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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0443
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS

439

vertilget hat150, dann er hat in dem recht bedacht, den grund aller miß-
glauben von denselbigen gleyßnern kommen, Und das sie nymmer zu
ersettigen seind. Dann gibt man in schon uff einen tag genug, das sie
selbs verjehen151, sie haben genug, so hören sie doch nit auff zu betlen
und nemen, das sie noch mer clöster bauwen Und also haben sie kein
ende dann die zerstörung, Und wo die nitt bald kompt, muß die Christen-
lich welt durch sie verarmen.
Karsthans. Hierumb gelaub ich von nöten sein, das in Teütschland
dergeleychen auch wie in Behem gescheh.
Frantz. Und das alle geystliche stifft und Clöster, auch die ewigen
ge | dächtnüß (als sie die nennen) und jarzeyt begängknüß132 gantz
abgethon werden, dann durch solliche seind wir, zuvoran der gemeyn
adel, uff das höchst beschwärt und in armut gesetzt und müssen noch als
ye mer und mer abnemen153. Wiewol etliche thorechte uß irer unwissen-
heit sagen, die Thumbstifft seyen Spitäl des Adels, und wöllen nit
erkennen, das sie mer raubheüser des Adels seind. Dann erstlich haben
unsere alten die pfrunden gestifft, darnach haben die pfaffen ye mer und
mer (wie sie noch thun) von uns an sich erwuchert und gekaufft. Vil
nemen uns auch die Bischoff mitt gewalt. So thut kein Edelman yetzund
seinen sun uff ein stifft, er gab im sänffter134 ein weyb und ließ in sich
neren, wie er mit eren möcht, und als mancher armer thun muß. Dann
die pfrunden muß man zu Rom kauffen, dartzu erwerben sie am meisten
teyl die Curtisanen, den muß man darnach pension geben, also kostet
es gar vil, einen jungen in Teütschland uff ein stifft zu bringen, dann alda
wil bereit gelt sein, das nit yederman alwegen haben mag, er wöll dann
sein grossen schaden thun, äcker, wisen, weingärten, höf oder dorff
verkauffen oder versetzen. Seind dises Spitäl des Adels? Ja, mer mögen
es genant werden Spitäl der verräterischen Curtisanen und Romanisten 135?
die werden den meisten teyl darin versehen, haben auch das regiment
in allen stifften, und kompt durch sie das gelt gen Rom.
K. Etwan hab ich gehört, die pfaffen wären lang gerecht verjagt,
wann der adel thät, dann sie sagen, ir wölt nit wider eüwere freünd
thun.
F. Wol mag also darvon geredt werden, es mögen auch etliche un-
weysen (wie ich vor gesagt) anders nit wenen, dann wir seyen zumal
wol daran mit den stifften, aber warlich zu reden, ist nyemant in Teütsch-

Geistliche stifftung abthuon.
F4b

Die thumstifft spitäl des
adels.

Curtisanen uff den stifften.

Der Adel bangt den
pfaffen an.

150. Vgl. Hutten, Böcking IV, 354-55 (Monitor secundus).
151. Zugestehen.
152. Feierliches Begehen der alljährlich wiederkehrenden Erinnerungstage an
Todesfälle.
153. Vgl. dagegen Luther, WA 6, 451-52 (An den christlichen Adel).
154. Besser.
155. Vgl. P. Kalkoff: Ulrich von Hutten und die Reformation. 1920. S. 95.
 
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