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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0061
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

Als aber die Bäpstler (die kein besserung jres schantlichen lebens tulden
künden vnd deßhalben jre laster nit rüglen dorfften lassen, die schantlicher in
der kirchen nie gewesen seind) tausenterley weg suchten, wie sie nit allein ein
gmein, sonder auch ein sonder lands Consilium hinderten, vnd doch stäts der
Teutschen vnd anderer völcker spotten mit der verheissung eins Consilii, Da
hat zu letst die ständ des heiligen reichs für gut angesehen, das, so der Bapst
nit inn einer bestimbten zeit ein Consilium zusamen berüfft, das sie selbs ein
versamlung machten, damit jren kirchen geholffen wurd.

Das ist der er- | C4a | schröcklich abfall von dem Römischen stul, ab dem
sich der elend mensch so übel gehebt. Aber dise heiligen vorfechter der kirchen
nemen nit war, das in geystlichen vnd weltlichen rechten (wie manß
nennt) erkant ist, das alle jar inn allen landen Consilia gehalten sollen werden,
so offt sich etwas einreißt, das zu bessern ist. Wolt dann der schad weiter außbrechen,
als dann sol man ein gmein Consilium berüffen. Wa nu der römisch
bischoff ein rechter bischoff sein wolt, so wer er auch mit denen erkantnissen
verhafftet vnd regiert auch sein kirchen darnach, dweil ers aber mit füssen
tritt, was sol man jm thun? Dazu so haben etwann die Keiser die allgmeinen
Consilia der kirchen außgeschriben; denen waren denn all bischoff, auch der
Römisch, gern gehorsam; yetz darff ein Keiser auch nit ein sonder lands Consilium
verordnen, wenn wir jnen glauben.

Jch bekenn wol, das – dweil zu Rom noch ware bischoff geweßt seind vnd
der selb stul auch allwegen für den fürnemmsten stul gehalten ist worden –
kein groß Consilium on jr vorwissen gehalten ist worden, das haben aber die
schergen der römischen tirannei dahin gezwungen vnd zwingens noch heut
diß tags dahin, als solt gar kein versamlung von der kirchen zusamen kommen,
es gfiel dann den ölgötzen zu rom, das ers mit seiner verwilligung bestä-
tiget. | C4b | Dazwischen dweil jr fürnemen ist, alle ding nach jrem mutwillen
zu verkeren, on angesehen alles rechts, mit verachtung aller straff, ongeachtet
aller erbarkeit, on alle scham oder forcht weder Gottes noch der menschen,
allein darumb, das sie jre vnsynnige herrschafft erhalten mögen. Wer wolt sich
diß bereden lassen, das diser sich jmmer mehr in eyn frey Concilium begeben
werd, da man in den rechten nach frag, wie er rechenschafft seines ampts geben
künde.

So bald man eins Consilii nit mer dann ¹ gedenckt, so erzittert er gleich,
wie ein ander tyrann, ein Dionisius etwa oder Phallaris, thetten, so das volck
einander an schry, freiheyt zu erlangen. Warumb ist es sunst, so jetzundt lang
alle welt von viler wichtiger vrsachen wegen nach einem Consilio schreit, das
er nit allein keins mit ernst zusamen berüfft, sonder, wa er sicht, das die kirchen
zusamen kommen, so wehret er, so vast er jmmer mag? Was wil er doch
zuletst damit? Namlich, das die kirchen sehen oder hören vnd auch dazu still
schweigen müssen, das er sie mitt seiner beschissenen heiligkeyt vexier, plag

1. nit mer dann: auch nur.

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