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1. ein sehr väterlicher ratschlag
Darauß nimpt der gut gsel, das die Protestierenden, die ein mal das joch der
gehorsam abgeworffen haben, nit begeren, das der Bapst reformiert, sonder
abgethon, die mißbreuch des bäpstlichen stuls nit hingenommen, sonder der
selb stul gar zerbrochen werd. Die heyligen Canones verbieten, das man den
Bapst den obersten bischoff oder ein fürsten nennen sol, vnd geben jm nit
mehr zu, dann das man jn ein bischoff des ersten oder fürnemsten stuls nenn.
Dann die heyligen bischoff, die sollichs geordnet, haben auß der übung erfaren,
das einem menschen die regierung der gantzen kirchen zu schwer wurd
sein, so einer allein solt den verstand, verwaltung vnd auffsehens auff sich laden.
Aber wolt Gott, es wer einer zu Rom oder an einem andern ort, der mit
Paulo die sorg aller kirchen möcht auff sich nemen vnd tragen.
Dann welcher also geschickt wer, das er seinen gwalt zur auffbawung vnd
nicht zum | B2a | fahl der kirchen brauchet, den andern bischoffen jre ämpter
zu volfüren fürderlich vnd nit hinderlich wer, so wurden die Protestierenden
mit der thatt auch anzeygen, das sie nit begerten, keinen bapst zu sein, sonder
ein reformierten vnd warlich höchsten, deren er jetz keiner ist, das sie nit begerten,
das der bäpstlich stul zerbrochen, sonder gebessert wurd, der jetz mit
tausenterley vnfletigkeiten besudelt vnnd beschissen von den heiligen Aposteln
genommen vnd dem teufel zugeeygnet ist. Das wer der welt langest geoffenbart
worden, wa die Römisch tiranney, die vff eitel finsterniß gefestigt
ist, das nit hindert, das vorlangest ettlich gottselige versamlungen von den
Protestierenden gehalten, am liecht vnd den leuten vor augen werend.
Darwider solt mann eröhrtern, wie vil samlungen die Bäpstischen in nächst
verschinen zwentzig jaren zu vndertruckung des Euangelii gehalten haben, so
wurd man wol sehen, nach was reformatz sie gedächten oder leiden möchten.
Doch seind jre dück deßhalben nit gar verborgen etlichen tapffern vnd weidlichen
¹ leuten, die wol erkennen, das sie kein bistumb, weder das höchst
noch das niderst, begern, sonder das aller bischofflicher standt gestürtzt vnd
hingenommen vnd vnder dem selben namen ein Antichristische tiranney befestigt
wird. | B2b | Ob sye aber den wolstandt des Bäpstlichen stuls begern
oder nit, das wirt daher offenbar, das sye nit allein die heylige leer der Aposteln
nit selbs leren oder zum wenigsten zuleeren verschaffen, sonder sy bera
ᵉ uben die ellenden gemüter der menschen mit schantlichen gottlosen lugen,
damit sye die gewissen verderben. So üben sye auch kein rechte oder heylsame
zucht, sonder verwüsten alle weltt mit vnzalbaren schandtlichen Exempeln.
1. stattlichen, tüchtigen. Götze, S.225.
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1. ein sehr väterlicher ratschlag
Darauß nimpt der gut gsel, das die Protestierenden, die ein mal das joch der
gehorsam abgeworffen haben, nit begeren, das der Bapst reformiert, sonder
abgethon, die mißbreuch des bäpstlichen stuls nit hingenommen, sonder der
selb stul gar zerbrochen werd. Die heyligen Canones verbieten, das man den
Bapst den obersten bischoff oder ein fürsten nennen sol, vnd geben jm nit
mehr zu, dann das man jn ein bischoff des ersten oder fürnemsten stuls nenn.
Dann die heyligen bischoff, die sollichs geordnet, haben auß der übung erfaren,
das einem menschen die regierung der gantzen kirchen zu schwer wurd
sein, so einer allein solt den verstand, verwaltung vnd auffsehens auff sich laden.
Aber wolt Gott, es wer einer zu Rom oder an einem andern ort, der mit
Paulo die sorg aller kirchen möcht auff sich nemen vnd tragen.
Dann welcher also geschickt wer, das er seinen gwalt zur auffbawung vnd
nicht zum | B2a | fahl der kirchen brauchet, den andern bischoffen jre ämpter
zu volfüren fürderlich vnd nit hinderlich wer, so wurden die Protestierenden
mit der thatt auch anzeygen, das sie nit begerten, keinen bapst zu sein, sonder
ein reformierten vnd warlich höchsten, deren er jetz keiner ist, das sie nit begerten,
das der bäpstlich stul zerbrochen, sonder gebessert wurd, der jetz mit
tausenterley vnfletigkeiten besudelt vnnd beschissen von den heiligen Aposteln
genommen vnd dem teufel zugeeygnet ist. Das wer der welt langest geoffenbart
worden, wa die Römisch tiranney, die vff eitel finsterniß gefestigt
ist, das nit hindert, das vorlangest ettlich gottselige versamlungen von den
Protestierenden gehalten, am liecht vnd den leuten vor augen werend.
Darwider solt mann eröhrtern, wie vil samlungen die Bäpstischen in nächst
verschinen zwentzig jaren zu vndertruckung des Euangelii gehalten haben, so
wurd man wol sehen, nach was reformatz sie gedächten oder leiden möchten.
Doch seind jre dück deßhalben nit gar verborgen etlichen tapffern vnd weidlichen
¹ leuten, die wol erkennen, das sie kein bistumb, weder das höchst
noch das niderst, begern, sonder das aller bischofflicher standt gestürtzt vnd
hingenommen vnd vnder dem selben namen ein Antichristische tiranney befestigt
wird. | B2b | Ob sye aber den wolstandt des Bäpstlichen stuls begern
oder nit, das wirt daher offenbar, das sye nit allein die heylige leer der Aposteln
nit selbs leren oder zum wenigsten zuleeren verschaffen, sonder sy bera
ᵉ uben die ellenden gemüter der menschen mit schantlichen gottlosen lugen,
damit sye die gewissen verderben. So üben sye auch kein rechte oder heylsame
zucht, sonder verwüsten alle weltt mit vnzalbaren schandtlichen Exempeln.
1. stattlichen, tüchtigen. Götze, S.225.
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