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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0430
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426

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

Gytigkeit der geystlichen.
667

D3b

die reychen.

Die pfaffen unersettlich.

wie die pfaffen zu halten.

D4a

gar gut dunckt und berümbt sich in einem geistlichen und Christlichen
stoltz seiner marter und anfechtung, do er den Corinthiern erzelet88,
wie offt er gegeiselt, versteinet, gefangen und geschlagen sey, und was
er gelitten hab umb der warheit und Christus willen. Und die Aposteln,
als Lucas schreybt am v. cap. [41] im buch der Apostelngeschicht, als 5
sie einsmals von den Bischoffen und öbersten geschlagen waren, giengen
sie mit guttem mut von in und freüweten sich, das sie wir dig wären worden, umb
Christus willen schmach leyden. Aber yetzund förcht man den Bapst und
nit gott. Und darumb seind leider wenig, die uns frey die warheit ver-
künden. Es wöllen auch die pfaffen sanct Paulus ler in dem vorigen | 10
spruch, do er in von der geytzigkeit sagt, nit annemen, sunder bleyben,
wie sie seind, und als die, von den Christus sagt Luce am xx. [47]: Sie
ver | schlinden die heüser und narung der armen witwen.
K. Das thun sie warlich. Und uns armen leüt schätzen sie biß uff den
grad89, thund anders nit, dann als wölten sie es gar haben. Wiewol doch 15
Christus das hymelreych gar theür hat gemacht den, die allein nach
zeytlichem reychtumb trachtn, do er sagt (als ich hör) : O wie schwärlich
werden die, so ir vertrauwen uff das gelt setzen, ins reych der hymel
geen. Und meynt, es sey müglicher einem kämelthier durch ein nadelör
zu geen dann eim reychen zu hymel90. Darbey mag ich mein meynung 20
auch sagen. Ich glaub müglicher sein, das mein apffelgraw pferd schrey-
ben und lesen lerne, dann das unsere pfaffen und bischoff (wie die
yetzund leben) selig werden.
F. Noch gösser ist, das sie in mit nichts benügen lassen, sunder ir
sack hat keinen boden. Darumb mag ich zu in sagen, wie ich von Hutten 25
hör, das der poet Plautus91 sprech zu den geytzigen frawen: »Das mör
ist nit das mör, ir seyt das aller geytzigst mör.«
K. Ja, fürwar seind sie mit dem mör zu vergleychn, dann wie alle
wasser darynfliessen und mögen es doch nymmer erfüllen, also nemen,
ziehen, reyssen, rauben, ropfen und stelen die pfaffen täglich, noch 30
werden sie nitt erfült oder ersettiget, sunder forderen yemer noch mer.
F. Es wär wol billich, das diejhenen, so dem altar dienen, auch von
dem altar (wie Paulus sagt) lebten. Dann er schreybt also zu den Corin-
thiern [ 1 Cor 9,14]: Der herr hat es verordenet, das die das Ewangelium verkünden,
sollen von dem Ewangelio leben. Aber dise nemen nit ir notturft, sunder 35
suchen überfluß und thundw doch nit darneben, das sie schuldig seind.
Dann die unsere fleischliche ding, das ist weltliche gütter, von uns
schneyden wöllen, seind schuldig dargegen geistliche | ding, das ist.

w) thun B.

88. Vgl. 2 Cor 11, 23fr.
90. Mt 19, 23-24.

89. Einem alles abnehmen bis auf die Knochen.
91. Asinaria, v. 136.
 
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