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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0444
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440

MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

G1a
Untreüw der pfaffen.

678
Fürsten mit den pfaffen.

Das gelt gen Rom.

Der stifft Meintz.

Meintz die statt.
Franckenland.

G1b

Gots straf langsam und
scharpff.

landt, | den die pfaffheit väster beschwärt dan den gemeynen adel.
Es seind auch die thumherren irenn eygen freünden untreüw und allweg
ziehen sie den ab und iren kirchen zu. Aber wann sie krieg und not
haben, wissen sie uns wol anzurüffen, und alßdann seind wir ire freünd.
Hierumb wil ich es nit hindern, gang wann es wöll. Acht auch nit, das 5
yemant redlichs oder verstendigs unnder | uns vast darwider sein werd.
Aber von den Fürsten, die auch vetter und brüder haben uff den Stifften
und zu Bischoffen, weiß ich nit zu sagen, die möchten wol ein hindernüß
thun.
K. Im sey, wie im wöll, so solt die gemeyne sach vorgeen, und solt 10
keinem sein freünd oder eygen nutz lieber sein dann das gantz vatter-
land und gemeyne wolfart. Aber under allem wundert mich vast und
seer, das man nit erkennen wil den grossen raub, den die Rhömer järhch
von uns nemen für die pfrunden, die wir von in kauffen müssen, und
die Bischoffmäntel, ablaß und ander ding, das ich alles uff ein unspräch- 15
lich groß gelt schätzen höre 156. So sich ich, das der stifft Meintz dardurch
verdorben ist, das man inwendig menschengedächtnüß syben Bischoffs-
mäntel hatt kauffen müssen157, und geet derselbig schad über niemant
mer dann über das arm gemeyn volck, das muß ein schatzung über die
andern dartzu geben, noch dannocht hat man bißhär gedult gehabt, 20
und wil nyemant sich wider die beschwärung setzen. Es ist auch die arm
statt Meintz dardurch in grund verdorben, noch mag sie die pfaffen bey
ir leyden. Dergleychen ist das Franckenland mit pfaffen besteckt und
besetzt, von den es täglich ye mer und mer uff das ausserst beschwärt
würt, noch wil man nitt nach rhat denckn, wie dem land geholffen 25
werde. Aber wen sol | wunder nemen, das die schandthafftigen pfaffen
von den leüten nit gestrafft werden, so sie auch gott nit straffet?
F. Gottes straff ist langsam, sie ist aber scharpff und geschwind,
wiewol ich auch offt ungedult hab in disem handel. Und wann ich sich,
das sie bey irem sündigen leben so gute ruw und was ire hertzen begeren 30
habn, rüff ich mit dem propheten Hieremia [12,1]: Warumb haben die
ungütigen glück in irem leben ? Aldo das gesetz übertretten und wider gott
seind, den gat es wol. Etwan würd ich auch erzürneto und schrey mit
dem propheten Abacuck [1,13]: Herr, warumb sichst du an diejhenen, die
dich verachten ? und schweygst, wann der ungerecht den gerechten under tritt. 35

n) iten A. - o) erzürnt B.
156. Vgl. Luther, WA 6, 421 (An den christlichen Adel).
157. Diese Tatsache führte auch Wimpfeling in seiner Denkschrift für den Kirchen-
reformplan Kaiser Maximilians 1510 an. Ein Auszug dieses Gutachtens wurde 1520
bei Lazarus Schürer in Schlettstadt gedruckt; vgl. W. Köhler: Die Quellen zu Luthers
Schrift »An den christlichen Adel deutscher Nation«. 1895. S. 154-170; und H.Ulmann:
Maximilians Kirchenreformplan. ZKG 1879, S. 199-219.
 
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