zu hören das Ewangelium predigen, dann yetzund, als das 30
von den bößwilligen und ungeschickten geistlichen verhindert und
zuruckgeschlagen ist. Dartzu fressen sie uns biß uff die bein. Und
glaub, wann sie uns gar fressen hetten, sie wären dannocht nit ersettiget.
Frantz. Dergeleychen hat Christus selbs auch zu versteen gegeben in
deru gleyßnüß Marci am zwölfften [1-9] und Luce am zweintzigsten 35
[9—19], do er sagt von einem reychen, der seinen weingarten etlichen
verlühen het, und da sie im seine gerechtigkeit87 darvon überschicken
solten, handleten sie im seine botten und diener übel und gaben in
u) dem B.
84. Vgl. Mt 11, 30. 85. Androhen. 86. Verschlingung.
87. Gerechtsame, was ihm von Rechtswegen zukam, Miete, Pacht.