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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0431
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS 427
das Ewangelium und gute Christliche ler zu sewen und pflantzen, wie
das Paulus hat geschribn92, den sie auch in dem nit hören wöllen, do er sie
von weltlicher eer abzeücht, sunder wöllen nur allein in der welt geert
sein, erheben sich über Keiser, Künig und Fürsten. Ja mer, heissen sie
5 in dieselbigen ire füß küssen93. Ach gott von hymel, warzu ist dein
heilsamer glaub kommen. Was hat man uß dir gemacht. Wie ist dein
göttlich gesatz und gebott so gar verkeret. Du hast deinen jungern ire
füß gewäschen an dem letsten nachtmal, und sie dasselbig beyspil
annemen geheissen, do du zu inen sprachest: Wissent ir, was ich eüch
10 yetzundt gethon habe? Ir heissent mich meister und herre und sagent recht, dann
ich bin es auch. So nun ich, eüwer meister und herre, eüwer füß gewaschen hab,
so sollent auch ir einer dem andern seine füß waschen. Dann ich hab eüch ein
beyspil gegeben [Jo13,12-15].O almechtiger, ewiger gott und herr, wie hast
du es so gar gut mit uns armen sündern auff disem erdtreych und ellend
15 gemeynt, und wie gar würt dir nit gevolget. Du hast in diser welt nye
wöllen gut noch eer haben. Und da man dich zu Künig wolt erheben,
do flohest du von dannen94. Du sprachest auch zu Pylato, dein reych
wär nit von diser welt 95 | Aber dise fechten mit waffen und wör, mit eysen
und feüwer und mit allem irem vermügen nach Stetten, Landen,
20 Künigreychen, Herrschafften und gebieten. Treyben uß die Fürsten und
berauben die Künig. Du sprachst von dir selbs: Der sun des menschn ist
nicht kommen, das man im dienen sol, sunnder das er andern diene [Mk 10,45].
Aber dise zwingen und überkommen die ganntzen weite under ir gebotte.
Du hast in deinen | grösten eren, do du zu Hierusalem ynrittest, ge-
25 weinet96, dise haben ein behäglicheit in irem bracht und machen uß in
ein bild des künigs Nabuchodonosor97, wöllen an allen orten globt und
geert, ja auch angebettet sein, das sey dir, barmhertziger gott, von aller
frommen Christen wegen geclagt. Wölst dein barmhertzigen augen
uffthun und uns von den wütenden tyrannen erlösen.
30 K. Sollichs wil ich nit uffhören täglich zu bitten, biß so lang ich
hilff befinde, und erfüllet werde die prophecey der mutter gottes Marie,
da sie spricht: Er hat die hoffertigen in den gedancken seins hertzens zerstrewetx
[Lc 1,51].
F. Sie würt eygentlich98 erfült werden.
35 K. Was ist es aber (falt mir yetzund in gedächtnüß), das sie sagen, ir
brangen, hoffertig geber und pomp treyben sie es got zu eren?
x) zerstreüwet B.
92. Vgl. I Cor 3, 6-8.
93. Vgl. Luther, WA 6, 433-34 (An den christlichen Adel).
94. Jo 6, 15. 95. Jo 18, 36.
96. Vgl. Lc 19, 41. 97. Vgl. Dan 3, 1ff.
98. Ausdrücklich, im vollen Sinne des Wortes.

Die pfaffen weltlicher er
begirig.
Frantzen clag zu gott.

Christus hat weltlich eer
geflohen.
668

D4b
Stoltz und übermuot der
pfaffen.

Der geistlichen gebreng.
 
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